Erfahrung mit Hybridheizung
im teilsanierten Mehrfamilienhaus

11.08.2025 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen

Mehrfamilienhaus mit einer PV-Anlage, Ansicht von oben.

Am Ende brauchte es einfach etwas Überzeugungskraft und eine beherzte Entscheidung. Das Mehrfamilienhaus aus dem Jahr 1890 ist nämlich seit ein paar Jahren mit einer Hybridheizung aus Wärmepumpe und Gastherme ausgestattet, wobei die Therme so gut wie gar nicht zum Einsatz kommt. Wie das gelungen ist, welche Rolle der hydraulische Abgleich dabei spielt und was er rückblickend anders gemacht hätte, erzählt Christoph im folgenden Erfahrungsbericht.

Porträt von Christoph Lukas.

Christoph findet

“Energiewende muss man einfach machen”

„Heizen per Wärmepumpe, Ladung des Autos per Wallbox, Photovoltaik auf dem Dach:. Die Umgestaltung von Gebäudeheizung, Mobilität und Energiegewinnung ist technisch kompliziert und menschlich herausfordernd. Wir haben es trotzdem gewagt – und bis jetzt nur gute Erfahrungen gemacht“.

– Christoph L.

 

Konstanz, 2025. Zwei Gebäude aus zwei Jahrhunderten: Das Vorderhaus stammt aus dem Jahr 1890, das Hinterhaus wurde 1930 errichtet. Beide haben zwar in den 1980er Jahren eine Generalsanierung erfahren, sind in puncto Wärmeisolierung aber keineswegs auf dem aktuellen Stand der Technik. Und trotzdem wollen Christoph L. und die anderen Eigentümer*innen der WEG die CO2-Emissionen nach Möglichkeit in allen Sektoren auf null reduzieren. Für Normalsterbliche mag das nach Selbstüberschätzung klingen. Für die WEG war es hingegen nur ein logischer Schritt in die richtige Richtung. Zunächst wurde in der WEG ein Elektroauto samt Ladesäule angeschafft – das vermeidet jährlich 4,1 Tonnen CO2. Im zweiten Schritt ging es an die Erneuerung der 30 Jahre alten Gastherme. Nach einigen Schleifen ist die WEG bei der Hybridheizung gelandet.

Warum habt ihr euch für den Einbau einer Hybridheizung entschieden?

Zum Zeitpunkt unserer Entscheidung (Mitte 2021) gab es kaum Heizungsbauunternehmen mit Erfahrung in der Installation von Wärmepumpen in Altbauten. Es war daher schwer abzuschätzen, ob sich das Gebäude (Baujahr 1890, Gebäudehülle kaum saniert, lediglich Dreifachverglasung) mit einer Wärmepumpe vernünftig beheizen lässt.

Um auf der sicheren Seite zu sein, haben wir uns daher für eine Hybridanlage entschieden, um die Spitzenlasten mit dem Gasbrenner abdecken zu können.

Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Haus Baujahr 1890 und 1930, teilsaniert
  • Drei Wohneinheiten mit 293 m2 beheizter Fläche
  • Energieverbrauch vor der Hybridheizung: 55.000 kWh pro Jahr
  • Spezifischer Heizenergieverbrauch188 kWh/m2a
  • Stromverbrauch Hybridheizung (Wärmepumpe): 8.800 kWh pro Jahr
  • JAZ der Wärmepumpe: 3,8

Was hat gut funktioniert – und was nicht?

Die Installation und Inbetriebnahme haben sehr gut funktioniert. Wir können bereits in der zweiten Heizperiode ganz ohne Gas die nötige Wärme erzeugen. In den letzten beiden Heizperioden haben wir nur marginal (ca. 20 kWh) Gas verbraucht.

Entscheidend für den Erfolg war, dass wir mit einiger Geduld und Akribie einen guten hydraulischen Abgleich im Gebäude vorgenommen haben. So kommen wir auch an kalten Tagen mit Vorlauftemperaturen von unter 55°C aus.

Was nur mäßig gut funktioniert ist die Beheizung einer der drei Wohnungen mit alten Radiatoren. Diese sind in der Dimensionierung ihrer Heizleistung an der unteren Grenze und stellen aktuell den kritischen Teil der Anlage dar.

Was hat euch verunsichert oder sogar frustriert?

Verunsichert haben uns das geringe Erfahrungsniveau mit Wärmepumpen im Altbau und die völlig fehlende Digitalkompetenz der Fachbetriebe. Etwas frustrierend war zudem die geringe Motivation der Heizungsbauer, die Anlage grundlegend zu überwachen und einzuregeln. Das ist aus ihrer Sicht zwar verständlich, da der Aufwand nicht angemessen vergütet wird. Aus Sicht der Energiewende ist es jedoch ein entscheidender Schlüssel für den Erfolg.

Hast du Expert*innen befragt?

Ich habe mir viel Wissen selbst angeeignet, viel ausprobiert und am Ende sehr viel gelernt.

Hast du dich mit anderen Hausbesitzer*innen ausgetauscht?

Nein.

Bild des Vorderhauses von Christoph L.

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Wie zufrieden seid ihr mit eurer Entscheidung?

Im Grunde sind wir mit der Entscheidung sehr zufrieden: Es ist immer warm genug, die Energiekosten sind dramatisch gesunken und die CO2-Emissionen nahezu auf null.

Im Nachhinein würde ich jedoch im Vorfeld klären, ob das Gebäude nicht mit einer reinen Wärmepumpenlösung (mit elektrischer Nachheizung) zu beheizen ist, um dann auf die teurere Hybridanlage zu verzichten.

Was empfiehlst du anderen Hausbesitzer*innen?

Sucht euch eine gute Energieberaterin oder einen guten Energieberater und lasst eine vernünftige Heizlastberechnung durchführen. Gleicht diesen Wert mit einer aus den Verbrauchsdaten ermittelten Heizlast (z.B. vom Bundesverband Wärmepumpe, BWP) ab. Versucht mit der alten Heizung in der Heizperiode die Vorlauftemperaturen zu senken, um zu sehen, wie gut eure Heizkörper schon für die niedrigeren Vorlauftemperaturen der Wärmepumpe geeignet sind. Und sucht euch Heizungsbauunternehmen, die bereit sind, die Anlage nicht zu groß zu dimensionieren und sie einzujustieren – und die einen hydraulischen Abgleich nicht als Quatsch abtun.

Was noch wichtig ist

Die Investitionssumme für die Hybridanlage lag bei ca. 40.000 Euro, die Förderung durch die BAFA bei 30 Prozent. Die jährlichen Energiekosten sind von etwa 5.500 Euro für 58.000 kWh Gas auf ca. 2.200 Euro für 9.000 kWh Wärmestrom gefallen. Die jährliche Ersparnis beträgt also in etwa 3.300 Euro.

Diese erhebliche Einsparung war für Christoph und seine Mitstreiter*innen eine der größten Überraschungen des Heizungstauschs. „Wir sind nicht davon ausgegangen, dass sich eine neue Heizung überhaupt jemals amortisieren kann und sind daher umso mehr überrascht über die erhebliche Ersparnis“, berichtet er stolz.

Glückliches Paar vor ihrem Haus.

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Minh Duc Nguyen

Über den Autor

Minh Duc Nguyen

Minh Duc Nguyen ist seit 2020 Teil der co2online-Redaktion. Er ist besonders vertraut mit dem Thema Heizung im Allgemeinen, sowie Brennwertkessel und Wärmepumpe im Besonderen. Darüber hinaus gehört der Bereich staatliche Fördermittel für Wohngebäude zu seiner Expertise.

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