Wärmepumpe? Geht auch ohne großes Einkommen – und rechnet sich!

Familie Ney aus Berlin konnte noch nie große Sprünge machen. Nicht trotzdem, sondern gerade deshalb haben die Neys eine Wärmepumpe für ihre 90er-Jahre-Doppelhaushälfte installieren lassen. Weil sie Sicherheit und Unabhängigkeit bringt – und sich rechnet.

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Über das Haus

Doppelhaushälfte

Baujahr 1998

Wärmedämmung

Bereits vorhandene Fassaden- und Dachstuhldämmung ergänzt um Dämmung der obersten Geschossdecke in Eigenarbeit

HeiztechnikVor der Sanierung: Gastherme (Baujahr 1998 für Heizung und Warmwasser) und normale, wandhängende Heizkörper

Nach der Sanierung: Wärmepumpe mit Pufferspeicher, Flächenheizungen im Dachgeschoss
Warmwassererzeugung

über die Wärmepumpe

Verbrauch und Kosten

Vorher:

Kosten Heizung und Strom gesamt: 2.340 EUR

Strom: 6.000 kWh (1.320 EUR)

Gas: 15.000 kWh (1.020 EUR)

Nachher:

Kosten Heizung und Strom gesamt: 1.470 EUR

Wärmepumpenstrom: 4.965 kWh
(Netzbezug, Wärmepumpentarif: 1.310 EUR)

Haushaltsstrom:
Gesamtverbrauch: 5.114 kWh

Produktion PV-Anlage 8.170 kWh, davon Einspeisung ins Netz
4.864 kWh (Vergütung: 510 EUR)

Netzbezug: 1.839 kWh (670 EUR)

„Es geht viel mehr, als man denkt“

Berlin-Köpenick, 2023 „Es geht viel mehr, als man denkt, wenn man sich erst einmal gut informiert. Und es rechnet sich“, sagt Denise Ney mit Blick auf die energetische Sanierung ihres Hauses. Und sie muss es schließlich wissen: Sie ist gelernte Bankkauffrau, hat einen Abschluss als Diplom-Ingenieurin von der Technischen Universität Berlin arbeitet heute als Berufsschullehrerin für Mathematik und Wirtschaft. „Wenn ich eines gelernt habe, dann ist es rechnen“, sagt sie.

Die Finanzen der Familie hat sie sicher im Griff. Mit ihrem Mann Michael lebt die 58-Jährige in einer Doppelhaushälfte in Berlin-Köpenick; die erwachsenen Söhne des Paares haben inzwischen das Nest verlassen. Den Bau des Eigenheims im Jahr 1998 konnten die Neys nur mit Mühe stemmen. „Nichts ist uns einfach zugefallen“, lacht Denise, „auch das Haus nicht.“ Aber der Hausbau gelang – als „deutlich abgespecktere Variante der beiden Hälften“, wie sie sagt, und durch viel Eigenarbeit, einen langjährigen Kredit und einen Tauschhandel: Der Chef der Baufirma baute damals selbst und Michael packte auch dort mit an. „Mein Mann hat wochenlang Baugruben ausgehoben,“ erzählt Denise. Kein Wunder, dass das Haus der Familie sehr viel bedeutet: „Das ist unser Nest, was Bleibendes, vor allem Sicherheit für unsere Jungs: Hierhin können sie immer zurück.“ Und gerade jetzt, angesichts der explodierenden Mieten auch im Einzugsgebiet von Berlin, sei sie froh, nicht von Vermietern abhängig zu sein.

2017 begann die Familie, über eine energetische Sanierung des Hauses nachzudenken. Die Sorge um die Zukunft ihrer Söhne spielte für Denise eine Rolle, doch von klimabewegten Klischees war sie sehr weit weg, erklärt sie: „Was mich angetriggert hat, war nicht Greta Thunberg, sondern Alexander Gerst“, erzählt sie. „Als ich 2018 seine Botschaft aus dem All an seine künftigen Enkelkinder über die Gefährdung der Erde gesehen habe, habe ich Gänsehaut bekommen.“ So entschieden sich die Neys – nachdem sie bereits 2017 eine Photovoltaik-Anlage hatten installieren lassen – im Jahr 2022 für den Einbau einer Wärmepumpe. Dazu kamen die Dämmung der obersten Geschossdecke in Eigenarbeit und Flächenheizungen im Dachgeschoss. Auch diese umfassenden Sanierungsmaßnahmen musste Denise Ney genau kalkulieren, denn rechnen sollte sich das alles ja schon.

„Mit Photovoltaik wie blöde Geld gespart“

Wie also das Ganze finanzieren, ohne hohes Einkommen oder große Rücklagen? Klar war, dass den Kosten auf der einen Seite später deutlich geringere Ausgaben auf der anderen Seite gegenüberstehen würden. Also entschlossen sich die Neys dazu, Teile der angesparten Altersversorgung von Michael, Landschaftsgärtner im Ein-Mann-Unternehmen, aufzulösen. Denise Ney rechnet es vor: „Mit der Photovoltaik-Anlage haben wir schon wie blöde Geld gespart.“ Exakt 8.950 Euro habe die Familie seit Oktober 2017 weniger ausgeben müssen, weil sie weniger Strom einkaufen muss und für den eingespeisten Strom vergütet wird. „Damit haben wir 43 Prozent der Gesamtkosten für die Anlage schon wieder raus“.

Für den Einbau der Wärmepumpe hat die Familie Förderungen durch die BAFA und den Sonderfond „Berliner Heizungsaustauschprogramm“ der Investitionsbank Berlin IBB erhalten. Am Ende hat die Wärmepumpe, die auch für das Warmwasser sorgt, die Familie 23.000 Euro gekostet. Denise geht davon aus, dass die Familie dafür im Vergleich zur Gastherme 600 Euro pro Jahr an Heizkosten einspart und dass dies aufgrund der steigenden CO2-Preise und der Turbulenzen auf den Strom- und Gasmärkten deutlich mehr werden wird. Und schon jetzt profitiert die Familie davon: „Wir konnten im vergangenen Jahr in dem ganzen öffentlichen Debakel um exorbitant steigende Stromabschlagszahlungen und hohe Gaspreise sehr entspannt bleiben.“


Mindestens so wichtig wie die Einsparnisse ist ihr die Sicherheit, berechenbar die eigenen Ausgaben planen zu können. In der Rente werden sie und ihr Mann voraussichtlich mit monatlich rund 2300 Euro, die noch zu versteuern sind, auskommen müssen, erklärt sie. Einen Zuverdienst planen sie auch dann aus der Vermietung von zwei Zimmern unter der Woche. Das Haus haben die beiden nach 23 Jahren im vorletzten Jahr endlich abgezahlt. „Das, was wir jetzt an Kosten hatten, sind für uns Ausgaben, die wir demnächst in der Rente, wenn das Geld noch knapper wird, eben nicht mehr haben“, erklärt die Mathelehrerin.

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„Ich kann die Angstmacherei nicht verstehen“

Was Denise Ney an der öffentlichen Debatte um das neue Heizungsgesetz am meisten stört, ist, dass kaum Lösungen präsentiert würden. „Ich kann diese Angstmacherei nicht verstehen“, sagt sie. Was allerdings dringend erforderlich sei, sei klare Information. Es sei nicht einfach gewesen, etwa die Förderung der IBB wirklich zu finden. Sie selbst habe davon nur durch einen Freund erfahren. Auch telefonische Nachfragen müssten leichter sein. „Wie wir das denn hingekriegt hätten und wieviel wir nun sparen“, werde sie selbst inzwischen ständig gefragt. „Ich würde dann gerne mehr Mut machen“, sagt sie. „Denn es geht viel mehr als man denkt – und es rechnet sich.“

Autorin: Christine Persitzky

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