Interview mit Alexandra Schneider
von energie-fachberater

11.11.2025 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen & Mirka Jedamzik

Portrait von Alexandra Schneider, energie-fachberater.

Ob BEG, GEG oder eine DIN-Etage tiefer: Wer sich eingehend mit dem Thema Sanieren und allem Drum und Dran beschäftigt, kommt am Ratgeberportal energie-fachberater.de nicht vorbei. Alexandra Schneider ist seit 20 Jahren Betreiberin des Portals und verrät im Interview, worauf Antragsteller*innen von staatlichen Fördermitteln unbedingt achten sollten, damit sie am Ende auch wirklich das lang ersehnte Geld erhalten.

Frau Schneider, reden wir über Geld: Wie groß ist der Fördertopf für 2025 noch?

Alexandra Schneider: Ich würde mal so sagen: noch ausreichend gefüllt für alle, die eine Sanierung planen. Sprich: Ob Energieberatung, ein Heizungstausch, eine Einzelmaßnahme an der Gebäudehülle oder eine Effizienzhaus-Sanierung – alles kann aktuell mit Fördermitteln abgedeckt werden. 

Und wie sieht es für 2026 aus?

Alexandra Schneider: Prinzipiell können wir dazu nur mutmaßen. Was die Fördertöpfe anbelangt, ist im Haushalt 2026 theoretisch wieder genügend Geld eingeplant, um die laufenden Förderprogramme im nächsten Jahr fortzuführen. Allerdings ist der Haushalt für das kommende Jahr noch nicht abschließend beraten und verabschiedet, es kann also noch Änderungen bei den Haushaltsmitteln geben. Die BEG-Förderung ist andererseits im GEG verankert, die Förderhöhe kann daher nicht einfach über Nacht geändert werden. Dennoch: Die Spardiskussionen in den letzten Monaten haben wir alle mitbekommen und eine GEG-Novelle steht ohnehin aus – es gibt keine Garantie, dass alles so weiterläuft. 

Das heißt, eine konkrete Zahl können wir jetzt gar nicht benennen?

Alexandra Schneider: Nein.

Aber wir können mit Zuversicht sagen: Es wird genug sein, so wie dieses Jahr auch?

Alexandra Schneider: Was wir mit Sicherheit sagen können, ist eher: Mehr Förderung als aktuell wird es nicht geben, gerade bei der Heizungsförderung sind Einschnitte wahrscheinlich. 

Hauseigentümer*innen müssen sich also nicht beeilen?

Alexandra Schneider: Wenn ich plane, meine Heizung in den nächsten Jahren zu tauschen oder wenn ich irgendetwas an meinem Bestandswohngebäude verändern möchte, dann sollte ich jetzt meine Förderung beantragen! Mehr als 70 Prozent für den Heizungstausch, wie man heute maximal bekommen kann, wird es nicht geben. Ich habe dann drei Jahre Zeit für die Umsetzung.

Sollen Hausbesitzer*innen die Fördermittel allein beantragen oder doch einen Energieberater bzw. eine Energieberaterin hinzuziehen? Welche Rolle spielen Energieberater*innen?

Alexandra Schneider: Der Energieberater spielt eine entscheidende Rolle. Für die meisten Förderungen ist er ja unverzichtbar, weil er für die Antragstellung dabei sein und das Vorhaben fachlich begleiten muss. Immer dann, wenn ich BAFA- oder KfW-Fördermittel für die Sanierung beantrage, brauche ich den Energieberater zwingend. Das ist schon mal die Grundvoraussetzung.  

Energieberater und Energieberaterinnen nehmen aber auch allgemein eine entscheidende Rolle ein. Ich stelle sie gerne als Mittler dar. Ein guter Energieberater hat einen direkten Kontakt zum Hausbesitzer und nimmt eine individuelle Einschätzung für das jeweilige Haus vor. Jedes Haus und jeder Hausbesitzer sind individuell zu betrachten. Das ist die Aufgabe des Energieberaters. Es macht einen großen Unterschied, ob ich eine junge Familie, ein Rentner-Ehepaar oder eine alleinstehende Witwe in ihrem Haus berate. Man muss immer auf die Zielgruppe und das Haus sowie auf die finanziellen Mittel achten.  

Kurzum: Ein Energieberater übernimmt eine wichtige Funktion. Er kann die perfekte Schnittstelle zwischen dem Hauseigentümer, dem Handwerker und gegebenenfalls auch der Bank sein, also allen, die eine Rolle spielen. Am besten sucht man sich rechtzeitig einen guten Energieberater, um gemeinsam mit allen Beteiligten ein passendes Sanierungs- und Förderkonzept zu entwickeln. 

Das Stichwort lautet: Gute Berater*innen zu finden! Es gibt ja überall auch schwarze Schafe. Wie vermeide ich, dass ich einen schlechten Energieberater erwische?

Alexandra Schneider: Genau aus diesem Grund arbeiten wir beim Portal „ENERGIE-FACHBERATER” sehr an einer guten Qualität der Energieberatung mithilfe entsprechender Tools und Weiterbildungsmaßnahmen. Eine große Rolle spielt auch, dass die Chemie stimmt. Man sollte auf jeden Fall mal einen Energieberater kontaktieren, um im Erstgespräch – das kann ein Gespräch vor Ort oder ein Online-Gespräch sein – herauszufinden, ob man sich vorstellen kann, mit dem Berater die ganzen Schritte für die Sanierung zu gehen. Dabei merkt man auch schnell, ob er einen Überblick und Erfahrung hat. Gibt es verschiedene Fördermittel oder will er mich nur in eine Richtung zwängen? Will er mir unbedingt den ISFP verkaufen? Da muss man schon im Erstgespräch ein Gefühl dafür entwickeln: Stimmt die Chemie oder nicht? Kann er mir alle Leistungen transparent erklären? Am wichtigsten ist ein Berater, der meine Sprache spricht und weiß, wo ich als Eigentümer gerade stehe. Mit einem guten Fördermittelkonzept kann man auch das Geld für den Energieberater dann schnell wieder hereinholen.

Stichwort „iSFP“: Können Sie den individuellen Sanierungsplan in wenigen Sätzen beschreiben?

Alexandra Schneider: Ein individueller Sanierungsfahrplan zeigt den aktuellen Zustand eines Gebäudes. Er zeigt, wie hoch der Energiebedarf ist und wie sich mit einzelnen Maßnahmepaketen Schritt für Schritt ein Effizienzhausniveau in technisch richtiger Reihenfolge erreichen lässt. Der Fördergeber legt eine Gültigkeit von 15 Jahren fest. Das heißt, Eigentümer müssen auch nicht alle Sanierungsmaßnahmen auf einmal durchführen, sondern können sie schrittweise angehen. Sie können auch nur Teile des iSFP umsetzen oder alle Maßnahmen – das entscheidet jeder Eigentümer für sich. Man kann sich den iSFP auch anfertigen lassen und erst einmal in die Schublade legen. Letztendlich fasst der iSFP die Beratung des Energie-Effizienz-Experten in einer laienverständlichen Sprache zusammen und bietet somit den Anreiz für eine Sanierung. 

Der iSFP bringt außerdem Fördervorteile. Das heißt, man bekommt bei BAFA-Fördermitteln für Einzelmaßnahmen an der Gebäudehülle fünf Prozent mehr Zuschuss (statt 15 dann 20 Prozent). Außerdem gibt es eine Verdopplung der Investitionssumme – also statt 30.000 Euro Deckel für einzelne Sanierungsmaßnahmen pro Jahr sind es 60.000 Euro, auf die es dann 20 Prozent Zuschuss gibt.

Also ist der iSFP eigentlich eine sehr gute Sache. Aber wie viele Hausbesitzer*innen nutzen ihn denn überhaupt?

Alexandra Schneider: Um die 50 Prozent nutzen ihn. Viele Fördermittel werden auch ohne iSFP beantragt. Das ist häufig ein Rechenmodell: Der Zuschuss für den iSFP wurde letztes Jahr halbiert. Vorher wurde er sicherlich häufiger verwendet, da es noch eine Förderung von 1.300 Euro gab. Jetzt gibt es nur noch 650 Euro Förderung. Das heißt, wenn ein iSFP gut gemacht ist und die Maßnahmen angemessen berechnet werden, muss der Besitzer eines Einfamilienhauses selbst mindestens 1.000 Euro für den iSFP übernehmen. 

Man kann auch einen Energieberater ins Haus holen, der eine normale Beratung zu Einzelmaßnahmen macht. Die Einzelmaßnahmenförderung beginnt bei 300 Euro Investitionssumme. Ich kann also auch sagen, ich tausche zwei Fenster und nehme dafür die BAFA-Förderung für Einzelmaßnahmen in Anspruch. Dafür brauche ich nicht zwingend einen iSFP. Aber auch das zeichnet einen guten Energieberater aus, dass er es für den Kunden wirtschaftlich darstellt, ob sich der iSFP für diese Maßnahme oder auch künftige lohnt oder nicht.

Welche Gründe gibt es denn gegen staatliche Fördermittel? Warum nimmt man geschenktes Geld eventuell nicht an?

Alexandra Schneider: Dafür gibt es verschiedene Gründe. Ich glaube, dass immer noch viele Leute gar nicht wissen, dass es Förderungen gibt, und sich nie mit dem Thema beschäftigt haben. Die sagen dann: „Ok, ich tausche jetzt meine Fenster. Ich hole mir den Fensterbauer, und der baut die Fenster dann eben ein.” Der Handwerker ist jedoch nicht immer derjenige, der sagt: „Achtung, lass uns erst mal eine Förderung beantragen.” Aus Unwissenheit wird dann ohne Förderung saniert. 

Ein weiterer Punkt ist sicherlich, dass man oft denkt, das sei alles viel zu kompliziert. Der Handwerker allein reicht nicht, dann brauche ich noch einen Energieberater, aber ich finde keinen passenden ... Oder der Energieberater ist vermeintlich zu teuer, vor allem, wenn man nicht versteht, was man damit bezahlt. Dann sucht man lieber eine einfache Lösung, um zu sparen, und macht nur den gesetzlichen Standard. Umso wichtiger ist es deshalb, dass der Energieberater der erste Ansprechpartner ist und gut berät. Dann ist allen damit gedient – im Endeffekt auch der Umwelt, weil eine gute fachliche und energetische Lösung dabei herauskommt, die eben auch entsprechend gefördert wird.  

Und was ist mit der Tatsache, dass man auch bei Förderung erst mal in Vorleistung gehen muss?

Alexandra Schneider: Ja, da ist vor allem das Thema, dass es viele nicht wissen. Auch darüber sollte der Energieberater aufklären. Zunächst müssen alle Rechnungen bezahlt werden, erst danach wird der Zuschuss gewährt. Viele denken: „Super, 55 oder gar 70 Prozent Zuschuss auf meine Wärmepumpe – dann muss ich ja nur noch 30 Prozent bezahlen.” So ist es leider nicht. Man muss erst einmal 100 Prozent vorschießen und erhält dann die Zuschüsse im Nachhinein. Auch das sind Themen, die oftmals im Vorfeld gar nicht klar sind. 

Wie lange dauert der aktuelle Antragsprozess im Schnitt?

Alexandra Schneider: Der Antragsprozess für die Heizungsförderung bei der KfW geht ratzfatz. Wenn ich heute einen Antrag stelle, erhalte ich sofort eine Förderzusage. Das ist allerdings automatisiert, sprich: ungeprüft. Ich muss natürlich schon beim Antrag darauf achten, dass ich die Förderbedingungen erfülle, das heißt, ich muss Eigentümer sein und dort gemeldet sein, um die 50, 55 oder gar 70 Prozent – also Grundförderung zuzüglich eventueller Boni – zu erhalten. Das muss alles berücksichtigt werden, sonst erhalte ich zwar eine Förderzusage, bekomme die Förderung im Endeffekt aber trotzdem nicht oder nur einen Teil davon. Auch beim BAFA ist der Antragsprozess für Sanierungsmaßnahmen innerhalb weniger Wochen erledigt.

Auch die Auszahlung am Ende läuft schnell?

Alexandra Schneider: Ja, auch die Auszahlung ist kein Problem. Das funktioniert, gerade was die Einzelmaßnahmen anbelangt, sehr gut.  

Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie mit der Abschaffung beziehungsweise Anpassung des Heizungsgesetzes?

Alexandra Schneider: Ich glaube nicht, dass es wirklich entscheidende Anpassungen geben wird. Die Verpflichtungen, die das GEG heute vorschreibt, sind sehr sinnvoll. Viele davon gibt es auch schon seit vielen Jahren, zum Beispiel in puncto Dachbodendämmung oder Dämmung von Heizungsrohren. Das spart sofort Energie, darüber brauchen wir uns gar keine Gedanken machen. Das sind Verpflichtungen, die es schon länger gibt, die gut sind und an denen man nicht rütteln sollte. Und über aktuelle Gedankenspiele, 40 Jahre alte Konstanttemperaturkessel in den Heizungskellern zu belassen, kann trefflich gestritten werden – in der Realität spielt es nicht wirklich eine Rolle, weil es davon gar nicht mehr viele gibt. 

Zum Zeitlichen: Wir haben jetzt Anfang November, es gibt noch keinen Zeitplan aus den Ministerien. Ob man dazu dieses Jahr noch etwas Finales hört – ich kann es mir fast nicht vorstellen. Wahrscheinlicher ist, dass es Anfang 2026 erste Ergebnisse zur GEG-Novelle geben wird.  

Was ist Ihr wichtigster Tipp beim Beantragen von Fördermitteln?

Alexandra Schneider: Prinzipiell gilt: Erst informieren und planen, dann loslegen! Hier kommt auch wieder der Energieberater ins Spiel. Hausbesitzer sollten sich zunächst informieren, welche Möglichkeiten in Frage kommen, bevor sie mit der Sanierung oder der Beantragung von Fördermitteln beginnen. Zum Beispiel mit unserer Fördertabelle. Da sieht man auf einen Blick, welche Fördermittel es vom BAFA, von der KfW oder auch als Steuererleichterung gibt und welche Förderungen kombiniert werden können. 

Zur Fördertabelle

Und was ist Ihre persönliche Lieblingsförderung?

Alexandra Schneider: Sozusagen mein Lieblingskind ist der Steuerbonus für die energetische Sanierung, ganz einfach weil darüber leider viel zu wenig gesprochen wird! Wenn ich Eigentümer bin und Steuern zahle, kann ich eine Steuererleichterung geltend machen. Der Steuerbonus kann im Prinzip genauso genutzt werden wie eine BAFA-Zuschussförderung: Ich bekomme 20 Prozent auf meine energetischen Maßnahmen, sofern ich eine entsprechende Steuerlast habe und selbstnutzender Eigentümer bin. Das wird über 3 Jahre verteilt: 7 Prozent im ersten Jahr, 7 Prozent im zweiten und 6 Prozent im dritten. Das dauert dann zwar etwas länger, aber ist im Gegensatz zur BAFA- und KfW-Förderung auch im Nachhinein noch möglich. Außerdem habe ich auch ein Faible dafür, die vielen Kombinationsmöglichkeiten der Programme untereinander auszuloten, um für Sanierer mit ehrgeizigen Plänen immer das Beste rauszuholen. 

Braucht es für den Steuerbonus eine/n Steuerberater*in oder kriegt man das auch allein hin?

Alexandra Schneider: Ein Energieberater begleitet die Maßnahme, ist aber natürlich kein Steuerberater, ebenso die Bank. Sie können nur darauf hinweisen, dass es den Steuerbonus gibt. Alles Weitere sollte dann mit dem Steuerberater besprochen werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Minh Duc Nguyen

Über den Autor

Minh Duc Nguyen

Minh Duc Nguyen ist seit 2020 Teil der co2online-Redaktion. Er ist besonders vertraut mit dem Thema Heizung im Allgemeinen, sowie Fernwärme und Wärmepumpe im Besonderen. Darüber hinaus gehört der Bereich staatliche Fördermittel für Wohngebäude zu seiner Expertise.

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Mirka Jedamzik

Über die Autorin

Mirka Jedamzik

Mirka Jedamzik ist seit 2016 Teil von co2online. Als Newsletter-Redakteurin hat sie ihr Ohr an der Zielgruppe und versorgt regelmäßig mehr als 150.000 Haushalte mit Tipps und Infos rund um Energiesparen, Modernisieren und Fördermittel.

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