Energieeffizient Leben im Altbau: bei Familie Krämer kein Widerspruch
Für Nanny und Michael Krämer war von Anfang an klar: „Wir kaufen eine Gebrauchtimmobilie und werten diese energetisch auf. Und zwar richtig.“ Denn mit Neubauten haben die Stadtplanerin und der Landschaftsarchitekt aus Nordrhein-Westfalen beruflich schon genug zu tun.
ModernisierungsCheck: Maßnahmen prüfen
Erfahren Sie, ob Ihr Energieverbrauch zu hoch ist – und welche Maßnahmen wie viel bringen. Nötig ist dazu Ihre Heizkostenabrechnung:
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Herford, Oktober 2018: Seit 2016 wollen Nanny und Michael Krämer mit ihren zwei kleinen Kindern umziehen – vorzugsweise in einen Altbau. Doch auch nach eineinhalb Jahren Suche haben sie noch immer nichts Passendes gefunden. Dann geht plötzlich alles sehr schnell und sie sind stolze Besitzer eines charmanten Altbaus, Baujahr 1928.
In einem Altbau leben heißt meistens auch, einen vergleichsweise hohen Energieverbrauch zu haben. „Doch das war für uns inakzeptabel – sowohl finanziell als auch in Bezug auf den Klimaschutz“, sagt Nanny Krämer. Für ihr 90-jähriges Haus schnüren sie daher ein Sanierungs-Komplettpaket: eine neue Heizung mit Solarthermie, ein neues Dach inklusive Dämmung sowie die Dämmung der Kellerdecke und der Fassade. Auch der Einbau einer kontrollierten Wohnraumlüftung gehört zum Sanierungskonzept – für ein gutes Raumklima und um Schimmel zu vermeiden.
Mit Energieberater und Fachleuten
Da alles sehr schnell gehen muss, lassen sich die beiden von ihrem Energieberater ein Lüftungskonzept erstellen. Von ihm kommt auch die Empfehlung, eine zentrale Anlage einzurichten. Der Typ Lüftungsanlage, der dann eingebaut wird, ist wiederum die Empfehlung ihres Handwerkers.
In der Bauphase sind Nanny und Michael Krämer jeden Tag vor Ort und begleiten vor allem den Einbau der Lüftung aktiv. Dabei gab es leider einige Schwierigkeiten bei der Kommunikation mit dem Energieberater bei der energetischen Bauleitung der Gesamtmaßnahme. Doch mit der Arbeit der ausführenden Firmen sind sie sehr zufrieden. Mit der Fachfirma besprechen sie genau, wo Decken- und Wanddurchbrüche gemacht werden und wo Lüftungsauslässe sein sollen. „Für uns war es wichtig, Lösungen zu finden, die die Möbelstellmöglichkeiten in den Räumen nicht so sehr einschränken“, erzählt Nanny Krämer. Der Einbau der Lüftungsanlage war „ein richtig massiver Eingriff in die Decken und Wände des Hauses“, sagen die Krämers rückblickend – mit viel Staub und Lärm. Die Umsetzung entspricht jetzt aber voll und ganz ihren Vorstellungen.
Expertentipp
Planen der Luftauslässe: „Durch die Verwendung von Weitwurfdüsen kann die Luft parallel zur Decke ohne Zugerscheinungen weit in den Raum eingebracht werden. Der Kanal kann gleichzeitig sehr kurz gehalten werden.“
Lüftungsanlage richtig planen
So früh wie möglich mit dem Thema beschäftigen
„Ich empfehle, sich so frühzeitig wie möglich mit dem Thema auseinanderzusetzen, am besten noch vor dem Kauf einer Immobilie. Nach dem Kauf geht meistens alles sehr schnell und dann hat man dafür keine Zeit mehr. Um uns einen Überblick zu verschaffen, haben wir damit angefangen, ganz oberflächlich Fachzeitschriften zu wälzen, zum Beispiel für die Frage, ob es eine zentrale oder dezentrale Lüftungsanlage sein sollte. Denn auch wenn wir aus der Planungsbranche kommen, fehlten uns die spezifischen Fachkenntnisse.“
Schimmel vermeiden
„Wir haben vorher in einer Mietwohnung gelebt, die nicht gedämmt war. Da gab es Betonfensterbänke, die Kältebrücken über den Heizungen gebildet haben. Im Herbst und Winter ist dort immer Schimmel entstanden. In unserem neuen Haus sollte das nicht mehr passieren – auch deshalb haben wir uns für den Einbau einer Lüftungsanlage entschieden.“
Gute Fachfirmen finden – mit Hilfe des Energieberaters
„Wir haben über unseren Energieberater, der auch gleichzeitig unser Bauleiter ist, eine Ausschreibung für jedes Gewerk gemacht. Er hat die örtlichen Fachfirmen angeschrieben, die auf energetisches Bauen spezialisiert sind und mit denen er sehr gute Erfahrungen gemacht hat. In einem ersten Gespräch waren wir dann auch überzeugt, dass sie unsere Wünsche umsetzen werden.“
Energieberater unterstützt bei Förderanträgen
„Die Förderanträge hat unser Energieberater eingereicht. Wir mussten natürlich ein bisschen was dazu beitragen, aber die Hauptanträge hat er ausgefüllt. Das war für uns eine zeitliche Erleichterung.“
Lüftungsanlage richtig einbauen
Den Einbau vor Ort begleiten
„Als die Lüftungsanlage eingebaut wurde, waren wir durchgängig vor Ort. Wir haben meistens einmal am Tag mit dem Projektleiter gesprochen, wo genau die Decken- und Wanddurchbrüche sein sollen, bevor die Handwerker losgelegt haben.“
Expertentipp
Außenluftansaugung: „Die Ansaugung der Außenluft sollte so geplant werden, dass möglichst „unbelastete“ Außenluft in die Wohnung gelangt wird. Ansaugöffnungen z.B. an vielbefahrenen Straßen sollten möglichst vermieden werden.“ Dipl. Phys. Oliver Kah – Passivhaus Institut
Bauarbeiten: viel Lärm und Dreck
„Los ging es mit den Durchbrüchen durch die Wand und durch die Decken. Dann haben die Handwerker die Kanäle zu dem Punkt im Haus verlegt, wo nachher die Lüftungsanlage hin sollte und die Lüftungsanlage angeschlossen. Ganz zum Schluss wurden die Abdeckklappen auf die Kanalöffnungen in den einzelnen Räumen montiert. Es war ein richtig massiver Eingriff in die Decken und Wände des Hauses. Das hätte ich wahrscheinlich nicht gemacht, wenn wir schon drinnen gewohnt hätten. Das ist ja nicht nur der Staub und Dreck, sondern auch der Lärm.“
Expertentipp
Installation der Luftkanäle: „Für die Sanierung gibt es inzwischen Lösungen, um die Installation von Luftleitungen zu vereinfachen. Es gibt Kanalsysteme für eine schnelle Montage (z.B. in Stuckoptik), die bereits geeignete Oberflächen für den Raumabschluss beinhalten. Eine zusätzliche Verkleidung der Luftkanäle entfällt hierdurch. Zudem werden sogenannte „aktive Überströmer“ von verschiedenen Herstellern angeboten. Dabei handelt es sich um kleine, leise Ventilatoren, die Räume ohne direkte Luftleitungen aus einem „Frischluftreservoir“ z.B. dem Flur mit Zuluft belüften. Mit dem Konzept können Zuluftleitungen zu ungünstig gelegenen Räumen vermieden werden.“
Lüftungsanlage: Nutzung und Alltagsfragen
Erfahrungen nach dem Einzug
Nach der intensiven Sanierungszeit hieß es für die Familie: ankommen im neuen Zuhause. Ein Jahr später ist die Familie Krämer sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Anlage lässt sich einfach bedienen, die Luftqualität ist gut und gerade an heißen Tagen bleibt die Innenluft durch die einstellbare Temperatur der Luftrückgewinnung konstant kühl. Die Krämers freuen sich, dass es während der gesamten Nutzungszeit bisher keinen Reparaturfall oder einen Ausfall der Anlage gab. Negativ finden sie nur, dass sie für den regelmäßigen Check der Anlage länger auf einen Termin bei der zuständigen Fachfirma warten müssen.
Expertentipp zur Wartung, wie bei Röwekamp
Wartung: „Zur regelmäßigen Wartung gehören der Filterwechsel und die Überprüfung des Kondensatablaufs. Der Aufwand dafür ist gering und kann bei den meisten Systemen nach einer Einweisung durch den Nutzer selbst durchgeführt werden. Bei Mietwohnungen übernehmen dies häufig Wartungsdienste.“
Stromverbrauch runter, Zufriedenheit hoch
Da die Krämers kein Energiesparkonto führen und auch keinen gesonderten Verbrauchszähler installiert haben, sind exakte Auskünfte zur Wirtschaftlichkeit der Lüftungsanlage nicht möglich. Aber über den Stromverbrauch der 4-köpfigen Familie freut sich Michael Krämer, denn der ist „im Durchschnitt dem eines Haushaltes mit 2 Personen vergleichbar“.
Zudem haben sie sich die Gesamtkosten der Sanierungsmaßnahme, inklusive der Lüftungsanlage, von ihrem Energieberater durchrechnen lassen. „Dadurch, dass wir jetzt Heizkosten sparen, kommen wir dank Förderungen nach zehn Jahren auf jeden Fall auf ein Nullsummenspiel – wenn nicht sogar auf ein Plus.“
Würden den Krämers sich noch einmal für eine kontrollierte Wohnraumlüftung entscheiden? Die Antwort der Familie ist kurz und eindeutig: „Ja!“
Expertentipp: Stromkosten der Lüftungsanlage
Der Stromverbrauch einer Wohnraumlüftung ist vergleichbar mit dem eines Haushaltskühlschranks. Abhängig von der Größe der Wohnung und der Effizienz der Anlage belaufen sich die Stromkosten auf etwa 40 bis 80 Euro im Jahr.
Autorin: Indra Jungblut