Nahwärme – Definition, Funktion, Kosten

Während Fernwärme für größere Städte infrage kommt, ist Nahwärme in vielen kleineren Ortschaften die sinnvollere Wärmelösung. Wann sich der Anschluss wirtschaftlich lohnt, hängt von zahlreichen Faktoren ab.

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Nahwärme ist Wärmeversorgung über kurze Distanzen 
  • Nutzung erfüllt die gesetzlich erforderliche 65-Prozent-Regel
  • Kosten hängen stark von der Region und Preisgestaltung ab 
  • Anschluss an ein Wärmenetz staatlich gefördert

Was ist Nahwärme?

(c) co2online.de | Kangu Design / Daniel Schmidt

Unter Nahwärme verstehen Fachleute die Wärmeversorgung eines Gebietes über verhältnismäßig kurze Distanzen. Die Gebiete sind meist Wohnviertel oder Industrieparks. Die Wärme kann aus verschiedenen Quellen stammen. Häufig verwendete Quellen sind erneuerbare Energien wie Biomasse, Solarenergie und Geothermie. Die Heizzentrale sind häufig KWK-Anlagen, und/oder Großwärmepumpen.

Nahwärme und Fernwärme – wo ist der Unterschied?

Nahwärme und Fernwärme unterscheiden sich in ihrer Reichweite und Struktur. Nahwärme bezieht sich auf kleinere lokale Netzwerke, die Wärme über kürzere Distanzen liefern, typischerweise innerhalb eines Wohnviertels oder eines kleinen Industrieparks. Fernwärme hingegen deckt größere Distanzen und kann ganze Städte oder Stadtteile versorgen. Nahwärmenetze sind aufgrund ihrer lokalen Begrenzung oft kleiner und weniger komplex als Fernwärmenetze.

Auch die Temperaturen in Nah- und Fernwärmenetzen variieren je nach Bedarf und Auslegung des Systems.

  • In Fernwärmenetzen sind sie oft höher, typischerweise zwischen 70 Grad Celsius und 130 Grad Celsius.
  • Nahwärmenetze arbeiten häufig mit niedrigeren Temperaturen, oft zwischen 55 Grad Celsius und 90 Grad Celsius, was für die kürzeren Distanzen innerhalb der Netzwerke ausreichend ist.

Wie funktioniert Nahwärme?

Die Funktionsweise eines Nahwärmenetzes lässt sich in ein wie folgt abbilden: 

  • Wärmeerzeugung: In einer zentralen Heizzentrale wird die Wärme erzeugt, oft durch erneuerbare Energien wie Solarthermie oder Geothermie, aber auch durch Blockheizkraftwerke oder andere Wärmeerzeuger.
  • Wärmeverteilung: Das erzeugte heiße Wasser wird über ein verzweigtes System von gut isolierten Rohrleitungen (das Nahwärmenetz) zu den angeschlossenen Gebäuden transportiert. 
  • Wärmeübergabe: In jedem Gebäude befindet sich eine Hausübergabestation (auch Fernwärmestation genannt), die die Wärme aus dem Nahwärmenetz aufnimmt und über einen Wärmetauscher an den internen Heizkreislauf des Gebäudes überträgt. 
  • Rücklauf: Das abgekühlte Wasser fließt über den Rücklauf zurück zur Heizzentrale, wo es wieder erwärmt wird. Danach beginnt der Kreislauf von Neuem.

Wie ein Nahwärmenetz funktioniert, veranschaulicht die folgende Infografik:

Was sind die Vor- und Nachteile von Nahwärme?

Nahwärme gilt oft als Alternative zu klassischen dezentralen Heizsystemen wie einer Gas- oder Ölheizung. Der Vergleich bezieht sich daher auf diese genannten Wärmeerzeuger.

Vorteile von NahwärmeNachteile von Nahwärme
Effiziente und umweltfreundliche Wärmeversorgung durch Nutzung erneuerbarer Energien und Abwärme Anschlusspflicht an das Nahwärmenetz, d. h. der Wärmeanbieter kann nicht gewechselt werden
Hohe Effizienz der zentralen Heiztechnik, insbesondere bei Blockheizkraftwerken, die Strom als auch Wärme erzeugenOft langfristige Vertragsbindungen von bis zu zehn Jahren 
Keine Notwendigkeit individueller Heizkessel in den Gebäuden, was Investitionskosten spart Geringere Flexibilität bei der Anpassung der Wärmeabnahme 
Hauseigentümer*innen erfüllen die gesetzlich geforderte 65-Prozent-RegelDie Einrichtung ist meist nur in geeigneten Gebieten oder bei Vorhandensein entsprechender Energiequellen möglich.
Möglichkeit der Nutzung von Abwärme aus naheliegenden Quellen zur Steigerung der Gesamteffizienz

Was kostet Nahwärme?

Die Kosten für Nahwärme können je nach Umfang, Region, Technik und weiteren Faktoren variieren. Sie lassen sich aber in Anschaffungs- und Betriebskosten unterteilen.

Anschlusskosten für Nahwärme

Für den Anschluss an das Nahwärmenetz erheben die Energieversorger meist Pauschalen. Diese richten sich unter anderem nach der Entfernung vom Gebäude zum vorhandenen Netz und nach der Anschlussleistung. Zwei Beispiele zeigen, welche Preisgestaltung möglich ist:

  • Bei den Stadtwerken Dorfen in Bayern beispielsweise kostet der Anschluss 12.495 Euro für eine Anschlussleistung von bis zu 40 kW. Wird mehr Leistung benötigt, steigen die Anschlusskosten auf 13.090 Euro brutto.
  • Im hessischen Amöneburg hingegen müssen Interessenten einen Genossenschaftsanteil in Höhe von 6.000 Euro entrichten, um an das Nahwärmenetz angeschlossen werden zu dürfen. Sie müssen zudem den Anschluss der Hausübergabestation (HÜS) an das vorhandene Heizungssystem bezahlen. Kostenpunkt: etwa 2.500 Euro.

Eine bundeseinheitliche Preisgestaltung ist aus vielen Gründen nicht möglich. Wer den genauen Preis wissen möchte, muss sich an den ortsansässigen Energieversorger wenden.

Laufende Kosten für Nahwärme

Die laufenden Kosten für die Nahwärme setzen sich aus dem Leistungspreis oder Grundpreis (Euro pro kW pro Jahr) und dem Arbeitspreis (Cent pro Kilowattstunde) zusammen. Der Leistungspreis wird nach der vertraglich vom Fernwärmelieferant vereinbarten vorzuhaltenden maximalen Wärmeleistung berechnet (Kilowatt).  

Förderung für Nahwärme

Ob nah oder fern: Der Anschluss an ein Wärmenetz wird staatlich gefördert. Die Grundförderung beträgt 30 Prozent. Zu den förderfähigen Komponenten für den Anschluss bzw. die Erneuerung eines Anschlusses an Gebäude zählen:

  • Wärmeverteilung nur auf dem Grundstück des angeschlossenen Gebäudes
  • MSR: Mess- Steuer- und Regelungstechnik
  • Wärmeübergabestationen
  • Umfeldmaßnahmen

Die Details finden sich in der Richtlinie für die Bundesförderung für effiziente Gebäude.

Wie sicher ist Nahwärme?

Nahwärme ist im Allgemeinen sicher und zuverlässig, vorausgesetzt, die Netzwerke und Anlagen sind ordnungsgemäß konzipiert und gewartet. Die Systeme sind in der Regel robust und weniger anfällig für externe Schwankungen wie Wetterbedingungen. Zusätzlich wird durch regelmäßige Überwachung und Wartung die Sicherheit weiter erhöht. Lokale und erneuerbare Energiequellen in einem Nahwärmenetz zu nutzen, kann auch das Risiko von Versorgungsunterbrechungen verringern, die durch externe Energiepreisschwankungen oder geopolitische Unsicherheiten verursacht werden.

Wie wird ein Nahwärmenetz gewartet?

Die Wartung eines Nahwärmenetzes umfasst regelmäßige Inspektionen und Instandhaltungsarbeiten an den Hauptkomponenten wie Rohrleitungen, Wärmeerzeugern und Pumpen. Dazu gehören:

  • Überprüfung auf Leckagen,
  • die Reinigung und Wartung der Heizanlagen sowie
  • das Monitoring des Systems zur Früherkennung möglicher Probleme

Die Wartung wird typischerweise von spezialisierten Technikerteams durchgeführt, um Effizienz und Zuverlässigkeit des Systems sicherzustellen und Ausfälle zu minimieren.

Was passiert mit dem Nahwärmevertrag, wenn die Immobilie verkauft wird?

Wenn Hausbesitzer*innen ihr Haus verkaufen, wird der Nahwärmevertrag normalerweise mitübertragen. Da die Wärmeversorgung oft eng mit der Immobilie verbunden ist, ist sie Teil des Eigentumsübergangs. Der/die neue Eigentümer*in übernimmt dann die vertraglichen Pflichten und Rechte. Es ist wichtig, diese Details im Verkaufsprozess zu klären und im Kaufvertrag entsprechend zu dokumentieren, um sicherzustellen, dass alle Parteien über die Fortführung des Nahwärmevertrags informiert sind.

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