Ökologische Innendämmung mit Denkmalschutz

11.09.2025 Lesedauer: min Clemens Boekholt

Cornelia Wiethaler und ihr Mann vor ihrem Haus

Ursprünglich war Cornelia Wiethaler auf der Suche nach einem neuen Büro. Dann fand sie ein altes Bahnhofsgebäude. Dass eine Zeitung das heruntergekommene, graffitiverschmierte Gebäude als „Schandfleck von Heidelberg“ bezeichnete, konnte die Politikwissenschaftlerin nicht abschrecken. Was aus dieser „Liebe auf den ersten Blick“ geworden ist, erzählt sie in diesem Erfahrungsbericht.

Cornelia Wiethaler in der neuen Küche

Cornelia findet

„Den Schandfleck zu sanieren war eine gute Idee“

„Wir erhalten nur positive Reaktionen. Fast täglich kommt jemand und sagt „Ach, das haben Sie schön gemacht, vielen Dank!“ Damit hatte ich nicht gerechnet“.

– Cornelia Wiethaler

 

Pfaffengrund-Wieblingen, im Oktober 2018. „Das lohnt sich“, entschied Cornelia Wiethaler. Ein ganzes Jahr lang hatte sie das alte Bahnhofsgebäude begutachtet. Die Substanz war sehr gut, die Ästhetik und die massive Bauweise gefielen ihr. Außerdem war das historische Gebäude glücklicherweise nicht durch frühere Renovierungen oder Umbauten allzu sehr verändert worden. Bevor die dreifache Mutter jedoch den Kaufvertrag unterschrieb, beriet sie sich ausführlich mit ihrer Bank und schlief eine Nacht zur Probe im Haus. Immerhin liegt es direkt an den Gleisen, und täglich rasen gut 70 Personenzüge nur wenige Meter entfernt vorbei. Der Bahnhof bestand den Schlaftest und Wiethaler unterschrieb den Vertrag. Heute, gut sieben Jahre später, blickt sie gemeinsam mit co2online zurück.

Warum hast du dich für den Umbau des Bahnhofsgebäudes entschieden?

Es gibt so viel Leerstand in Deutschland, ungefähr 1,9 Millionen Wohnungen. Und wir brauchen Wohnungen. Ich habe mich getraut, diesen alten Bahnhof zu sanieren. Die ursprüngliche Idee, im Bahnhofsgebäude Büros einzurichten, habe ich nach jener Nacht im Jahr 2016 erweitert. 

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Alter Staatsbahnhof, historisches Bahnhofsgebäude (denkmalgeschützt)
  • 8-10 Bewohner*innen
  • Baujahr: 1873
  • Wohn- und Arbeitsfläche: 233 m2
  • Heizenergieverbrauch: rund 50 kWh/(m²a)

Was genau wurde gemacht?

Von Anfang an war klar, dass das fertige Haus ein Niedrigenergiehaus werden sollte. Deshalb waren neben den Sanierungsarbeiten auch Dämmmaßnahmen erforderlich. Da es sich um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, durften wir keine Außendämmung vornehmen. Wir haben uns deshalb für eine Innenwanddämmung der Außenwände entschieden. 

Bei der Firma Baunetz-Naturbaustoffe in Pfullendorf, die ich von früher kannte, habe ich mich vor allem über die verschiedenen Dämmstoffe informiert. Ich habe mich relativ schnell für Holzweichfaser entschieden. Die Dämmplatten sind per se angenehm und wohnlich, auch unverkleidet. Es gab zwei Angebote: eines aus Weißrussland und eines aus der Schweiz. Aufgrund des langen Transportwegs und der fehlenden Transparenz bei der Herstellung habe ich mich schließlich für das etwas teurere Angebot aus der Schweiz entschieden. Dort werden die Platten im Nassverfahren ohne den Zusatz erdölbasierter Klebstoffe hergestellt. 

Auf den Dämmplatten haben wir die Wandheizung verlegt. Die Beheizung erfolgt über eine wassergeführte Holzpellets-Zentralheizung, verputzt mit Lehm auf Dämmplatten an den Innenseiten der Außenwände. So ist eine behagliche Hülle entstanden. Seit 2024 haben wir eine PV-Anlage auf dem Dach.

Die Gesamtkosten für die Sanierung mit PV-Anlage und Speicher beliefen sich auf rund 2.800 Euro pro Quadratmeter. Wir haben seit der Sanierung über 80 Prozent weniger Heizkosten.

Was hat gut funktioniert – und was nicht?

Es macht richtig Spaß, wenn man sich darauf einlässt, wenn man sieht, wie es vorangeht. Man kann mit guter Planung und der Unterstützung der richtigen Fachleute auch einiges selber machen – zum Beispiel alten Putz abschlagen, Dämmplatten anschrauben, eine Wandheizung verlegen oder eine Holz-Innenverschalung anbringen. Das kann man alles auch als Frau und mit der Familie ganz gut machen. Allerdings sollte man sich realistisch fragen: Was schafft man? Für ebene Oberflächen, die als Untergrund für die Dämmplatten benötigt werden, für schöne Deckputze, luftdichte Anschlüsse im Dach und natürlich für die Haustechnik würde ich immer Fachleute hinzuziehen.

Ein Teil unserer Familie hat während der Dämm- und Sanierungsarbeiten im Bahnhof gewohnt. Da waren die Einschränkungen schon sehr massiv. Das lag aber vor allem daran, dass wir Probleme bei der Lieferung der Fenster hatten und der Putz erst danach fertig gemacht werden konnte. Und die verschiedenen Lehmschichten an den Wänden mussten trocknen. Entsprechend wurde in dieser Zeit von Zimmer zu Zimmer gezogen. Das Raumklima war allerdings von Anfang an klasse.

Diese Dämmung ist es geworden bei Familie Wiethaler

Für mehr Informationen bitte scrollen bzw. ziehen

Tabelle: Diese Dämmung ist es geworden bei Familie Wiethaler
Dämmung:
• Wände: 6 cm Innendämmung
• Dach: 8 cm Aufdach und 14 cm zwischen den Sparren
Dämmstoffe:
• Holzweichfaserplatten an den Innenseiten der Außenwände und auf dem Dach
• zwischen den Sparren Zellulose-Flocken
Weitere Sanierungsmaßnahmen:
• Holzpellets-Zentralheizung mit Wandheizung in Lehm auf den Dämmplatten an den Außenwänden
• hydraulischer Abgleich der Heizanlage am Ende
• Wärmeschutzverglasung in Holzrahmen
• Korkdämmung unter Holzfußboden im EG
• 2024 kommen noch PV- und Speicher hinzu
Stand:
September 2025

Was hat dich verunsichert oder sogar frustriert?

Frustriert hat mich im Nachhinein gar nichts. Ärgerlich war der verzögerte Einbau der PV-Anlage aber schon. Denn aufgrund des Denkmalschutzes mussten viele Aspekte berücksichtigt werden, was wiederum dazu geführt hat, dass wir Stand heute keine Wärmepumpe, sondern eine Pelletheizung haben. Eine Wärmepumpe funktioniert wie ein umgekehrter Kühlschrank. Eine Pelletheizung ist hingegen so wartungsintensiv wie eine Öl- oder Gasheizung.

Wie hast du dich im Vorfeld informiert?

Während der Planungsphase habe ich zahlreiche Gespräche mit Firmen aus dem Bereich des ökologischen Baustoffhandels sowie mit Fachleuten, Architekt*innen und Handwerker*innen aus der Region geführt und auch eine Energieberatung in Anspruch genommen. Dabei war mir vor allem der persönliche Austausch mit den jeweiligen Experten wichtig. Ich hatte auch das Glück, dass mein Sohn selbst Lehmbauer ist. Das hat vieles einfacher gemacht.

Das Haus von Cornelia Wiethaler aus der Vogelperspektive

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Wie zufrieden bist du mit deiner Entscheidung?

Mein Fazit zum gesamten Projekt? Natürlich ist es am besten! Die Naturbaustoffe strahlen einem immer wieder behaglich entgegen. Wir haben die besten Stoffe verwendet, die besten Handwerker*innen engagiert und auch viel selbst gemacht. Und nicht zuletzt: Frauen, schaltet euch ein, packt das selbst an! Wir haben Gefühl fürs Bauen und oftmals mehr Gefühl für die richtigen Stoffe. 

Was empfiehlst du anderen Hausbesitzer*innen?

Man sollte sich Zeit nehmen, um Fördermittel zu beantragen. Ich habe KfW-Mittel einbezogen und einen Zuschuss in Höhe von 25.000 Euro erhalten. Sowohl die Flächenheizung als auch der Lehm haben sich bewährt. Lehm ist so angenehm und über Jahrhunderte wiederverwendbar.

Clemens Boekholt

Über den Autor

Clemens Boekholt

Clemens Boekholt ist seit 2017 freiberuflich für co2online im Einsatz. Er hat während dieser Zeit Themen wie den Europäischen Emissionshandel oder die Klimafolgen-Anpassung bearbeitet. Inzwischen arbeitet er konzeptionell und als Texter für die Social Media-Kanäle von co2online.

Zu sehen ist eine Frau, die Dämmmaterial und Informationsblätter vor sich liegen hat. Man sieht noch einen Laptop.

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