Dämmung: Vorurteile und Mythen im Faktencheck

04.09.2025 Lesedauer: min Christine Persitzky

Gegen Dämm-Maßnahmen gibt es viele Vorurteile. Und fast immer gibt es mindestens genauso viele Argumente für eine gut geplante und fachmännisch ausgeführte Dämmung. Die häufigsten Mythen und Vorurteile zum Thema Gebäudedämmung haben wir hier zusammengestellt – und liefern Ihnen ausführliche Hintergrundinformationen dazu, was wirklich stimmt.

Dämm-Potenzial einschätzen mit dem ModernisierungsCheck

Mit dem Modernisierungskosten-Rechner können Sie prüfen, ob sich eine Dämmung für Ihr Gebäude lohnt und wie viel Energie Sie dadurch sparen.

Über die Dämmung von Gebäuden wird viel diskutiert. Und dies nicht nur unter Fachleuten. In den Medien und auch privat wird immer wieder über den Sinn oder Unsinn von Dämm-Maßnahmen berichtet. Eins vorweg: Es gibt beides, Sinn und Unsinn. Nicht jede Dämm-Maßnahme ist sinnvoll, teilweise bringen andere Maßnahmen mehr Einsparung für das gleiche Geld. Häufig werden jedoch die immer gleichen Vorurteile ausgebreitet und verallgemeinert. Wer über eine Dämmung nachdenkt, sollte daher die Fakten kennen. Wir haben Ihnen die notwendigen Hintergrundinformationen dazu zusammengestellt.

1. Lohnt sich eine Wärmedämmung überhaupt?

Eine Gebäudedämmung rechnet sich mittel- bis langfristig, auch aufgrund steigender Energiepreise. Und sie steigert den Wert der Immobilie.

Häuser werden über viele Jahrzehnte genutzt – daher muss hier in den entsprechenden Dimensionen gedacht werden. Einige Modernisierungsmaßnahmen erscheinen zunächst teuer und amortisieren sich erst nach Jahren. Der langfristig beständige Anstieg der Energiepreise sorgt aber dafür, dass die Energieeinsparungen mit der Zeit immer lukrativer werden. Außerdem führen die Maßnahmen in der Regel zu einer beträchtlichen Wertsteigerung des Gebäudes.

Wer dämmt, wenn ohnehin Sanierungsmaßnahmen anstehen, erhöht die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme zusätzlich. Denn einige Kosten, zum Beispiel für das Aufstellen von Gerüsten, würden ohnehin anfallen. Auch wichtig: Förderprogramme helfen bei der Finanzierung und sorgen dafür, dass sich Maßnahmen schneller rentieren. Und schließlich sind Investitionen in Dämm-Maßnahmen immer auch Investitionen in den Wohnkomfort.

Welche Maßnahmen für Ihr Gebäude wirtschaftlich am sinnvollsten sind, sollten Sie bei einer Vor-Ort-Energieberatung im Vorfeld klären.

2. Wie lange hält die Dämmung einer Fassade?

Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) halten genauso lange wie ungedämmte Fassaden. Eine regelmäßige Kontrolle ist trotzdem sinnvoll.

Gut geplante und ausgeführte Dämmungen halten mindestens 40 bis 50 Jahre. Eine gedämmte Fassade, die großen Temperaturschwankungen ausgesetzt ist und vielleicht auch noch mit Kletterpflanzen bewachsen ist oder anderen mechanischen Einflüssen standhalten muss, ist jedoch regelmäßig zu überprüfen und muss gegebenenfalls repariert werden. Das Fraunhofer Institut für Bauphysik (IBP) hat in einer Langzeitstudie untersucht, dass Wärmedämmverbundsysteme insgesamt nicht schadensanfälliger sind als ungedämmte Fassaden.

An einem Einfamilienhaus steht ein Gerüst, das Dach wird neu gedämmt.

3. Hilft Wärmedämmung überhaupt beim Klimaschutz?

Dämm-Maßnahmen bewirken, dass weniger Heizenergie verbraucht wird und tragen so einiges zum Klimaschutz bei.

Rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in Europa gehen auf das Konto von Gebäuden – hauptsächlich für Heizung und Warmwasser. Aber: Auch das Einsparpotenzial ist enorm – vor allem durch das Vermeiden von Wärmeverlusten. Natürlich bringen nicht alle Sparmaßnahmen gleich viel: Während mit einer Dämmung der obersten Geschossdecke und der Kellerdecke schnelle und sehr gute Sparerfolge erzielt werden können, rechnen sich aufwendige Fassadendämmungen häufig erst über einen längeren Zeitraum.

Das ist allgemein wichtig beim Dämmen:

  • Nur die für ein Gebäude sinnvollen Dämm-Maßnahmen durchführen
  • Dämmung fachgerecht anbringen
  • Heiztechnik nach Durchführung der Maßnahmen entsprechend anpassen

Analysen von co2online zeigen: Gut gemachte Fassadendämmungen können im Schnitt 31 Prozent Heizenergie einsparen. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit 130 Quadratmetern, das mit Erdgas beheizt wird, bedeutet das eine Einsparung von 5.900  Kilowattstunden im Jahr. Und damit werden nur in diesem einen Gebäude 1,8 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr vermieden – Wärmedämmung kann also beträchtlich zum Klimaschutz beitragen.

4. Ist für Dämmstoffe mehr Energie notwendig, als gespart wird?

Die für Herstellung, Transport, Montage und Entsorgung aufgewendete Energie wird über Energieeinsparungen am Gebäude innerhalb kurzer Zeit wieder hereingeholt.

Dämmstoffe können die investierte Energie so gut wie immer über Energieeinsparungen wieder hereinholen und auch darüber hinaus viel Energie sparen. Dies gilt für alle handelsüblichen Dämmstoffe – auch wenn es hier große Unterschiede gibt: Für die Herstellung von Polystyrol ist beispielsweise deutlich mehr Energie notwendig, als für die Produktion von Zellulosefasern. Trotzdem wird bei einer nach den derzeitigen Vorgaben des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) angebrachten Kellerdeckendämmung mit Polystyrol die benötigte Herstellungsenergie nach etwa drei Heizperioden eingespart.

Wie lange die energetische Amortisation im konkreten Fall dauert, hängt unter anderem von der Dämmstoffstärke ab: Je dicker die Dämmung, desto länger dauert es, bis sie sich energetisch amortisiert. Dies liegt daran, dass die Wirkung der Dämmung in Form einer Hyperbel zunimmt, also die ersten Zentimeter Dämmstärke am meisten Einsparung bringen. Der Energieaufwand für die Herstellung steigt aber nahezu linear und damit steiler.

5. Ist eine dickere Wärmedämmung automatisch auch besser?

Mehr ist nicht immer mehr – eine angemessene Stärke ist das Ziel.

Entscheidend ist hier der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient. Dieser wird vom Durchmesser der Materialien und von deren Wärmeleitfähigkeit beeinflusst. Bei Dämmstoffen wird die Wärmeleitgruppe (WLG) angegeben. Die Werte wurden bei modernen Dämmstoffen immer weiter verbessert. Daher können häufig neue Dämmstoffe mit geringeren Stärken als früher verwendet werden. Die Wärmeverluste werden zwar geringer, je dicker der Dämmstoff angebracht wird. Aber ab einer bestimmten Stärke lohnt es sich weder finanziell noch ökologisch, noch dicker aufzutragen. Somit gilt nicht „je dicker, desto besser“, sondern „guter Dämmstoff in angemessener Stärke“ – was durchaus Dämmstoffdicken um 25 Zentimeter bedeuten kann.

Haus Dachboden unter Bau Mansarde Wandisolierung mit Steinwolle

6. Sind Dämmstoffe schädlich für die Gesundheit?

Korrekt verbaut gelten moderne Dämmstoffe als frei von gesundheitlichen Risiken. Besonders gesundheitsverträglich sind ökologische Dämmstoffe.

Zellulose, Holz, Schafwolle, Hanf – ökologische Dämmmaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen gelten als schadstofffrei und besonders gut für Umwelt und Gesundheit. Schafwolle ist sogar in der Lage, Schadstoffe wie Formaldehyd aus der Raumluft zu filtern und abzubauen.1 Aber auch die heutzutage produzierten konventionellen Dämmstoffe gelten als unbedenklich.  

  • Faserstoffe: Die Herstellung und Verwendung von krebserregendem Asbest, das unter anderem auch für die Gebäudedämmung eingesetzt wurde, ist in Deutschland seit 1993 verboten. Faserstaub von Mineralwolle kann zwar, nach dem gleichen Prinzip wie bei Asbest-Fasern, krebserregend wirken – aber seit 2000 sind in Deutschland nur noch Mineralwolle-Dämmstoffe auf dem Markt, die biolöslich und damit nicht krebserregend sind.  
  • Flammschutzmittel: Lange Zeit wurde Dämmstoffen das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt, das gesundheitsschädigend wirken kann. Inzwischen gilt ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot – der Stoff kann allerdings in alten Dämmstoffen weiterhin vorkommen. Ist der Dämmstoff fachgerecht verbaut und unbeschädigt, besteht keine Gesundheitsgefährdung.  
  • Kunststoffe: Auch die Ausdünstungen von Polystyrol-Platten werden als gesundheitsschädlich eingestuft. Daher müssen fabrikneue Platten immer erst vier Wochen gelagert werden, bevor sie in den Handel gehen können. Spätestens nach drei Monaten sind die schädlichen Emissionen nahezu vollständig verflogen, sodass keine Gesundheitsgefahr besteht.

Einen verlässlichen Hinweis auf die Unbedenklichkeit eines Dämmstoffes gibt der „Blaue Engel“. Dieses Umweltsiegel des Umweltbundesamtes zertifiziert und kennzeichnet seit 2022 Wärmedämmstoffe, die über die gesetzlichen Bestimmungen hinaus schadstoffarm hergestellt werden und in Innenräumen aus gesundheitlicher Sicht unbedenklich sind.

1 Quelle: baustoffwissen.de

7. Führt Dämmung zu Schimmelbildung?

Die Ursache für Schimmelbildung ist häufig eine unsachgemäß angebrachte Dämmung.

Schimmel in Innenräumen entsteht in aller Regel dort, wo Luftfeuchtigkeit an kalten Flächen kondensiert, sich also Feuchtigkeit niederschlägt. Eine korrekt ausgeführte Dämmung verhindert genau dies, da sie Wände, Decken und Böden vor Kälte schützt. Verbleiben jedoch unerwünschte Wärmebrücken, kann sich an diesen kalten Stellen die Feuchtigkeit konzentrieren und Schimmelbildung begünstigen.

Neben der korrekt ausgeführten Dämmung ist das richtige Lüften extrem wichtig. Es sorgt dafür, dass die Feuchtigkeit, die beim Nutzen von Wohnräumen zwangsläufig entsteht, entweichen kann. Nach einer Dämm-Maßnahme (dazu gehört auch der Einbau neuer Fenster) muss das Lüftungsverhalten entsprechend angepasst werden. Das heißt: Man muss häufiger lüften. Mehrmals täglich mehrere Minuten Stoßlüften bei weit geöffnetem Fenster (keine Kipp-Lüftung!) sorgt für Luftaustausch und weniger Luftfeuchtigkeit im Raum. So kühlen die Wände nicht aus und das Schimmelrisiko sinkt – ebenso wie die Heizenergieverluste. Werden neue Fenster eingebaut, kann auch ein professionelles Lüftungskonzept erstellt werden. Häufig ist der Einbau eines mechanischen Belüftungssystems empfehlenswert.

Besonders in Eigenleistung durchgeführte Dämm-Maßnahmen erfordern ein gewisses Know-how, handwerkliches Geschick und große Sorgfalt. Was es hier zu beachten gilt, haben wir einen Experten der DIY-Academy gefragt.

Experten-Tipps zum Dämmen-DIY

8. Sind Dämmstoffe schlecht für die Umwelt?

Die heutigen Dämmmaterialien, vor allem die ökologischen und natürlichen Dämmstoffe, sind sehr umweltverträglich.

Ökologische Dämmstoffe wie Zellulose, Holzfasern oder Blähglas sind kein Problem für die Umwelt. Auch Mineralwolle hat keine erwähnenswerten Umweltauswirkungen. Die auf Polystyrol („Styropor“) basierenden Dämmstoffe bestehen aus Kunststoff – genauer gesagt aus aufgeschäumtem Erdöl. Bei einer fachgerechten stofflichen Nutzung und späteren Entsorgung sind keine Umweltauswirkungen zu erwarten, die über andere übliche kunststoffhaltige Produkte oder Verpackungen hinausgehen. Trotzdem sind aus ökologischen Gründen Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen meist empfehlenswerter.

  • Flammschutzmittel: Lange Zeit wurde Dämmstoffen das Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt. HBCD ist umwelttoxisch und wurde unter der europäischen Chemikalien-Verordnung als „besonders besorgniserregender Stoff" eingestuft. Inzwischen gilt ein weltweites Herstellungs- und Anwendungsverbot, das seit 2015 auch die Dämmstoffe einschließt. Da HBCD ein sehr langlebiges Umweltgift ist, kann es aber in älteren Dämmstoffen weiterhin vorkommen.
  • Biozide: Auch problematisch sind sogenannte Biozide, die den Anstrichen und Putzen der Wärmedämmverbundsysteme sehr häufig beigemischt werden, damit diese nicht von Algen oder Schimmel befallen werden. Diese Substanzen werden mit der Zeit durch Regen ausgewaschen und gelangen so in die Umwelt. Eine vom Umweltbundesamt in Auftrag gegebenene und vom Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) durchgeführte Studie kam zu dem Ergebnis, dass eine standardmäßige Ausstattung von Fassadenoberflächen mit Bioziden nicht notwendig ist. Das Umweltbundesamt empfiehlt die Verwendung von Wärmedämmverbundsystemen, die mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ gekennzeichnet sind. Sie enthalten keine Biozide.  
  • Entsorgung: Wenn Gebäude oder Gebäudeteile abgerissen werden, wird jeglicher Bauschutt als „gefährlicher Abfall“ klassifiziert, es sei denn, die verschiedenen Materialien können sortenrein getrennt werden. Ist dies möglich, dann werden die Dämmstoffe einfach als Bauschutt entsorgt. Allerdings können aufgrund ihrer Verarbeitung nicht immer alle Materialien getrennt werden. Schwierig ist dies insbesondere bei verklebten Konstruktionen wie konventionellen Wärmedämmverbundsystemen. Inzwischen gibt es auf dem Markt aber bereits solche, die trennbar sind. Dämmstoffe, denen noch das umweltschädigende Flammschutzmittel Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt wurde, können in entsprechenden Verbrennungsanlagen entsorgt werden.

Ein Recycling von Dämmstoffen, das ihre Qualität erhält, ist noch nicht breit etabliert. Gut recycelt werden können bereits Einblasdämmstoffe, die ja nicht zu Platten verarbeitet sind, sondern lose zur Verfüllung von Hohlräumen verwendet werden. Sie lassen sich wieder absaugen und an anderer Stelle erneut verwenden. Das funktioniert auch bei ökologischen Einblasdämmstoffen.

An einem Einfamilienhaus steht ein Gerüst, das Dach wird neu gedämmt.

9. Erhöht Dämmung die Brandgefahr?

Dämmstoffe müssen strenge Brandschutzvorgaben einhalten.

Nicht alle Dämmstoffe sind brennbar, Mineralwolle beispielsweise nicht. Die häufig eingesetzten Kunststoffschäume (Polystyrol) und auch die meisten ökologischen Dämmstoffe sind zwar an sich brennbar, können aber durch Zugabe von Flammschutzmitteln in der Regel „schwer entflammbar“ (DIN EN 13163 B1) werden und die entsprechende Klassifizierung B1 erreichen. Durch die Anwendung von Brandschutzmitteln (z. B. Molke, Aluminiumhydroxid, Borsäure) oder durch Verkleidungen (Kapselungen) halten auch ökologische Dämmstoffe die Brandschutzanforderung ein. Bei der Entsorgung ist zu beachten: Viele der chemischen Zusätze in ökologischen Dämmstoffen sind schwach wassergefährdend, die damit behandelten Materialien können deshalb nicht kompostiert werden.

Bei Wärmedämmverbundsystemen mit Polystyrolplatten müssen ab einer bestimmten Bauhöhe zudem sogenannte Brandriegel aus Mineralwolle als Brandschutz eingefügt werden. Werden Dämm-Maßnahmen korrekt und unter Beachtung aller Brandschutzbestimmungen durchgeführt, besteht keine erhöhte Brandgefahr, bestätigen auch die Verbraucherzentralen. Weiter verringert werden kann die Gefahr, wenn beispielsweise Mülltonnen oder Motorräder so platziert werden, dass sie mindestens einen oder zwei Meter Abstand zur gedämmten Fassade halten.

10. Ist Dämmung bei dicken Mauerwerken überhaupt nötig?

Ohne Dämmung lassen auch dicke Wände oft zu viel Wärme nach draußen entweichen.

Bei alten, ungemütlichen Ritterburgen merkt man es sofort: Dicke Mauern reichen nicht, um ein Gebäude warm zu halten. Die Stärke der Wand allein bestimmt nicht die Wärmemenge, die durch ein Bauteil entweicht. Vielmehr ist es der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient. Für diesen Wert, der „U-Wert“ genannt wird, gilt: Je niedriger, desto besser. 

  • Beispielsweise hat ein 36 Zentimeter starkes und verputztes Mauerwerk einen U-Wert von ungefähr 1,20 W/m2 K.
  • Ein 61 Zentimeter dickes Mauerwerk des gleichen Materials hat einen U-Wert von 0,75. 

Der heute geforderte Wert für Außenwände liegt allerdings bei 0,24 W/m2 K. Um diesen Wärmedurchgangskoeffizient für die oben beschriebene 36 Zentimeter starke Wand zu erreichen, ist eine zusätzliche Dämmung mit der Wärmeleitgruppe WLG 035 von 12 Zentimetern Stärke erforderlich. Der alleinige Blick auf die Dicke des Mauerwerks reicht also nicht aus, um zu beurteilen, ob in einem Gebäude unnötig viel Heizenergie verloren geht.

11. Verhindert die Wärmedämmung, dass die Wände atmen können?

Egal ob sie gedämmt sind oder nicht: Wände tauschen keine nennenswerte Menge an Luft oder Feuchtigkeit mit der Umgebung aus.

Wände können nicht „atmen“ – der wichtige Luftaustausch erfolgt ausschließlich durch das Lüften über die Fenster oder eine Lüftungsanlage. Die Aussage, Wände würden atmen, bezieht sich auf die bauphysikalische Wasserdampfdiffusion. Diese sorgt dafür, dass insbesondere in der kalten Jahreszeit ein hohes Dampfdruckgefälle von innen nach außen entsteht. Dabei kann in bestimmten Bauteilschichten durch die Taupunktunterschreitung Wasserdampf kondensieren. Dieses Phänomen tritt bei Fehlplanungen und manchmal in unsanierten Altbauten auf und kann zu Beschädigungen des Baumaterials durch die Kondensatbildung führen. Eine korrekte Planung und Ausführung der Dämmung hält das Gebäude dagegen trocken und warm und schützt es so.

Handwerker dämmen Fassade eines Hauses

12. Begünstigt Dämmung Feuchtigkeitsschäden und Algenbildung an der Fassade?

Feuchteprobleme lassen sich leicht vermeiden, indem etwaige Schäden an der Putzschicht schnell behoben werden.

Schäden an der Fassade sind in der Regel leicht zu erkennen und müssen schnell behoben werden, dann können keine Feuchtigkeitsschäden entstehen. Allerdings kann es bei Montagefehlern zu Feuchtigkeitsproblemen kommen, wenn beispielsweise schon in der Bauphase die Dämmung nass wird. Eine „dampfdichte“ Putzschicht bei Wärmedämmverbundsystemen kann ebenfalls zu Problemen führen. Es sollte daher sichergestellt werden, dass Feuchtigkeit abgeführt werden kann. Zu feuchten Außenflächen an Außenwänden kann es trotzdem kommen, wenn beispielsweise in Nordausrichtung Bäume oder Büsche sehr nah am Haus stehen. Dieses Problem kann aber bei jeder Fassade auftreten – ob gedämmt oder nicht.

Etwas anders sieht es beim Thema Algenbildung aus: Algenbildung kommt an gedämmten Fassaden häufiger vor, ist aber ein rein optisches Problem und hat keine Auswirkung auf die Haltbarkeit der Dämmung. Da gedämmte Fassaden langsamer trocknen als ungedämmte, kann es zur Bildung von grünen Algenflecken auf der Putzschicht kommen. Ein geeigneter Witterungsschutz wie etwa ausreichende Dachüberstände und Tropfkanten an den Fensterbänken können hier vorbeugen. Auch die Beschaffenheit der Fassadenoberfläche ist wichtig. Dickschichtige, diffusionsoffene mineralische Putze und relativ dunkle Anstrichfarben speichern die Wärme der Sonne und verringern so die Tauwasserbildung. Zudem nehmen sie Feuchtigkeit auf und können sie kontinuierlich wieder abgeben.

Auf einen chemischen Schutz vor Algen oder Pilzen sollte verzichtet werden, rät das Umweltbundesamt. Negative Auswirkungen dieser Biozide auf die menschliche Gesundheit seien nicht ausgeschlossen. Das Umweltbundesamt empfiehlt stattdessen konstruktive Maßnahmen und eine entsprechende Gestaltung der Fassade und des Umfelds, um Oberflächenbewuchs zu vermindern oder zu vermeiden.

13. Sehen alle gedämmten Häuser scheußlich aus?

Stil und Proportionen eines Hauses lassen sich auch beim Dämmen erhalten oder sogar gezielt neu schaffen, dann sieht das Haus nach dem Dämmen genauso ästhetisch aus wie vorher – oder sogar noch besser.

Natürlich vergrößert sich bei Dämm-Maßnahmen die Stärke von Wänden und Decken. Es lohnt sich daher, sich vorab über deren ästhetische Wirkung zu informieren und ggf. auf andere Dämmstärken oder auch andere Maßnahmen zurückzugreifen. Außerdem können gedämmte Fassaden zum Beispiel mit Stuckelementen gestaltet, ansprechend verputzt und nach Belieben gestrichen werden. Für ausgefallenere Lösungen sollte ein/e Architekt*in hinzugezogen werden. Auf einigen Fassaden – zum Beispiel historischen norddeutschen Backsteinfassaden, aufwendigen Stuckfassaden und denkmalgeschützten Fassaden – sollte man allerdings wirklich nur in Ausnahmefällen eine Außendämmung anbringen. Hier ist zu prüfen, ob stattdessen eine Innendämmung oder eine Kerndämmung (Einblasdämmung) möglich ist.

Spechte in der Fassadendämmung?

Das kann tatsächlich vorkommen. Eine effektive Methode zur Abwehr von Spechten ist die Begrünung der Fassade. Schon die straff gespannten Ranksysteme (beispielsweise aus Draht oder Edelstahlseilen) für die Kletterpflanzen zeigen eine Wirkung. Sind sie erst bewachsen, sorgen sie nebenbei auch für ein verbessertes Stadtklima und mehr Artenvielfalt.

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Christine Persitzky

Über die Autorin

Christine Persitzky

Christine Persitzky verstärkt die co2online-Redaktion seit Juni 2023 und arbeitet vor allem zu den Themen Photovoltaik, Energiesparen und Nachhaltigkeit. Außerdem beschäftigt sie sich damit, was Wohnungseigentümergemeinschaften in Sachen energetischer Sanierung und Klimaschutz tun können.

Zum Autor*innen-Profil
Zu sehen ist eine Frau, die Dämmmaterial und Informationsblätter vor sich liegen hat. Man sieht noch einen Laptop.

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