Gasanbieter wechseln: Geld sparen und Klima schützen

Viele Verbraucher*innen haben ihren Gastarif bisher nicht gewechselt. Sie verschenken nicht nur Geld beim Heizen, sondern verpassen es auch, dem Klima etwas Gutes zu tun. Denn durch einen Wechsel zu Ökogas lässt sich viel CO2 beim Heizen vermeiden. Wir sagen Ihnen, wie das geht. Zuvor können Sie per Heizkostenrechner prüfen, ob Sie mehr oder weniger Heizenergie als ähnliche Haushalte verbrauchen.

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Wechsel des Gasanbieters spart in vielen Fällen Geld
  • mit Ökogas entstehen beim Heizen 60 Prozent weniger CO2
  • Gasversorgung bei Anbieterwechsel gesichert

Lohnt es sich, den Gasanbieter zu wechseln?

Viele Verbraucher haben ihren Gastarif bisher nicht gewechselt. Sie verschenken nicht nur Geld beim Heizen, sondern verpassen es auch, dem Klima etwas Gutes zu tun.(c) co2online.de | Elisa Meyer

Es gibt große Preisunterschiede zwischen Gasanbietern – ein Wechsel lohnt sich deshalb in vielen Fällen. Vor allem, wenn Sie ihn bisher noch nicht gewechselt haben. Laut Bundesnetzagentur hat nur etwa ein Viertel der Gaskund*innen einen Anbieter, der nicht der örtliche Grundversorger ist. Das heißt: Drei von vier Verbraucher*innen beziehen ihr Gas vom örtlichen Grundversorger und haben dabei meist teurere Verträge.  

Nach der Energiekrise 2022 mit Pleiten einiger Gasanbieter hat sich der Markt aktuell beruhigt. Der Preisunterschied zwischen Grundversorger und Neukundentarife beträgt teilweise 5 Cent/kWh. Hier lohnt sich Expert*innen zufolge wieder ein Wechsel.   

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Wie viel kann ich beim Wechsel des Gasanbieters sparen?

In einer durchschnittlichen Wohnung lassen sich durch den Wechsel des Gasanbieters derzeit im Schnitt zwischen 200 und 400 Euro sparen. Im Einfamilienhaus sind es zwischen 300 und 700 Euro. Wie viel Geld Sie beim Wechsel des Gasanbieters tatsächlich sparen können, hängt von verschiedenen Fragen ab:

  • Wie hoch ist Ihr Gasverbrauch?
  • Gibt es einen besonders günstigen Anbieter in Ihrer Region?
  • Sind Sie schon einmal zu einem günstigeren Tarif gewechselt?

Laut BDEW zahlten Haushalte 2022 durchschnittlich folgende (aufgerundete) Gaspreise:

  • Grundtarif beim Grundversorger : 16 Cent je Kilowattstunde (ct/kWh)
  • anderer Tarif beim Grundversorger: 14 ct/kWh
  • Tarif bei anderem Anbieter (gedeckelter Preis): 12 ct/kWh

Daraus lassen sich die folgenden durchschnittlichen Sparpotenziale bei einem Wechsel des Gasanbieters berechnen:

Gasanbieter wechseln: durchschnittliches Sparpotenzial in einer Wohnung mit 70 m2
Verbrauch: 11.000 kWh pro Jahr
Wechsel vom Grundtarif zu anderem Anbieter220 Euro
Wechsel vom Grundtarif zu anderem Tarif beim Grundversorger440 Euro
Gasanbieter wechseln: durchschnittliches Sparpotenzial in einem Einfamilienhaus mit 110 m2
Verbrauch: 18.000 kWh pro Jahr
Wechsel vom Grundtarif zu anderem Anbieter 360 Euro
Wechsel vom Grundtarif zu anderem Tarif beim Grundversorger720 Euro

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Keine garantierte Kostenersparnis

Die oben gezeigte Ersparnis bezieht sich auf die Annahme des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft e.V.. Wer bereits einen günstigen Tarif mit 100% Ökogas hat, spart bei einem Wechsel zu einem gleichen Tarif kaum – im Gegenteil. Denn Tarife mit 100% Ökogas sind aktuell auf einem hohen Preisniveau. 

Eine Ausnahme gibt es, wenn von einem Tarif mit 100% Ökogas zu einem mit weniger Ökogasanteil (zum Beispiel 10%) gewechselt wird. In diesem Fall würde der Klimaschutzeffekt aber verpuffen.  

Was ist Ökogas?

Echtes Ökogas ist Gas aus erneuerbaren Energien. Dabei gibt es zwei verschiedene Arten:

  • Ökogas, das bei der Vergärung von Biomasse entsteht. Es wird auch als Biogas bezeichnet. Besonders nachhaltig ist dieses Ökogas, wenn zu seiner Herstellung Grünabfall verwendet wird. Manchmal werden aber auch Pflanzen in Monokulturen angebaut, um daraus anschließend Biogas zu gewinnen – zum Beispiel Mais. Oder es wird Gülle aus Massentierhaltung verwendet, um Ökogas herzustellen. Beides gilt als weniger nachhaltig.
  • Ökogas, das aus Überschüssen bei der Windkraft-Stromerzeugung gewonnen wird („Windgas“). Beim sogenannten „Power to Gas“-Verfahren wird Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der Wasserstoff wird genauso wie anderes Ökogas ins Erdgas-Netz eingespeist. Derzeit gibt es noch nicht viele solcher Anlagen in Deutschland.

Bei den meisten Ökogastarifen handelt es sich dagegen um sogenannte Kompensationstarife. In solchen Tarifen beziehen Sie normales Erdgas, zahlen aber einen „Klima-Aufschlag“. Mit diesem Aufschlag unterstützt Ihr Gaslieferant Vorhaben, die den CO2-Ausstoß der Heizung ausgleichen. Zum Beispiel werden Bäume gepflanzt oder Anlagen für erneuerbare Energien ausgebaut. Besser ist es, CO2 zu vermeiden statt entstandenes CO2 zu kompensieren, also echtes Ökogas zu nutzen.

Ist das nicht möglich, ist es gut, mit einem Kompensationstarif zumindest für einen Ausgleich zu sorgen anstatt normales Erdgas zu nutzen. Für Kompensationstarife gibt es verschiedene Siegel. Die Verbraucherzentrale Energieberatung empfiehlt das „Gold Standard“ -Zertifikat der „Gold Standard Foundation“, das vom WWF unterstützt wird und auch soziale Aspekte berücksichtigt.

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Anbieter für echtes Ökogas

Die Verbraucher-Plattform Utopia hat eine Liste mit Anbietern erstellt, die verschiedene Kriterien erfüllen: mindestens ein Tarif mit 100 Prozent Biogas-Anteil und Grünes-Gas-Siegel oder TÜV-Nord-Siegel sowie Engagement für regenerative Energien. Zu diesen Anbietern beziehungsweise Tarifen für echtes Ökogas gehören:

  • BayWa Ökogas 12 Bioflex 100
  • BürgerÖkogas der Bürgerwerke
  • Enspire Grünes Gas
  • EWS Schönau 100% Biogas
  • Greenpeace Energy Windgas
  • NaturEnergiePlus Biogas
  • Naturstrom Biogas 100%
  • Polarstern Wirklich Ökogas
  • RhönGas ÖkoRegio

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Was muss ich bei einem Wechsel zu Ökogas beachten?

Wie beim Ökostrom sollten sich Verbraucher*innen auch beim neuen Ökogastarif über die Herkunft des Gases informieren und „echtes“ Ökogas bevorzugen. Denn: Anbieter können CO2-Zertifikate erwerben und damit einen Ökogastarif anbieten, der aus einer Lieferung von normalem Erdgas besteht („Kompensationstarif“). Außerdem werden Tarife angeboten, bei denen der tatsächliche Anteil an Ökogas nur 1, 10 oder 20 Prozent beträgt, während der Rest über normales Erdgas abgedeckt wird. Als besonders empfehlenswert bezeichnet das Portal Utopia die Anbieter Bürgerwerke Energie in Gemeinschaft, Greenpeace Energy, Naturstrom, EWS Schönau und Polarstern.

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Was ist der Vorteil von Ökogas?

Durch Ökogas entsteht deutlich weniger CO2 als durch Erdgas – das ist sein größter Vorteil. Zwar ist auch Erdgas im Vergleich zum Heizöl klimaschonender, dennoch entsteht beim Heizen mit Erdgas CO2. Allein in Deutschland sind das jedes Jahr rund 70 Millionen Tonnen.

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Wie viel CO2 wird durch Ökogas genau gespart?

Wer beim Heizen Ökogas statt Erdgas nutzt, kann im Schnitt rund 60 Prozent CO2 vermeiden. Denn: Bei jeder Kilowattstunde Heizenergie, die mit Erdgas erzeugt wird, entstehen durchschnittlich 250 Gramm CO2. Bei der Wärmeerzeugung in einem Ökogas-Blockheizkraftwerk sind es nur 95 Gramm je Kilowattstunde Heizwärme.

In einem durchschnittlichen Einfamilienhaus, das zentral mit Gas beheizt wird, entstehen pro Jahr rund 4,5 Tonnen klimaschädliches CO2. Beim Wechsel auf Ökogas würden im Schnitt nur 1,7 Tonnen CO2 entstehen. Das sind 2,8 Tonnen weniger. Um diese Menge CO2 auszugleichen, müssten Sie 225 Bäume pflanzen. 

70-m2-Wohnung110-m2-Einfamilienhaus
Verbrauch Heizenergie pro Jahr11.000 kWh18.000 kWh
CO2-Emissionen mit Erdgas2.750 kg4.500 kg
CO2-Emissionen mit Ökogas1.050 kg1.700 kg
vermeidbares CO21.700 kg2.800 kg

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Ist Ökogas teurer?

Nein, Ökogas ist nicht unbedingt teurer als herkömmliches Erdgas. Es kommt auf den Anbieter und den Tarif an. Vor allem wenn Sie Ihr Gas noch zum Grundtarif beziehen, muss Ökogas nicht teurer sein. Außerdem dürfte der Preisunterschied ab 2021 sinken. Denn für Erdgas fällt dann ein CO2-Preis an, für Ökogas dagegen nicht. Wer 100 Prozent „echtes“ Ökogas bezieht, zahlt in der Regel deutlich mehr – verzichtet so aber auch komplett auf fossile Energieträger und vermeidet meist deutlich mehr CO2 als bei anderen Tarifen.

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Wird bei einem Anbieterwechsel das Gas abgestellt?

Manche Verbraucher*innen denken, dass ihnen beim Wechsel des Anbieters zeitweise das Gas abgestellt werden könnte. Das kann (wie bei Ökostrom) nicht passieren. Laut Energiewirtschaftsgesetz muss Gas auch während der Umstellung ununterbrochen verfügbar sein. Sollte der neue Anbieter nicht in der Lage sein, das Gas ab dem vereinbarten Zeitpunkt zu liefern, ist der örtliche Grundversorger verpflichtet einzuspringen und die Belieferung zu übernehmen.

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Kann ich als Mieter*in den Gasanbieter wechseln?

Als Mieter*in können Sie den Gasanbieter wechseln, wenn Sie einen eigenen Liefervertrag haben. Das ist der Fall, wenn Sie in einer Wohnung mit Gasetagenheizung wohnen oder mit einem Gasherd kochen oder ein ganzes Haus mit Gasheizung gemietet haben. Die Bundesnetzagentur hat eine lange Liste mit aktuell verfügbaren Anbietern

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Ines Rutschmann gibt Tipps zum Gasanbieterwechsel(c) Finanztip

Worauf sollte ich beim Wechsel des Gasanbieters achten?

Beim Wechsel des Gasanbieters kann grundsätzlich nicht viel schief gehen – vor allem, wenn Sie die drei Tipps berücksichtigen, die von Heizkosten-Expertin Ines Rutschmann stammen.

Tipp 1: Regelmäßig Preise vergleichen

Grundsätzlich empfiehlt es sich, mindestens einmal im Jahr die Gaspreise zu vergleichen. Je nachdem, wie günstig die Versorger einkaufen, wie effizient sie arbeiten und wie viel Marge sie nehmen, können sich die Gaspreise für die Kunden stark unterscheiden.

Nach Monaten steigender Preise sind die Energiekosten an der Börse und im Großhandel wieder im Abwärtstrend. Viele Versorger haben die Preisvorteile aber noch nicht an die Verbraucher weitergegeben. 

Das bedeutet für Kunden: Ein Wechsel zu einem Unternehmen, das sich mit weniger Gewinn begnügt, zahlt sich aus – ein dreistelliger Betrag ist häufig drin. Wer noch in der Grundversorgung steckt, sollte sofort wechseln. Die Preise in der Grundversorgung sind im Schnitt die höchsten im Markt.

Tipp 2: Vergleichsrechner nutzen und auf die Einstellungen achten

Am einfachsten ist es, sich einen Überblick über Angebote mit einem Vergleichsrechner im Internet zu verschaffen. Wichtig ist, dass der Vertrag erst einmal nur ein Jahr läuft und über diesen Zeitraum die Preise garantiert sind. Nach Ablauf der ersten Laufzeit sollte er sich nur Monat um Monat automatisch verlängern und die Kündigungsfrist bei maximal sechs Wochen liegen – dann sind Kunden auch wieder schnell aus einem Vertrag raus.

Bonustarife sollten diejenigen meiden, die längerfristig bei einem Versorger bleiben wollen. Denn im zweiten Vertragsjahr – nach dem Wegfall der Boni – sind diese Verträge meist teuer; manchmal sogar teurer als die Verträge in der Grundversorgung.

Tipp 3: Kündigungsfrist im Kopf behalten

Wer regulär kündigen will, kann das vom neuen Versorger erledigen lassen. Das ist sehr bequem. Aber es gelingt natürlich nur, wenn eine reguläre Kündigung gerade möglich ist, also die Laufzeit des Vertrags bald endet und die Kündigungsfrist eingehalten wird.

Ist die Zeit knapp für eine reguläre Kündigung, sollte ein/e Verbraucher*in lieber selbst kündigen – es kommt vor, dass sich Anbieter nicht sofort um einen Auftrag kümmern, sondern erst nach ein paar Tagen. Für die Kündigung einfach einen kurzen Einzeiler schreiben, dabei um Eingangsbestätigung bitten und den Brief in die Post geben.

Es ist auch eine außerordentliche Kündigung möglich, wenn der aktuelle Versorger den Vertrag ändert, also zum Beispiel die Preise erhöht. Dann darf der/die Kund*in ohne Einhaltung der Kündigungsfrist den Vertrag beenden – zum Tag, bevor die angekündigte Änderung greift.

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