Grauwasser: Definition, Recycling & Sparpotenzial

Ein Großteil des täglich verwendeten Trinkwassers fließt nur gering verschmutzt als Grauwasser in den Abfluss. Das ist nicht nur kostspielig, sondern im Hinblick auf die zunehmende Wasserknappheit eine reine Verschwendung. Besser ist es, das Grauwasser korrekt wiederaufzubereiten und es ein zweites Mal zu nutzen. Lesen Sie, wie das funktioniert, wofür man es verwenden kann und wann sich eine solche Anlage lohnt.

WasserCheck

Das Erwärmen von Wasser benötigt außerdem viel Energie und verursacht CO2. Mit diesem Online-Check können Sie Ihren Warmwasserverbrauch mit Durchschnittswerten vergleichen.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick:

  • Grauwasser ist leicht verschmutztes Wasser
  • Grauwasser lässt sich für Toilettenspülung, Gartenbewässerung usw. verwenden
  • Nutzung senkt Wasserkosten und entlastet das Klima
  • Kosten für Grauwasseranlage ab 5.000 Euro
  • Für Reisemobile gibt es offizielle Entsorgungsstellen

Grauwasser – Was ist Grauwasser?

Grauwasser ist häusliches Abwasser, das frei von Fäkalien und grobem Schmutz wie Speiseresten ist. Es entsteht etwa beim Duschen, Baden, Händewaschen oder Wäschewaschen. Laut Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung fallen in einem wassersparenden Haushalt täglich 55 Liter Grauwasser pro Person an. Grauwasser ist nicht zum Trinken geeignet.

Küchenabwasser gelten aufgrund der hohen Belastungen nicht als Grauwasser. Auch das Klowasser zählt nicht dazu. Für Letzteres gibt es die Bezeichnung „Schwarzwasser“.

Wasserhahn Badewanne

Grauwassernutzung – darum lohnt es sich

Ähnlich wie beim Regenwasser ist das Nutzen von Grauwasser sinnvoll, um den Trinkwasserverbrauch in Gebäuden zu reduzieren. Das hilft nicht nur, die Kosten für den Wasserverbrauch zu senken. Die Wiederverwendung von Grauwasser bedeutet gleichzeitig auch weniger Abwasser, das ins Klärwerk und in die Gewässer fließt. Das wiederum entlastet die städtischen Wasserversorger, die aufgrund des Klimawandels immer mehr damit zu kämpfen haben, eine ausreichende Wasserversorgung zu gewährleisten. Wie Grauwasser und Klimafolgen zusammenhängen, sehen Sie im folgenden Video.

3 triftige Gründe, Grauwasser zu nutzen

Einige Gründe für die Grauwassernutzung wurden bereits genannt, im Folgenden werden drei von ihnen genauer beschrieben.

1. Grauwassernutzung senkt Wasser- und Abwassergebühren

Nicht nur für das Trinkwasser verlangen örtliche Wasserversorger Gebühren, sondern auch für das Abwasser. Alles in allem kostet ein Liter kaltes Wasser circa 0,44 Cent und ein Kubikmeter 4,40 Euro. Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 46,5 Kubikmeter sind es 205 Euro im Jahr, die Verbraucher*innen fürs Wasser zahlen müssen. Wer das Grauwasser zweimal nutzt, senkt die Wasserkosten um bis zu 40 Prozent.

2. Grauwassernutzung entlastet die Umwelt

Bis das Trinkwasser sauber aus dem Hahn strömt, hat es in der Regel eine lange Reise durch den Wasserkreislauf hinter sich. Damit dieser funktionieren kann, sind viele ressourcenintensive Prozesse notwendig. Wer das Grauwasser direkt vor Ort recycelt, trägt dazu bei, dass weniger Energie für die oben genannten Prozesse verwendet werden muss.

3. Grauwassernutzung ist sicher und teilweise förderfähig

Moderne Systeme für Grauwassernutzung sind sicher und erfüllen in der Regel alle Anforderungen. Außerdem werden sie in einigen Fällen auch von Land oder Kommune gefördert, wie etwa in Bremen oder in der Stadt Heidelberg. Es lohnt sich also, nach regionalen Förderungen zu schauen. Eine bundesweite Förderung für solche Anlagen gibt es aktuell nicht. Aufgrund der zunehmenden Wetterextreme ist die Einführung neuer Fördertöpfe aber nicht ausgeschlossen.

Einsatzbereiche für Grauwasser

Ähnlich wie Regenwasser lässt sich Grauwasser für unterschiedliche Zwecke einsetzen. Die häufigsten Nutzungsmöglichkeiten sind:

  • Grauwasser für Gartenbewässerung: Das Grauwasser lässt sich nach einer ordnungsgemäßen Aufbereitung meist ohne Probleme zum Gießen verwenden. Durchschnittlich verbraucht die Gartenbewässerung in Deutschland bis zu 80.000 Liter pro Haushalt. Mit der gleichen Menge Grauwasser lassen sich hier viel Geld und CO2 sparen.
  • Grauwasser für Toilettenspülung: Für die Toilettenspülung kann Grauwasser ohne Einschränkungen genutzt werden. Um Ablagerungen und Verfärbungen zu vermeiden, ist es ratsam, die Toilette einmal im Monat kräftig mit warmem Wasser durchzuspülen.
  • Grauwasser zum Wäschewaschen und Putzen: Auch zum Wäschewaschen eignet sich Grauwasser, sofern es richtig aufbereitet wurde. Das Gleiche gilt für die Nutzung als Reinigungsflüssigkeit

Grauwasseraufbereitung – Techniken und Kosten

Für das Aufbereiten von Grauwasser gibt es technisch unterschiedliche Ansätze: Meist wird zwischen Direktverwender-Systemen und Rückhalte-Systemen unterschieden. Je nach Leistung, Aufbereitungsqualität und Größe kommt die jeweils passende Technik zum Einsatz.

Aufbau einer Grauwasseranlage

Eine Aufbereitungsanlage für Grauwasser besteht in der Regel aus zwei Tanks, einer Pumpe und einem vom Trinkwasser unabhängigen Leitungssystem. Letzteres ist wichtig, damit es nicht zu einer Verunreinigung des Trinkwassers kommt. Im ersten Tank wird das leicht verschmutzte Wasser biologisch und physikalisch aufbereitet.

  1.  Im ersten Schritt zersetzen Mikroorganismen einen Großteil organischer Rückstände wie Seife, Fette, Haare und Öle.
  2.  Im zweiten Schritt kommt ein extrem engmaschiger Membranfilter zum Einsatz. Er sorgt dafür, dass Keime und Bakterien zurückgehalten werden. Die Porengröße der Filter beträgt 0,00005 mm. Zum Vergleich: Bakterien sind etwa 0,001 mm groß.
  3. Im dritten und letzten Schritt wird das gereinigte Wasser in den zweiten Tank gepumpt. Dort kann es dann als sauberes Grauwasser für die Toilettenspülung oder andere Zwecke verwendet werden. Bei zu geringem Wasserstand wird der Tank mit Trinkwasser nachgefüllt. 
Schemata einer Grauwasseranlage(c) ewuaqua

Für wen lohnt sich eine Grauwasseranlage?

Entscheidend für die Wirtschaftlichkeit einer solchen Anlage ist der Wasserverbrauch. Hier gilt die Faustregel: Je höher der Wasserverbrauch, desto schneller rentiert sich eine Grauwasseranlage. Im Umkehrschluss heißt es, der Einsatz von Aufbereitungsanlagen ist in Haushalten mit mehreren Personen sinnvoller als in Single-Haushalten. Verfügt die Anlage über die Technik zur Wärmerückgewinnung, verkürzt sich die Amortisationsdauer.

Was kostet eine Grauwasseranlage?

Wer sich für eine Aufbereitungsanlage für Grauwasser interessiert, muss mit etwa 5.000 Euro Anschaffungskosten rechnen. Hinzu kommen die Kosten für die gesetzlich vorgeschriebene Installation durch eine Fachkraft in Höhe von etwa 500 Euro. Die tatsächlichen Kosten hängen jedoch von Hersteller, Größe, Technik und Region ab.

Außerdem fallen noch laufende Kosten für Wartung, Ersatzteile und Strom an. Genaue Angaben zu Kosten und Wirtschaftlichkeit kann in der Regel der/die Energieberater*in im Rahmen eines Besuchs geben.

Für unterwegs: Grauwasser entsorgen

Die Nutzung von Grauwasser mag in klassischen Wohnräumen ungewöhnlich sein. Schließlich kann man es ganz einfach im Abfluss entsorgen. Wer mit dem Wohnwagen verreist, für den gehört die Frage: „Wohin mit dem Grauwasser?“ jedoch fast zum Alltag dazu.

Grauwasser auf keinen Fall während der Fahrt entsorgen

Wer vor der Fahrt den Ablasshahn leicht öffnet, um das Grauwasser Stück für Stück zu entsorgen, macht sich strafbar. Schließlich enthält Grauwasser Rückstände, die weder in die Umwelt noch in das Grundwasser gehören. Die einfachste Art der Grauwasserentsorgung ist es, an die dafür geeigneten offiziellen Entsorgungsstellen zu fahren, um es dort zu entsorgen. Das Magazin Reise Mobil bietet einen aktuellen Bordatlas mit allen Entsorgungsstationen in Deutschland und Europa hier zum kostenlosen Download an.

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