Fernwärme: Technik, Nutzung, Kosten und Alternativen

Für viele Hauseigentümer*innen hängt die Entscheidung für oder gegen Fernwärme vor allem an zwei Fragen: Wie hoch sind die Kosten für Technik und Nutzung – und rechnet sich das für mich? Pauschal lässt sich das kaum beantworten. Vor allem weil es große regionale Unterschiede bei Kosten und Förderung gibt.

ModernisierungsCheck: Heiztechnik prüfen

Erfahren Sie, ob Ihr Energieverbrauch fürs Heizen zu hoch ist – und wie viel Sie durch neue Heiztechnik oder andere Maßnahmen sparen können:

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Fernwärme in Deutschland drittwichtigster Heizenergieträger
  • Anschluss vor allem in Ballungsgebieten möglich
  • Fernwärme gilt als klimafreundlich
  • Lieferanten bilden oft regionale Monopole
  • Umstellen durch zahlreiche Maßnahmen gefördert

Was ist Fernwärme und wie funktioniert sie?

Wie der Name es bereits erahnen lässt, kommt die Wärme aus der Ferne in die Räume. Ein klassischer Wärmeerzeuger steht nicht im Gebäude. Fernwärme bezeichnet also die Lieferung der Wärme über lange Rohrleitungen. Fernwärme entsteht hauptsächlich durch Kraft-Wärme-Kopplung: der gleichzeitigen Erzeugung von Strom und Wärme. Sie kann mit jeder Art von Brennstoff hergestellt werden – auch mit erneuerbaren Energien. Die thermische Energie wird über wärmegedämmte Rohre zum/zur Verbraucher*in geleitet, der/die damit heizt oder Warmwasser erzeugt.

Aufbau und Funktionsweise von Fernwärmeheizungen

Isolierte und meist erdverlegte Fernwärmeleitungen transportieren heißes Wasser oder auch Dampf vom Kraftwerk zu den Verbraucher*innen. Dieser einfache Aufbau dürfte den meisten bekannt sein, die Funktionsweise dagegen nicht. Unterschieden wird beim Aufbau zwischen indirekter und direkter Versorgung:

  • Die indirekte Versorgung ist typisch für Neuanlagen und arbeitet mit zwei getrennten Kreisläufen: einem für die Fernwärme und einem Heizkreis. Dabei reguliert die hauseigene „Fernwärmeübergabestation“, dessen Herzstück ein Wärmetauscher ist, zunächst auf die benötigte Temperatur herunter und überträgt die Wärme von dem einen Kreislauf auf den anderen.
  • Bei der direkten Versorgung fließt das Fernwärme-Wasser durch den Heizkreis. Einen Wärmetauscher gibt es dort nicht.

In den inzwischen unüblichen Dampfnetzen funktioniert die Übertragung anders: Auch hierbei kommt ein Wärmetauscher zum Einsatz, in dem der Dampf kondensiert. Der Verbrauch wird bei indirekter und direkter Versorgung über den Fernwärmezähler erfasst. Bei Dampfnetzen übernimmt ein Warmwasserzähler die Messung. Über die Fernwärmeleitung beziehungsweise Fernwärmerücklaufleitung gelangt das erkaltete Wasser wieder zum Kraftwerk und der Kreislauf beginnt von vorn.

Rücklauftemperatur und Hausstation

Der hauseigene Rücklauftemperaturbegrenzer sorgt dafür, dass die vom Versorger festgelegten Rücklauftemperaturen (in der Regel zwischen 45 und 55 Grad Celsius) eingehalten werden. Um die Haushalte mit der benötigten Wärme zu beliefern, legt der Versorger die Vor- und Rücklauftemperaturen des Netzes und der Anschlussnehmer in den Technischen Anschlussbedingungen (TAB) fest. Die Fernwärme wird „gleitend“ geliefert, das heißt die Vorlauftemperatur erhöht sich, wenn die Außentemperatur sinkt.

Die maximale Wärmeleistung einer Hausstation – auch Anschlussleistung oder Anschlusswert genannt – ergibt sich aus dem Volumenstrom des Wassers und dem Unterschied zwischen Vor- und Rücklauf im Auslegungsfall: niedrigste zu erwartende Außentemperatur – je nach Ort zwischen minus 10 und minus 15 Grad Celsius. Das bedeutet, dass die vereinbarte Wärmeleistung nur an den kältesten Tagen im Jahr bereitgestellt wird. Ist es wärmer, wird nur ein Teilbedarf zur Verfügung gestellt. Bei Dampf dagegen ist die maximale Wärmeleistung immer verfügbar, da sie aus der Kondensationswärme gewonnen wird.

Hydraulisch abgeglichene Heizanlagen erreichen in der Regel die Vorgaben des Versorgers zur maximalen Rücklauftemperatur. Liegt die Rücklauftemperatur der Heizanlage in Sonderfällen über der vom Versorger vorgegebenen Temperatur und wird diese nicht begrenzt, würde das Gebäude weniger Leistung bekommen als vereinbart. Entsprechend muss mehr Leistung bestellt werden. Bei Fußbodenheizungen wird die Rücklauftemperatur mit 35 bis 40 Grad Celsius unterschritten – entsprechend weniger Leistung kann bestellt werden.

Je kälter das Wasser im Kraftwerk ankommt, umso mehr Wärme kann es wieder aufnehmen. So steigt der Wirkungsgrad des Kraftwerks. Es muss weniger Wasser durch den Kreislauf gepumpt werden, was zu sinkenden Stromkosten führt. Eine effektive Nutzung der Fernwärme ist also Hintergrund der Vorgaben beziehungsweise der Begrenzung der Rücklauftemperatur durch den Versorger.

Verfügbarkeit von Fernwärme

Die Verfügbarkeit ist regional unterschiedlich, denn das Fernwärmenetz in Deutschland ist vor allem in Ballungsgebieten gut ausgebaut. Ist eine Fernwärmeversorgung dank heimischen Anbieters grundsätzlich möglich, kann ein Fernwärmeanschluss für ein Gebäude nachgerüstet werden. Um die Installation kümmert sich ein Fachbetrieb.

Fernwärme ist nur als Zentralheizung sinnvoll, an der alle Wohneinheiten eines Hauses angeschlossen sind. Der Installationsaufwand als Etagenheizung wäre zu hoch, da ein eigenständiger und zusätzlicher Heizkreislauf installiert werden müsste. Außerdem würde solch ein Anschluss wegen der vergleichsweise höheren Anschluss- oder Baukostenzuschüsse teurer und damit unwirtschaftlich.

Neue Regelungen für kommunale Wärmeplanung

Laut novelliertem Gebäudeenergiegesetz (GEG) müssen Kommunen bis Mitte 2026 bzw. Mitte 2028 ihre Wärmeplanung abgeschlossen und Fernwärme-Gebiete ausgewiesen haben. Wer also auf Fernwärme setzen will oder muss, kann noch etwas mit der Planung warten. Weitere Infos hierzu gibt es auf unserer Themenspezial-Seite zum GEG.

Fernwärme, Nahwärme und Stadtwärme

Liegen Erzeuger und Verbraucher*in dicht beieinander, spricht man von Nahwärme beziehungsweise Nahwärmeversorgung. Im Unterschied zu Fernwärme handelt es sich bei Nahwärme meist um kleinere Kraftwerke. Für Fern- beziehungsweise Nahwärme in Städten wird auch der Begriff Stadtwärme verwendet. Wer herausfinden möchte, ob es bei ihm/ihr eine Anschlussmöglichkeit gibt, sollte sich direkt beim Energieversorger nachfragen.

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Nutzung von Fernwärme – Verbrauch, Einsparung, Kontrolle, Optimierung

Für die Nutzung von Fernwärme gelten einige besondere Regeln. In Neubaugebieten gibt es teilweise Anschlusszwang an das Fernwärmenetz. Das heißt: Wer dort baut, muss Fernwärme nutzen und kann keinen anderen Energieträger verwenden. Bei Altbauten lässt sich ein Hausanschluss jederzeit nachrüsten, wenn das Grundstück gut zugänglich ist und im Einzugsbereich eines Fernwärmenetzes liegt. Um die nötigen Baugenehmigungen kümmert sich normalerweise der Fernwärmelieferant. Er nennt auch geeignete Firmen, die den Ein- oder Umbau erledigen können.

Ein eigener Heizkessel und Schornstein sind bei Fernwärme unnötig. Das spart neben Geld für Wartung und Schornsteinfeger*in auch Platz. Vorhandene Warmwasserspeicher sind oft weiterhin nutzbar. Für die richtige Temperatur sorgt die hauseigene „Wärmeübergabestation“, in erster Linie ein Wärmetauscher. Verbaut werden heute meist Kompaktstationen, die bereits alle Komponenten (außer Warmwasserspeicher) enthalten. Eine witterungsgeführte Regelung steuert den Wärmebedarf des Gebäudes.

Einstellungen sind an der Fernwärme-Heizung in der Regel nicht vorzunehmen. Es sei denn, der Wärmeschutz (Dämmung, Fenster) oder die Wärmeverteilung wurden verbessert. Dann ist die Heizkurve nach unten anzupassen und weniger Wärmeleistung beim Versorger zu bestellen. Noch besser ist ein hydraulischer Abgleich – auch wenn ein Heizkörper gluckert oder nicht richtig warm wird.

CO2-Äquivalente und Primärenergie

Die durchschnittlichen CO2-Äquivalente fallen bei Fernwärme niedriger aus als bei anderen Energieträgern. Allerdings gibt es große Unterschiede, je nachdem mit welchem Energieträger und mit welcher Technik die Wärme produziert wird. Der durchschnittliche CO2-Emissionsfaktor für Fernwärme beträgt in Deutschland 198 Gramm (g) je Kilowattstunde (kWh). Bei Braunkohle sind es dagegen 679 (durchschnittlich) und bei Heizöl 319 g/kWh. Auch Flüssiggas (277 g/kWh) und Erdgas (250 g/kWh) schneiden schlechter ab als durchschnittliche Fernwärme.  

Den durchschnittlichen Fernwärme-Wert von 198 g/kWh bilden Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und reine Heizwerke. Letztere sind weniger effizient und verursachen deutlich mehr CO2-Emissionen. Fern- oder Nahwärme mit einem hohen Anteil an KWK schneidet deutlich besser ab. Noch niedriger sind die CO2-Emissionen, wenn Fern- oder Nahwärme mit erneuerbaren Energieträgern wie Holz-Hackschnitzeln, Solarwärme oder Überschüssen erneuerbaren Stroms erzeugt wird. 

Um den Bedarf an Primärenergie zu ermitteln, werden auch Aufwendung und Verluste beim Erzeugen der Energie sowie deren Nachhaltigkeit berücksichtigt. Verluste treten bei Fernwärme beispielsweise durch den Transport auf. Diese Verluste von durchschnittlich zwölf Prozent werden im Primärenergiefaktor berücksichtigt.

  • Der durchschnittliche Primärenergiefaktor für Fern- und Nahwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung beträgt 0,7; Anbieter aus Hamburg und Berlin kommen sogar auf 0,45 bis 0,57.
  • Der Primärenergiefaktor für Fern- und Nahwärme aus Heizwerken beträgt 1,3. Zum Vergleich: Bei fossilen Brennstoffen liegt der Faktor zwischen 1,1 und 1,2; bei Strom bei 2,8.

Wie viel CO2 durch Fernwärme für Ihr Gebäude entsteht oder entstehen würde und wie hoch der Primärenergiefaktor ist, können Sie Ihre/n Versorger vor Ort fragen.

Auch bei Fernwärme können Sie für eine Einsparung sorgen und so Ihre Heizkosten senken. Eine Möglichkeit für die Optimierung des Fernwärme-Verbrauchs ist das Dämmen des Gebäudes. Gute Gründe für das Dämmen, wie es geht und weitere Informationen finden Sie in unserem Dossier zur Wärmedämmung. Im ModernisierungsCheck können Sie die Wirtschaftlichkeit dieser und anderer Verbesserungsmaßnahmen an Gebäuden berechnen.

Verbrauch und Abrechnung von Fernwärme

Wie hoch die Heizkosten bei Fernwärme sind, hängt vom örtlichen Fernwärmepreis und vom Verbrauch ab; der Verbrauch wiederum überwiegend vom Gebäudezustand (Neubau oder Altbau, großes oder kleines Gebäude) – und auch vom individuellen Heizverhalten und vom Bedarf an Warmwasser.

Fernwärme-Verbrauch ablesen

Abgelesen wird der Verbrauch am Wärmezähler (Dampf: Warmwasserzähler). Dessen Daten fließen in die Abrechnung des jeweiligen Anbieters ein – zusammen mit den Grundkosten und eventuellen Dienstleistungsgebühren. Abgerechnet wird, wie bei den meisten anderen Energieträgern auch, einmal im Jahr. Üblich sind monatliche Abschlagszahlungen.

Der Verbrauch von Fernwärme lässt sich auch in Kubikmeter (m3) Gas umrechnen. Erdgas hat einen Heizwert von etwa 10 kWh/m3. 100 kWh entsprechen circa 10 m3 Erdgas. Es ist allerdings wenig sinnvoll, den Fernwärme-Verbrauch einfach in einen Gas-Verbrauch umzurechnen. Denn im Vergleich zu Erdgas oder Heizöl fallen keine zusätzlichen Verluste abhängig vom Wirkungsgrad des Kessels an. Daher ist der Fernwärmeverbrauch immer 10 bis 20 Prozent günstiger als bei fossilen Energieträgern. Besser vergleichen können Sie die durchschnittlichen Heizkosten pro m2 mit unseren Vergleichsartikeln.

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Vor- und Nachteile von Fernwärme und Vergleich mit Alternativen

Fernwärme ist umweltfreundlich und schont das Klima. Aber neben den Vorteilen gibt es auch einige Nachteile.

Vorteile von Fernwärme

  1. Fernwärme ist bei KWK-Erzeugung ein Nebenprodukt und muss daher nicht extra produziert werden. Brennstoffe für die Stromproduktion lassen sich so effektiver nutzen. Durch den verringerten Ausstoß an CO2 ist sie vergleichsweise klimafreundlich.
  2. Für Neubauten: Steigende EnEV- und KfW-Anforderungen sind mit KWK-Fernwärme oft leichter erfüllbar als mit anderen Energieträgern.
  3. Bereits vorhandene Heizungsanlagen können angeschlossen werden.
  4. Ein eigener Verbrennungskessel, Heizöltank für Heizöl und Schornstein sind überflüssig. Auch die Kosten fürs Schornsteinfegen entfallen. Das spart Geld für Wartung und Platz.
  5. Dauerhafte Alternative bei Verbot von Erdgas- und Heizöl-Heizungen (Beispiel: Dänemark).
  6. Verteilungs- und Netzverluste halten sich in Grenzen (circa 5 bis 12 Prozent)

Nachteile von Fernwärme

  1. Fernwärme ist nicht flächendeckend verfügbar (Bundesregierung plant umfassenden Ausbau der Nahwärmenetze).
  2. Wirtschaftlichkeit des Anschlusses ist abhängig von einmaligem Anschluss- beziehungsweise Baukostenzuschuss, den der Versorger verlangt. Übergabestation selbst ist deutlich günstiger zu haben als ein neuer Heizkessel.
  3. In der Regel gibt es nur einen regionalen Anbieter. Faktisch sind Verbraucher*innen mit Monopolen konfrontiert und können den Anbieter nicht wechseln. Durch den mangelnden Wettbewerb sind hohe Energiepreise möglich. Daher sind die Preis- und Anschlusskonditionen genau zu prüfen.
  4. Kund*innen binden sich langfristig an einen Anbieter (10 Jahre, bei Vertragsverlängerung 5 Jahre).
  5. Kleinere Gebäude wie Einfamilienhäuser werden von Versorger wegen fehlender Wirtschaftlichkeit auf deren Seite möglicherweise nicht angeschlossen.
  6. Wenn kein/e für das Versorgungsunternehmen wirtschaftlich interessante/r Abnehmer*in da ist, gibt es oft keine Fernwärmeleitung.
  7. Der Großteil der Fernwärme-Produzenten setzt nach wie vor auf fossile Energieträger.

Alternativen zur Fernwärme

Der Ausbau der Fernwärmenetze sorgt dafür, dass Hauseigentümer*innen und Bauherr*innen immer häufiger vor der Frage „Fernwärme oder Gas?“ oder „Fernwärme, Gas oder Öl?“ stehen. Ausschlaggebend ist für die meisten der Kostenvergleich. Die durchschnittlichen Heizkosten pro Quadratmeter können Sie leicht vergleichen. Bei Fernwärme gibt es allerdings regional große Unterschiede. Es ist also sinnvoll, einen Kostenvergleich mit dem örtlichen Anbieter anzustellen.

Gasheizungen haben nach wie vor den größten Anteil am deutschen Heizungsmarkt. Aber lohnt sich die Investition in eine Gasheizung noch?

Vor- und Nachteile von Gas gegenüber Fernwärme

VorteileNachteile
Vielzahl von Erdgas-Anbietern und Wechsel ist leichteigene Verbrennungsanlage im Haus mit Wartungskosten und Gebühren für Schornsteinfeger*in
tendenziell günstigere Preise durch offenen MarktKosten für Gasanschluss
höherer CO2-Ausstoß und hohe Abhängigkeit vom ausländischen Import

Auch mit Heizöl wird nach wie vor viel geheizt. Aber ähnlich wie beim Energieträger Gas geht der Trend weg vom fossilen Energieträgern zu umweltfreundlicheren Lösungen. 

Vor- und Nachteile von Heizöl gegenüber Fernwärme

VorteileNachteile
Heizöl kann bei niedrigem Preis geordert werdeneigene Verbrennungsanlage im Haus mit Wartungskosten und Gebühren für Schornsteinfeger*in
Lagertanks benötigt, teils örtliche Auflagen oder Verbote
höherer CO2-Ausstoß und hohe Abhängigkeit vom ausländischen Import

Wichtig ist, dass es neben Erdgas und Heizöl weitere Alternativen zu Fernwärme gibt. Zum Beispiel Wärmepumpen oder Pelletheizungen, womöglich kombiniert mit Solarthermie oder Photovoltaik. Auch diese Alternativen sollten bei der Suche nach einer wirtschaftlichen und klimafreundlichen Lösung berücksichtigt werden – am besten mit Hilfe eines/r Energieberater*in.

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Kosten und Preise von Fernwärme

Die Kosten für die Fernwärme setzen sich aus dem Leistungspreis oder Grundpreis (Euro/kW, Jahr) und dem Arbeitspreis (Cent/kWh) zusammen. Der Leistungspreis wird nach der vertraglich vom Fernwärmelieferant vereinbarten vorzuhaltenden maximalen Wärmeleistung berechnet (kW).

Ist die vereinbarte Wärmeleistung zu hoch, ist der Leistungspreis höher als notwendig. Dann sollte die Leistung entsprechend angepasst werden. Ob die Leistung angemessen ist, können Sie per Faustregel prüfen: Teilen Sie dazu den Jahresverbrauch in kWh durch die Wärmeleistung in kW. Das Ergebnis sollte etwa 1.800 h betragen.

Korrektur der Fernwärme-Anschlussleistung

Liegt der berechnete Wert deutlich unter 1.800, sollten Sie handeln: Wenden Sie sich an den Versorger und lassen Sie sich einen Vorschlag für eine geringere Wärmeleistung unterbreiten. Sollte das nicht zum Ziel führen, können Sie eine/n unabhängige/n Energieberater*in wie co2online-Experte Peter Hennig oder Dienstleister einschalten, der Sie dazu kostenpflichtig berät (zum Beispiel mit einer unabhängigen Optimierung der Fernwärme-Anschlussleistung).

Energieberater Peter Hennig im März 2021 im rbb-fernsehen

„Die Leute wissen gar nicht, dass man bei Fernwärme sparen kann. Sie wissen, dass bei Gas der Anbieter gewechselt werden kann. Aber bei Fernwärme denken Sie: Hab ich. Und dabei bleibt es. Der Gesamtbedarf an Fernwärme wird geschätzt – und oft zu hoch geschätzt. Die Anlage ist dann so ausgelegt, dass man ständig duschen kann. Die Realität ist aber, dass man vielleicht nur alle zwei Tage duscht und dass hier nur zwei Personen leben und nicht sechs.“

Je nach Anbieter kann noch ein Messpreis für Messung und Abrechnung hinzukommen. Die Anbieter orientieren sich bei ihren Preisen am Wärmemarkt. Für den Neuanschluss an die Fernwärme wird eine einmalige Anschlussgebühr oder ein Baukostenzuschuss verlangt.

Die Kosten für Arbeit errechnen sich aus dem Arbeitspreis und dem gemessenen Verbrauch. Preisschwankungen bei den genutzten Brennstoffen der jeweiligen Kraftwerke wirken sich nur auf den Arbeitspreis aus. Ist im Liefervertrag eine Preisgleitklausel enthalten, behält sich der Anbieter vor, seine steigenden Kosten durch höhere Arbeitspreise an die Kund*innen weiterzugeben.

Wie bei anderen Heizungen auch kommen noch die Betriebsstromkosten für die Heizungspumpe hinzu. Kosten für die Wartung der Anlage fallen in der Regel nicht an. Es sei denn, es geht etwas kaputt oder die Verbrauchsdaten werden regelmäßig überwacht. Bei Mehrfamilienhäusern fallen noch Kosten für die Heizkostenerfassung und -verteilung zwischen den Wohnungen an.

Bei Neubau oder Umrüstung sind die Installationskosten und die damit verbundenen Anfangsinvestitionen zu berücksichtigen.

Kosten bei Fernwärme berechnen

Die Kosten unterscheiden sich bundesweit stark, da sie auch vom jeweiligen Fernwärmenetz abhängig sind. Eines in Ballungsgebieten mit vielen Abnehmern ist für den Anbieter deutlich günstiger zu unterhalten als weit verzweigte Netze im ländlichen Raum. Wer die Fernwärme-Kosten berechnen will, sollte also möglichst keine durchschnittlichen Werte verwenden, sondern die des örtlichen Fernwärme-Versorgers.

Die durchschnittlichen Fernwärme-Kosten pro kWh auf Basis des bundesweiten Heizspiegels liegen derzeit bei 11,85 Cent. Üblich ist bei Fernwärme auch die Angabe der Kosten pro MWh. Dies wären entsprechend 118,85 Euro je MWh. Wie oben beschrieben gibt es große regionale Unterschiede bei den Fernwärme-Kosten: Rund 28 Prozent sind es beispielsweise laut Untersuchung des Energieeffizienzverbands für Wärme, Kälte und KWK (AGFW).

Die durchschnittlichen Fernwärme-Kosten pro Jahr ermittelt co2online regelmäßig für den Heizspiegel für Deutschland. Aus den Daten von 123.660 Haushalten werden Durchschnittswerte für einen 70 Quadratmeter-Haushalt berechnet. Neben den Kosten für den Energieträger werden auch die Heiznebenkosten berücksichtigt. Außerdem wird für die Berechnung die Gebäudefläche eines durchschnittlich großen Mehrfamilienhauses mit insgesamt 501 bis 1.000 m2 Gebäudefläche angenommen.

  • Für das Abrechnungsjahr 2022 wurden Fernwärme-Kosten pro Jahr von 1.015 Euro berechnet.
  • Daraus lassen sich auch durchschnittliche Fernwärme-Kosten pro Quadratmeter (m2) ableiten; 14,50 Euro je m2 und Jahr.
  • Die mittleren Kosten für Fernwärme liegen laut Heizspiegel bei 9,5 und 21,51 Euro – abhängig von Gebäudegröße, Fernwärmeanbieter und Energieverbrauch.

Kosten der Fernwärme-Installation

Im Vergleich mit anderen Heizungsarten sind die Kosten für die Installation bei Fernwärme meist wesentlich niedriger. Eine Fernwärme-Übergabestation für ein Ein- oder Zweifamilienhaus kostet meist zwischen 3.000 und 8.000 Euro. Enthalten ist darin ein Baukostenzuschuss von einigen 100 Euro je Kilowatt (kW). Je nach Anbieter können die Kosten für die Installation von Fernwärme oft auch über einen entsprechend höheren Grundpreis abbezahlt werden. So können die Installationskosten also noch weiter sinken.

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Förderung für Fernwärme 2023

Neben der bundeseigenen Förderbank KfW unterstützen auch Bund, Länder, Kommunen, Stadtwerke und privatwirtschaftliche Energieversorger mit eigenen Maßnahmen den Umstieg auf Fernwärme – entweder durch einen direkten Zuschuss oder per zinsgünstigem Förderkredit. Passende Förderprogramme finden Sie mit dem FördermittelCheck. Für einen ersten Überblick über Förderung für Fernwärmeheizungen gibt es zudem Listen:

Förderung bzw. Zuschuss für Fernwärme beantragen – Schritt für Schritt

Es gibt eine große Zahl an unterschiedlichen Förderprogrammen mit jeweils anderen Anforderungen. Wichtigste Fördergeberin ist die bundeseigene Förderbank KfW. Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) fördert das Optimieren der Fernwärme-Übergabestation („Heizungsoptimierung“). Hinzu kommen regionale und private Förderprogramme. Dementsprechend kann auch nicht pauschal angegeben werden, wie hoch die Förderung beziehungsweise der Zuschuss für Fernwärme ist und welche Kombinationsmöglichkeiten sinnvoll sind. Eine einheitliche Vorgehensweise gibt es ebenso wenig.

Bei Förderung beziehungsweise Zuschuss für Fernwärme gibt es große Unterschiede. So zahlen die Stadtwerke Wernigerode zum Beispiel einen Zuschuss von 500 Euro. In Berlin gibt es 1.000 Euro. Die Landeshauptstadt Düsseldorf zahlt je nach Anschlussleistung und Entfernung bis zu 4.000 Euro.

Schritt für Schritt könnten Sie zum Beispiel so zur Fernwärme-Förderung gelangen – wenn klar ist, dass es vor Ort einen Anbieter gibt und Ihr Gebäude grundsätzlich dafür geeignet ist

  1. Schauen Sie sich nach Förderprogrammen um: am einfachsten mit dem FördermittelCheck von co2online.
  2. Fragen Sie zusätzlich den regionalen Anbieter nach einer möglicherweise neuen Förderung.
  3. Wenden Sie sich für die weitere Planung und das Kombinieren von Fördermitteln und Maßnahmen an eine/n unabhängige/n Energieberater*in. Den/die finden Sie zum Beispiel über unsere Expertensuche.

Wenn Sie bis hierhin gelesen haben, dann haben Sie bereits das Wichtigste zum Thema Fernwärme erfahren. Im Folgenden nehmen wir Sie mit auf die Reise zu den Anfängen der Fernwärme!

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Exkurs: Geschichte und Zukunft der Fernwärme in Deutschland

Fernwärme hat eine lange Geschichte in Deutschland. Die Anfänge für größere Fernheizanlagen liegen laut Energieeffizienzverband für Wärme, Kälte und KWK (AGFW) um 1870. Bereits früh kombinierte man die Produktion von Strom und Wärme durch Kraft-Wärme-Kopplung. Besonders der Vorzug, keine eigenen Feuerstellen zu unterhalten, sprach für die Fernwärme.

1929 gab es in Deutschland 20 Anlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann vor allem in Westdeutschland der Aus- und Wiederaufbau. In der Folgezeit entwickelte sich die Fernwärme rasant weiter. In den 1970er und 1980er Jahren wurde in der DDR hauptsächlich in den Städten damit geheizt.

Heutzutage belegt die Fernwärme den dritten Platz bei den meistgenutzten Heizenergieträgern. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nutzen 6,1 Millionen Haushalte diese Art der Wärmegewinnung. Das entspricht einem Anteil von gut 14,2 Prozent aller deutschen Haushalte. In Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin wird im Vergleich der Bundesländer am meisten erzeugt. Im Osten ist der Anteil größer als im Westen. Bundesweit wurde seit der Wiedervereinigung im Jahr 2010 am meisten Fernwärme verbraucht. Seitdem ist der Verbrauch auf einem leicht niedrigeren Stand relativ konstant.

Um die Ziele der Bundesregierung zum Senken der CO2-Emissionen zu erreichen, ist in den vergangenen Jahren auch der Ausbau von Fernwärme in den Fokus gerückt. Dazu sind vor allem die Kraft-Wärme-Kopplung und das Nutzen von bereits anfallender Abwärme der Industrie geeignet. Das Europäische Parlament hat im Jahr 2016 eine Europastrategie für den Wärmemarkt beschlossen. Fernwärme soll in Zukunft also auch europaweit zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen. 

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Autor: Jens Hakenes

Ansprechpartner für Stromkosten und Heizkosten

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