Aktuelle Stichprobe zeigt: Vier von fünf Heizkosten-Abrechnungen enthalten Mängel oder Auffälligkeiten

Berlin, 9. Januar 2019. Bei vier von fünf Heizkostenabrechnungen gibt es Auffälligkeiten oder Mängel. Das zeigt eine Stichprobe, bei der die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online rund 100 aktuelle Heizkostenabrechnungen von Finanztip-Lesern geprüft hat. Zudem wird in mehr als der Hälfte der Häuser deutlich mehr Heizenergie verbraucht als nötig. So entstehen unnötig hohe CO2-Emissionen und Kosten.

Besonders bei der Abrechnung des Warmwasserverbrauchs und beim Betriebsstrom gab es Unregelmäßigkeiten. „Bei 60 Prozent aller untersuchten Abrechnungen wird der Energieanteil für Warmwasser nicht korrekt, also nach den Vorgaben der Heizkostenverordnung, gemessen“, erklärt Energie-Expertin Ines Rutschmann von Finanztip. „In solchen Fällen können Mieter die Kosten fürs warme Wasser pauschal um 15 Prozent kürzen.“

Ein weiterer Mangel, der häufig auftritt: Bei jeder fünften Abrechnung überschreiten die Kosten für Betriebsstrom vertretbare Werte. „Mieter haben dann das Recht, die entsprechenden Belege einzusehen“, erklärt Rutschmann. „Als Faustregel gilt: Kostet der Betriebsstrom mehr als fünf Prozent der Brennstoffkosten, muss der Vermieter die hohen Ausgaben nachweisen können.“ Macht er das nicht, können Mieter der Abrechnung widersprechen.

Heizenergieverbrauch ist oft deutlich zu hoch

In vielen untersuchten Gebäuden wird zudem deutlich zu viel Heizenergie verbraucht. Nur bei 13 Prozent der Gebäude entspricht der Verbrauch den Schulnoten „sehr gut“ oder „gut“. Das sind Werte, die im Hinblick auf die zugrunde liegende Gebäudeklasse erreicht werden können. Knapp zwei Drittel der Gebäude waren hingegen nur „ausreichend“, „mangelhaft“ oder „ungenügend“.

Besonders auffällig ist: In einem Drittel der untersuchten Wohnungen liegt der Verbrauch deutlich höher, als es der eigentlichen Wohnungslage entsprechen sollte. Haushalte sollten deshalb immer ihren eigenen Verbrauch online prüfen – zum Beispiel mit dem kostenlosen Heizkostenrechner auf www.heizspiegel.de.

„Der hohe Verbrauch zeigt deutlich, dass viele Gebäude ein hohes Sparpotenzial haben – bei den Kosten und bei den CO2-Emissionen“, sagt Tanja Loitz, Geschäftsführerin von co2online. „Die Bewohner können mit Änderungen ihres Nutzerverhaltes den Verbrauch und die Kosten senken. Vermieter und Verwalter sollten stets ihrer Instandhaltungspflicht nachkommen, zusätzlich geringinvestive Maßnahmen umsetzen und energetisch sanieren – im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Mieter.“

Brennstoff wird zu teuer eingekauft

Die Stichprobe zeigt weiter, dass viele Haushalte zu viel fürs Heizen bezahlen, weil der Einkaufspreis des Brennstoffs zu hoch ist. In mehr als einem Drittel der Fälle lagen die Kosten für Erdgas mehr als 10 Prozent über einem günstigen Tarif. Die höchste Abweichung: dreimal so teuer wie in einem günstigen Tarif. Bei Fernwärme gab es noch häufiger hohe Einkaufskosten. Mehr als die Hälfte der untersuchten Gebäude mit Fernwärme beziehen den Brennstoff zu Kosten, die mehr als 10 Prozent über dem Durchschnitt der jeweiligen Region liegen. Die Ursache: eine zu hohe Anschlussleistung. Durch eine Korrektur könnten die Bewohner eines Gebäudes jedes Jahr mehrere Hundert Euro sparen, bezogen auf eine Wohnung etwa 50 bis 100 Euro jährlich.

Betroffene Verbraucher sollten ihren Verwalter oder Vermieter deshalb auffordern, den Brennstoff günstiger einzukaufen oder die Fernwärme-Anschlussleistung anzupassen. Schließlich untersagt das Wirtschaftlichkeitsgebot im Bürgerlichen Gesetzbuch Vermietern und Hausverwaltungen, unnötig hohe Kosten an die Mieter weiterzugeben.

Die Heiznebenkosten steigen

Die Heiznebenkosten der untersuchten Haushalte liegen im Durchschnitt bei 156 Euro pro Jahr. Vor fünf Jahren waren es noch gut 40 Euro weniger. Zu den Heiznebenkosten gehören zum Beispiel die Kosten für die Heizungswartung, die Gebühren für den Messdienstleister sowie die Betriebsstromkosten der Anlage. Ein Grund für die steigenden Kosten: Immer mehr Hausverwaltungen leasen Messgeräte, statt diese zu kaufen. Das ist zwar zulässig, für die Mieter allerdings meist teurer. In der Stichprobe waren drei Viertel aller Geräte geleast.

Tipps von „Mein Klimaschutz“ für Bewohner von Mehrfamilienhäusern

Mit einem kostenlosen Heizkostenrechner erfahren Verbraucher auf www.heizspiegel.de, wo sie mit ihren Heizkosten im Vergleich zu ähnlichen Haushalten stehen; außerdem können sie ihre Wohnung mit dem Gebäude vergleichen.

  • Programmierbare Thermostate sorgen für effizientes Heizen – beispielsweise weil die Temperatur in der Nacht automatisch abgesenkt wird. Im Jahr lassen sich so in einer durchschnittlichen Wohnung rund 65 Euro sparen.
  • Wer richtig lüftet spart im Jahr im Schnitt rund 85 Euro. Der Grund: Beim Stoßlüften wird die Luft schnell ausgetauscht, aber die Wände kühlen nicht aus.
  • Verbraucher, die Zweifel an der Richtigkeit der Abrechnung haben, sollten sich beim örtlichen Mieterverein beraten lassen.

Tipps von „Mein Klimaschutz“ für Vermieter und Hausverwaltungen

Zufriedene Mieter und ein höherer Verkehrswert der Gebäude – auch Vermieter und Hausverwaltungen profitieren, wenn ihre Gebäude energetisch effizient sind. Außerdem leisten sie damit einen Beitrag zum Klimaschutz und werden stärker als nachhaltig agierendes Unternehmen wahrgenommen. Diese Tipps können Vermieter und Hausverwaltungen umsetzen:

  • Damit die Heizungsanlage optimal läuft, muss sie regelmäßig gewartet und instandgehalten werden.
  • Viele geringinvestive Maßnahmen machen das Heizen effizienter. Dazu zählen das Dämmen der Heizungsrohre, ein hydraulischer Abgleich, die Erneuerung alter Thermostatventile sowie die Installation einer Witterungsprognosesteuerung.
  • Die Heizanlage erneuern, das Dach, die Fassade oder die Kellerdecke dämmen, Isolierglasfenster einbauen – energetische Modernisierungen senken den Heizenergieverbrauch, die Kosten und die CO2-Emissionen deutlich.

Über die Stichprobe

Für die Stichprobe hat die Beratungsgesellschaft co2online 87 von 104 eingesandten Heizkostenabrechnungen untersucht, die die Leser von Finanztip im November 2018 eingesandt hatten. Für den Vergleich wurde das Heizspiegel-Angebot von co2online genutzt. Die Vorstellung der Ergebnisse ist Teil der Kampagne „Mein Klimaschutz“ im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse (PDF, 531 kB) kann auf www.heizspiegel.de/presse und www.finanztip.de/presse heruntergeladen werden.

Weitere Information:

Über „Mein Klimaschutz“ und co2online

„Mein Klimaschutz“ ist eine Mitmachkampagne realisiert von co2online im Auftrag des Bundesumweltministeriums. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft co2online (https://www.co2online.de) setzt sich für die Senkung des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes ein. Seit 2003 helfen die Energie- und Kommunikationsexperten privaten Haushalten, ihren Strom- und Heizenergieverbrauch zu reduzieren.

Über Finanztip

Finanztip ist mit durchschnittlich mehr als 3 Millionen Besuchen im Monat Deutschlands größter Verbraucher-Ratgeber rund um Ihr Geld. Wir wollen Menschen befähigen, ihre täglichen Finanzentscheidungen richtig zu treffen, Fehler zu vermeiden und Geld zu sparen. Hierfür recherchieren und analysieren die Finanztip-Experten ausschließlich im Interesse des Verbrauchers und bieten praktische Handlungsempfehlungen. Aktuell gibt es auf der Finanztip-Website mehr als 1.500 aktuelle Ratgeber zu den unterschiedlichsten Themen. Kern unseres kostenlosen Angebots ist der wöchentliche Finanztip-Newsletter mit mehr als 400.000 Abonnenten. Darin beleuchten Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen und das Finanztip-Team alle Themen, die für Verbraucher aktuell wichtig sind: von Geldanlage, Versicherung und Kredit über Energie, Medien und Mobilität bis hin zu Reise, Recht und Steuern. Darüber hinaus können sich Verbraucher in der großen Finanztip-Community mit den Experten und anderen Verbrauchern austauschen.

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Marcus Weber
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