11 Mythen zu Lüftungsanlagen

Gastbeitrag des Bayerischen Landesamtes für Umwelt - LfU Bayern

Lüftungsanlagen sind teuer und laut, außerdem kann man damit die Fenster nicht mehr aufmachen. Öfter mal die Fenster kippen reicht, da braucht man doch keine teure Lüftungsanlage. Solche Vorurteile und Mythen gibt es viele über moderne Lüftungstechnik. Dabei leisten die Anlagen insbesondere in neuen, luftdicht ausgeführten Gebäuden einen wichtigen Beitrag zur Frischluftversorgung, außerdem sparen Lüftungsanlagen Heizenergie und tragen so zum Klimaschutz bei. In diesem Gastartikel räumt das Bayerische Landesamt für Umwelt mit den gängigsten Mythen auf.

LüftungsCheck: Lüftungsmaßnahme prüfen

Benötigen Sie zur Vermeidung von Feuchteproblemen eine Lüftungsanlage? Finden Sie es heraus und erhalten Sie passende Tipps dazu:

Wie oft und wie lange gelüftet werden soll, hängt von vielen Faktoren ab: Luftfeuchtigkeit, Gerüche und Kohlendioxidgehalt in der Wohnung sowie Windverhältnisse und Außentemperatur. Als Orientierung gilt: Rund fünf Minuten im Winter, im Sommer eher 30 Minuten, dabei am besten mehrere Fenster öffnen und stoßlüften – und das Ganze im Idealfall alle zwei Stunden. Weitere Informationen erhalten Sie in unserem Artikel „Richtig lüften: Alles, was Sie wissen müssen“ (Anmerkung der Redaktion). Die Nachteile liegen auf der Hand: unangenehme Kälte und Wärmeverluste im Winter mit hohen Heizkosten. Komfortabler und energieeffizienter geht es mit einer Lüftungsanlage. Doch dazu kursieren viele Mythen.

1. Ich habe das Fenster immer auf Kipp. Das muss reichen.

Mann öffnet Fenster(c) iStock.com/sUs_angel

Nein, tut es nicht! Dunkle Verfärbungen außen über dem Fenster sind ein Indiz für falsche Wohnraumlüftung. Der Grund dafür ist oft die Kipplüftung im Winter. Gekippte Fenster begünstigen nicht nur die Schimmelbildung, sie entfalten nur eine geringe Lüftungswirkung und gleichzeitig geht Heizwärme verloren. Nicht zuletzt sind sie gute Einstiegspunkte für Einbrecher. Eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann die Lösung sein: Alle Fenster können geschlossen bleiben und trotzdem ist die Luft frisch und die Raumtemperatur angenehm.

2. Ein Leben hinter verschlossenen Fenstern.

Das will niemand! Natürlich können Sie die Fenster trotz Lüftungsanlage öffnen, wann immer Ihnen danach ist – aber Sie müssen nicht. Allergiker profitieren so besonders in der Pollenzeit.

3. Lüftungsanlagen sind teuer.

Das muss nicht sein! Lüftungsanlagen gibt es in verschiedenen Preisklassen und verschiedenen zentralen oder dezentralen Ausführungen. Diese können als reine Abluftanlage oder als Zu- und Abluftanlage gebaut sein. In der Regel sind dezentrale Anlagen günstiger als zentrale und Abluftanlagen günstiger als Zu- und Abluftanlagen. Die energetisch bessere Variante ist die Zu- und Abluftanlage mit Wärmerückgewinnung. 75 bis 93 Prozent der Wärme aus der Abluft kann wieder zurückgeführt werden. Diese Lüftungsanlagen kosten für Einfamilienhäuser zwar ab 6.000 Euro (inkl. Einbau); aber dank Fördermittel und Energieeinsparungen holen Sie sich einen Großteil der Anschaffungskosten zurück.

Weitere Infos zu Lüftungstechnik erhalten Sie im Artikel „Lüftungsanlagen: Die große Übersicht zur Wohnraumlüftung“ (Anmerkung der Redaktion).

4. Ein Leben im Windkanal.

Von wegen! Wenn die Anlage und die Luftauslässe richtig ausgelegt sind, spüren Sie keinerlei Luftzug.

Praxistipp: Großzügige Luftöffnungen, die nicht direkt auf Aufenthaltsbereiche wie Bett oder Sofa gerichtet sind, verhindern wirksam, dass es zieht.

5. Zu laut, um ein Auge zuzubekommen.

Sie schlafen ruhig. Denn werden die Lüftungsanlagen richtig geplant und ausgeführt, hören Sie keine Anlagen-Geräusche im Wohnbereich. Auch Außenlärm nehmen Sie weniger wahr, da die Fenster geschlossen bleiben können. Optimal sind zentrale Lüftungsanlagen.

Praxistipp: Stellen Sie zentrale Lüftungsanlagen außerhalb der Wohnräume auf, zum Beispiel im Keller, Dachboden oder Technikraum. Achten Sie bei dezentralen Anlagen, die im Wohnraum installiert sind, auf ein besonders leises Modell.

6. Lüftungsrohre sind Bazillenschleudern und es staubt gewaltig.

Im Gegenteil: Wenn der Einbau und der Betrieb sachgerecht erfolgen, verbessert die Anlage die Raumluftqualität. Denn die zugeführte Luft enthält weniger Staub und Pollen. Das Wichtigste dabei ist der regelmäßige Tausch der Filter – ein- bis dreimal im Jahr.

Praxistipp: Runde Rohre ohne Abzweigungen können Sie sogar mit einem Haushaltsstaubsauger und einem flauschigen Schaumstoffball reinigen.

7. Lüftungsanlagen funktionieren nicht und die Luftqualität bleibt schlecht.

Viele Faktoren führen zur optimalen Funktionalität: Planung, Wartung, Technik und Einbau. Wenn Sie kompetente Fachplaner und Handwerker beauftragen, können Sie sicher sein, dass die Anlage funktioniert und die Luftqualität besser wird.

Praxistipp: Lassen Sie sich unbedingt vom Handwerker in Betrieb, Handhabung und Wartung einweisen. Im Wesentlichen besteht die Wartung aus dem regelmäßigen Filtertausch. Ein unabhängiger Experte kann Sie bei der Bauabnahme unterstützen. Manche Handwerker bieten auch Wartungsverträge an, in denen eine zügige Reparatur inbegriffen ist, falls doch einmal etwas kaputt gehen sollte.

8. Lüftungsanlagen sind Stromfresser!

Zu kurz gedacht! Zunächst einmal verbraucht die Anlage Strom. Die Energie, die Sie durch die eingebaute Wärmerückgewinnung sparen, ist hingegen etwa achtmal so hoch wie der Stromverbrauch der Anlage. Auch sparsame Motoren und sorgfältige Planung reduzieren den Stromverbrauch.

Praxistipp: Rohre und Ventile sollten großzügig ausgelegt und kurz gehalten werden. Die sogenannte Kaskadenlüftung reduziert zusätzlich den notwendigen Luftwechsel. Bei der Kaskadenlüftung wird die frische Luft zum Beispiel im Schlafraum zugeführt und gelangt weiter über das Wohnzimmer in die Ablufträume wie Küche und Bad. Über diese Luftführung muss weniger Luft mit einem geringeren Energieaufwand ausgetauscht werden. Ideal ist auch eine Anlage mit Sensorsteuerung, die nur nach Bedarf lüftet. So wird die Leistung gedrosselt, wenn Sie nicht zu Hause sind; und die Luftqualität ist gut, wenn viele Gäste im Haus sind.

9. Lüftungsanlagen sind riesig und können im Nachhinein nicht mehr eingebaut werden.

(c) kadmy I iStock

Nicht ganz. Es gibt DIN A4 große, dezentrale Lüftungsanlagen, die einfach in die Außenwand eingebaut werden können – auch im Nachhinein! Bei einer Sanierung finden die Lüftungsrohre von zentralen Anlagen zum Beispiel in einer nachträglich abgehängten Flurdecke Platz. Zentrale Lüftungsanlagen für ein Einfamilienhaus verbrauchen etwa so viel Platz wie ein freistehender Kühlschrank. Sie können zum Beispiel im Keller, im Technikraum oder in die Küchenzeile eingebaut werden.

10. Im Sommer staut sich die Hitze im Haus.

Cool bleiben! Die Hitze soll natürlich im Sommer draußen bleiben – Lüftungsanlagen können dabei helfen, wenn die Außenluft an einer kühlen, schattigen Stelle angesaugt wird. So gelangt weniger Wärme ins Haus als bei einer Fensterlüftung. Oder Sie lüften tagsüber weniger, nachts dafür mit kühlerer Luft etwas mehr. Wichtiger ist die Verschattung der Fenster mit außenliegenden Rollläden oder Jalousien. Denn die direkte Sonneneinstrahlung bringt viel Wärme ins Haus.

11. Ich werde die lästigen Gerüche nicht mehr los.

Ein Gerüch(t)! Es gibt ein Zuluftrohr, das frische Luft hineinbringt. Und es gibt ein Abluftrohr, das die unangenehmen Gerüche aus Bad und Küche hinausführt. Diese beiden Rohre sind an keiner Stelle verbunden. Zu- und Abluft vermischen sich somit nie. Ihr Zuhause ist herrlich frisch.

Weitere Informationen finden Sie in der Broschüre „Richtig lüften mit Komfortlüftungsanlagen“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt sowie im Energie-Atlas Bayern

Autoren: Anahit Chachatryan und Stefan Kreidenweis, Bayerisches Landesamt für Umwelt (LfU)

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