Richtig sanieren: Warum Dämmung und Wärmepumpe das Traumpaar sind

18.12.2025 Lesedauer: min Eileen Menz

An einem Einfamilienhaus steht ein Gerüst, das Dach wird neu gedämmt.

Eine energetische Sanierung ist kein Spaziergang. Das ist klar! Zunächst ist immer ein Plan erforderlich, der das Szenario beschreibt. Im folgenden Beitrag geht Energieberaterin Eileen Menz von einem Szenario aus, in dem vor allem die Effizienz im Fokus steht.

Die passende Sanierungsreihenfolge

Bei der Planung einer energetischen Sanierung ist es ratsam, einen individuellen Sanierungsfahrplan (iSFP) von einem Energieberater erstellen zu lassen. Dieser muss in der Energieeffizienz-Expertenliste eingetragen und für die Erstellung von Sanierungsfahrplänen berechtigt sein.

Der Sanierungsfahrplan fasst alle Schritte in bis zu fünf logisch aufgebaute Maßnahmenpakete zusammen. Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:

  • der aktuelle Zustand des Hauses
  • die technischen Möglichkeiten
  • die finanziellen Rahmenbedingungen
  • die ohnehin anstehenden Reparaturen oder Instandsetzungen

Grob lässt sich eine sinnvolle Sanierungsreihenfolge wie folgt beschreiben: Erst die Gebäudehülle dämmen, dann die Heizung erneuern. Denn durch die Dämmung wird der Energiebedarf des Gebäudes deutlich reduziert. Damit verringert sich automatisch die für die Beheizung des Gebäudes erforderliche (Wärmepumpen-)Leistung. Wer eine Wärmepumpe möglichst effizient betreiben möchte, kommt also nicht umhin, das Gebäude mittel- und langfristig zu dämmen.

Folgende Reihenfolge ist dabei sinnvoll:

  1. Dach oder oberste Geschossdecke dämmen
  2. Fassade dämmen (Außendämmung)
  3. Fußboden dämmen (bei Bedarf in Kombination mit neuer Fußbodenheizung)
  4. Wärmepumpe einbauen
  5. Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung installieren (optional)

Generell gilt: Jede dieser Maßnahmen ist als Einzelmaßnahme förderfähig, wenn bauteilspezifische Mindest-U-Werte erreicht werden. Dafür sind konkrete Dämmstärken bzw. Werte nötig, beispielsweise:

  • Dach: ca. 28–30 cm Mineralwolle
  • Fassade: ca. 16–18 cm Mineralwolle
  • Fußboden: ca. 13 cm Dämmung (z. B. XPS)
  • Fenster: Uw ≤ 0,95 W/m2K
  • Haustür: Ud ≤ 1,30 W/m2K

Die Effekte einzelner Maßnahmen ermitteln

Welchen Effekt die einzelnen Maßnahmen erzielen, lässt sich herausfinden: Zunächst werden die einzelnen Bauteilflächen für Fußboden/Kellerdecke, Außenwand, Fenster und Dach ermittelt. Im zweiten Schritt werden die Wärmeverluste in Form der Heizleistung je Bauteil berechnet, indem die Flächen mit den U-Werten multipliziert werden. Dies erfolgt bezogen auf die für die Heizlastberechnung anzusetzende Außentemperatur, die sich aus der Norm DIN 12831 ergibt und lokal unterschiedlich ausfällt. Einige Bilanzierungssoftware-Produkte weisen auch die sogenannte Hüllflächenheizlast inklusive der lokal anzusetzenden Außentemperatur aus.

So kann sich z.B. für ein freistehendes Gebäude mit einem Vollgeschoss (dem Erdgeschoss) und einem ausgebauten Dachboden Folgendes ergeben:

Wie in der Grafik ersichtlich, ist der Effekt der Dämmung der einzelnen Bauteile deutlich erkennbar. Die nach der Dämmung erforderliche Heizleistung hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Kosten einer Wärmepumpe mit Erdkollektor oder Erdwärmesonde. Halbe Leistung bedeutet demnach auch nur halb so viele Bohrmeter – und damit halbe Kosten. Dies gilt auch für Luft-Wasser-Wärmepumpen. Eine gute Dämmung senkt die Vorlauftemperatur und verbessert somit die Jahresarbeitszahl.

Wie Vorlauftemperaturen die Effizienz beeinflussen

Die Wahl der Heizungsvorlauf- und Rücklauftemperatur, die idealerweise das Ergebnis einer Planung ist, hat einen maßgeblichen Einfluss auf die künftigen Heizkosten, da sie die erzielbaren Jahresarbeitszahlen bestimmt. Seit 2024 sind nur Wärmepumpen mit einer Mindestjahresarbeitszahl von 3,0 förderfähig. Die Jahresarbeitszahl gibt das Verhältnis der erzeugten Wärme zum Antriebsstrom an. Je höher die Arbeitszahl ist, desto geringer sind die jährlichen Energiekosten – und umgekehrt. Am Beispiel einer Luft-Wasser-Wärmepumpe sieht die JAZ ungefähr wie folgt aus:

Für mehr Informationen bitte scrollen bzw. ziehen

Außentemperatur
Vorlauftemperatur
JAZ
-7° C
35° C
3
+2° C
35° C
4
+7° C
35° C
4,8
-
-
-
Bepflanzung
niedrig wachsende Pflanzen
vollwertiger Garten
-5° C
55° C
2,4
+7° C
55° C
3
Eine Übersicht wie Vorlauftemperaturen die Effizienz beeinflussen

Um die Jahresarbeitszahl ermitteln zu können, ist ein Wärmemengenzähler erforderlich. In den ersten Betriebsjahren ist es ratsam, die Wärmemengen und den Stromverbrauch monatlich gegenüberzustellen und auszuwerten, um gegebenenfalls nachsteuern zu können. Bei Frosttemperaturen ist es sogar sinnvoll, diese Auswertung tagesgenau in Abhängigkeit von der Außentemperatur durchzuführen und ein Protokoll unter Ermittlung der Momentan-COP zu erstellen.

Raumheizlast nach DIN 12831 berechnen

Soll mit einer Fußbodenheizung der Raum beheizt werden, gibt es normative Vorgaben für die maximale Oberflächentemperatur in Aufenthaltsräumen und Bädern. Als behaglich gelten Oberflächentemperaturen von ca. 25–26 °C. Bei Holzfußböden dürfen nur begrenzte Oberflächentemperaturen gefahren werden, damit das Holz nicht reißt. Allgemein ist eine Begrenzung der Raumheizlast auf 60 bis 65 W/m² für normale Aufenthaltsräume empfehlenswert. Dies ist jedoch häufig nur möglich, wenn auch die Außenwände gedämmt werden.

Auf Basis der konkreten U-Werte aller Hüllbauteile ist es dringend angeraten, für jeden Raum die Raumheizlast gemäß DIN 12831 zu berechnen und mit den Vorgaben für behagliche Oberflächentemperaturen zu vergleichen. Alternativ kann auf Basis der Raumheizlast auch eine Bemessung der Heizkörper, Wandheizungen oder Fußbodenheizungen vorgenommen werden. Um die gewünschten Raumtemperaturen zu erreichen, ist eine Fachplanung daher unerlässlich.

Die Lüftungsanlage als letzter Schritt

In einem Sanierungsfahrplan kann auch der Hinweis auf eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung vorkommen. Diese reduziert die Luftfeuchte dauerhaft und verhindert, bei der Verwendung einer Innendämmung, die Bildung von Kondensat. Außerdem ermöglicht sie eine effizientere Fahrweise der Wärmepumpe, da eine zusätzliche Absenkung der Vorlauftemperatur möglich wird. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ist auch bei klassischer Außendämmung eine sinnvolle und oft notwendige Investition.

Für alle im iSFP vorgeschlagenen Maßnahmen besteht keine Verpflichtung, diese umzusetzen. Darüber hinaus erhalten nur die Maßnahmen, die im iSFP vorgeschlagen werden, auch den iSFP-Bonus.

Fazit

In der Regel erzielt eine Wärmepumpe die besten Ergebnisse in einem gedämmten Gebäude. Dieser Effekt wird noch verstärkt, wenn eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung hinzukommt. So der Idealfall. In der Praxis können jedoch finanzielle oder persönliche Hürden auftreten, sodass die Lösungen immer im Einzelfall gefunden werden müssen. 

Damit der Weg von der Planung bis zur Umsetzung problemlos und kostengünstig verläuft, sind eine individuelle Beratung und ein geeignetes Tool wie der individuelle Sanierungsfahrplan erforderlich. Der Sanierungsfahrplan sowie ggf. dazugehörige Zusatzauswertungen informieren Handwerker darüber, wie, mit welchen Materialien und unter Einhaltung welcher Mindestanforderungen die einzelnen Maßnahmen umgesetzt werden müssen, damit sie förderfähig sind. Für jede Teilmaßnahme wird der Effekt auf die Bauteileffizienz ausgewiesen. Damit bildet der Sanierungsfahrplan auch die Basis für weitere Fachplanungen, die im Zuge der Förderung von Einzelmaßnahmen zu 50 Prozent gefördert werden. Zu den förderfähigen Fachplanleistungen zählen etwa die Ermittlung der Heizlasten und die Erstellung eines Lüftungskonzepts.

Über die Autorin

Eileen Menz

Eileen Menz ist Energieberaterin für Wohngebäude, Nichtwohngebäude, Baudenkmäler und ist in der Energieeffizienzexpertenliste der dena gelistet. Neben diesem Gastbeitrag schreibt sie regelmäßig für Fachmagazine wie das „Passivhaus Kompendium” oder „Energie KOMPAKT”.

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