Erfahrung mit Umstieg von Öl auf Wärmepumpe in einer WEG

06.11.2025 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen

Das Bild zeigt die Außeneinheiten einer Wärmepumpe

Volker H. lebt mit fünf weiteren Haushalten in einer Wohnungseigentümergemeinschaft. Das Doppelhaus stammt aus dem 1997 und wurde bisher noch nie saniert. Auch die Ölheizung lief problemlos. Warum er und die anderen Mitglieder der WEG den Umstieg auf eine Wärmepumpe ohne Druck wagten und welche Hürden sie dabei meistern mussten, erzählt er in diesem Bericht. 

Das Bild zeigt Volker H. von vorne

Volker findet

„Man muss realistisch in die Sache reingehen...“

Es geht! Aber ohne eine engagierte Hausverwaltung und/oder einen technischen Vorstand aus dem Kreis der Eigentümer*innen, die mit viel Idealismus und hohem Zeitaufwand so ein Projekt vorantreiben, ist es deutlich schwerer.
– Volker H.

 

Friolzheim, 2025. Hier ein Fachwerk, dort der einsame Brunnen auf dem Marktplatz, und weiter nordöstlich die Sparkassenfiliale und der Friedhof. Weniger als 5.000 Menschen leben hier in diesem ruhigen Örtchen zwischen Stuttgart und Pforzheim. Auch Volker H. Er teilt sich ein Doppelhaus mit fünf anderen Haushalten. Eigentlich könnten er und die anderen die Ruhe genießen und alles langsamer angehen lassen. Eigentlich. Stattdessen treiben er und einige Eigentümer*innen ein Thema voran, dessen Tragweite sie anfänglich unterschätzt haben. Trotz – oder gerade wegen – der vielen Hürden, die sie gemeinsam meistern mussten, blickt er heute mit ein wenig Stolz auf die vergangenen Monate zurück. 

Warum habt ihr euch für die Umstellung auf eine Wärmepumpe entschieden?

Ganz ehrlich: Ausschlaggebend waren die sehr hohen Fördersätze der Ampelregierung. In unserem Fall haben wir einen Zuschuss von 51,5 Prozent erhalten. Die Umstellung wird sich unserer Berechnung nach in etwa zehn Jahren amortisieren. Unsere alte Ölheizung war zwar funktionstüchtig, aber es war eine Wette gegen die Zeit. Nicht zuletzt war uns auch der ökologische Fußabdruck sehr wichtig.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • 2 Häuser (Seite an Seite) mit insg. 6 Wohneinheiten und ca. 600 m² Wohnfläche
  • Gemeinsame Heizung und Wasserversorgung
  • Jährlicher Energiebedarf (Warmwasser und Heizung): 52.000 kWh
  • 2x Wärmepumpe: Lambda EU13L
  • je 1.000 l Pufferspeicher für Warmwasser und Heizung
  • Frischwassermodule für Warmwasser (keine Prüfung auf Legionellen notwendig)
  • Solaranlage: 11 kWp
  • Jährlicher Strombezug ca. 9.000 kWh

Was hat gut funktioniert – und was nicht?

Die Antragstellung bei der KfW verlief unproblematisch. Bei der Einreichung der Dokumente gab es jedoch Probleme, da der Nachweis der Beauftragung der Hausverwaltung in Form eines Protokolls nicht akzeptiert wurde. 

Eine Herausforderung stellte auch das Einholen von mindestens drei Angeboten dar. Dies erwies sich als deutlich schwieriger als erwartet. Die meisten Anbieter von Wärmepumpen – insbesondere diejenigen, die durch offensive Werbung bekannt sind – zeigten keinerlei Interesse an der Installation für eine WEG. Das Verfahren sei zu kompliziert, zu wenig standardisiert und berge ein zu hohes Risiko. Offensichtlich lässt sich mit normalen Einfamilienhäusern einfacher Geld verdienen.

Es waren zahlreiche Kontakte, Gespräche und Vor-Ort-Termine nötig, um letztendlich drei Angebote zu erhalten, die technisch vergleichbar und gut ausgearbeitet waren und bei denen alle hausspezifischen Belange berücksichtigt wurden.

Was hat euch verunsichert oder sogar frustriert?

Der Bericht des Energieberaters, der uns empfahl, zunächst Fenster und Fassade zu isolieren, war frustrierend. Das Geld dafür hatten wir nicht und es hätte sich auch nicht amortisiert. Der Beschluss der Eigentümerversammlung war dementsprechend eindeutig: Es wird keine kurzfristige Änderung geben, da die aktuellen Energiekosten akzeptabel sind und eine Amortisation der hohen Summen in überschaubarer Zeit (unter 20 Jahren) nicht möglich gewesen wäre. Das Projekt schien am Ende, bevor es überhaupt begonnen hatte. Die Wende kam, als der Nachbar, dessen Haus in der gleichen Zeit gebaut wurde, plötzlich eine Wärmepumpe mit Solaranlage installieren ließ. 

Beinahe zum Scheitern gebracht wurde das Projekt durch die Suche nach einem geeigneten Standort für die beiden Wärmepumpen. Eine Installation auf Garage oder Carport war technisch nicht möglich, und einen der bestehenden Parkplätze aufzugeben, kam nicht infrage. Gerade in Wohnungseigentümergemeinschaften sind die verfügbaren Flächen meist knapp und häufig über Sondernutzungsrechte in der Teilungserklärung einzelnen Eigentümer*innen zugeordnet.
Schließlich erklärte sich ein Eigentümer bereit, einen Teil seines Sondernutzungsrechts an die Gemeinschaft abzutreten. Über eine angemessene Vergütung wurde Einigkeit erzielt. Die voluminöseren Komponenten der neuen Anlage – Wasserspeicher, Pumpen, Ventile und Ausgleichsbehälter – fanden im ehemaligen Öltankraum problemlos Platz.

Wie habt ihr euch im Vorfeld informiert?

Nachbarschaft; Internet; und sehr viele Lieferantengespräche.

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Wie zufrieden seid ihr mit eurer Entscheidung?

Alle sechs Eigentümer*innen sind sehr zufrieden. Die Installation der Heizung hat reibungslos funktioniert. Bisher läuft die Heizung ohne Probleme. Allerdings steht noch der Härtetest mit mehreren Tagen Minustemperaturen aus. 

Zum Thema Amortisation: 

Bei einer Investition dieser Größenordnung war uns schnell klar: In einer Wohnungseigentümergemeinschaft braucht es Einstimmigkeit, damit so ein Projekt wirklich trägt. Doch das ist in der Praxis oft eine Herausforderung – jeder Eigentümerin hat andere Prioritäten, finanzielle Möglichkeiten oder schlicht unterschiedliche Vorstellungen davon, was sich „lohnt“.

Wird ein Beschluss nur mit einer Zweidrittelmehrheit gefasst, muss die Wirtschaftlichkeit stimmen. Sonst können sich einzelne Eigentümer*innen aus der Finanzierung zurückziehen – und dann wird es nicht nur komplizierter, die Kosten zu stemmen, sondern auch schwierig, die späteren Heizkosten gerecht zu verteilen.

Um Klarheit zu schaffen, haben wir verschiedene Szenarien durchgerechnet. Wir haben staatliche Förderungen einbezogen, die zu erwartenden Austauschkosten der alten Heizung und auch die zusätzlichen Investitionen, die mit einer verpflichtenden Photovoltaik- oder Solarthermieanlage verbunden wären. Das Ergebnis hat uns überzeugt: Die Anlage würde sich voraussichtlich in weniger als zehn Jahren amortisieren – eine realistische und motivierende Perspektive für alle Beteiligten.

Was empfehlt ihr anderen Eigentümer*innen?

Sich ausführlich informieren und im letzten Schritt einen kompetenten Lieferanten wählen. Nicht der letzte Euro ist wichtig, sondern Expertise und Problemlösungskompetenz. Keine Anlage ist identisch. Vor allem bei WEGs benötigt jedes Vorhaben eine Sonderlösung. Das haben wir auch bei der Zwischenfinanzierung bemerkt: Auf den Hinweisseiten der KfW steht, dass diese Zwischenfinanzierung mit einem geringen Zinssatz gefördert wird und bei der „Bank der Wahl“ beantragt werden kann. Leider gibt es momentan keine Bank, die einer WEG einen Kredit gewährt. Zumindest nicht für die benötigte Höhe. Der Aufwand sei ihrer Aussagen zufolge zu groß bei zu geringem Zinsertrag. Wir konnten das Problem letztlich nur durch einen teuren Privatkredit mit Option der Sondertilgung lösen.

Minh Duc Nguyen

Über den Autor

Minh Duc Nguyen

Minh Duc Nguyen ist seit 2020 Teil der co2online-Redaktion. Er ist besonders vertraut mit dem Thema Heizung im Allgemeinen, sowie Fernwärme und Wärmepumpe im Besonderen. Darüber hinaus gehört der Bereich staatliche Fördermittel für Wohngebäude zu seiner Expertise.

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