COP26 in Glasgow: 5 Mythen zum Klimaschutzgipfel

Beim Klimaschutzgipfel vom 31. Oktober bis 12. November 2021 im schottischen Glasgow (COP26) stehen vier Themen im Mittelpunkt. Doch nicht nur damit müssen sich die Delegierten beschäftigen, sondern auch mit Mythen und Vorurteilen zur Klimapolitik. Wir zeigen, was dahintersteckt.

COP25 in Madrid: Delegierte an Tischen im Saal, links die Bühne(c) BMU/Sascha Hilgers

Delegierte beim Klimagipfel in Madrid

1. „Schon wieder ein Klimaschutzgipfel? Das bringt doch alles nichts!“

Seit 1992 gibt es Klimaschutzgipfel der Vereinten Nationen. Fast 30 Jahre schon wird so internationale Klimapolitik gemacht. Beim ersten Treffen waren 178 Staaten dabei. Bei so vielen kann es dauern, bis gemeinsame Lösungen gefunden werden. Doch schon beim ersten Gipfel wurden wichtige Vereinbarungen getroffen.

Neben erfolgreichen gab es auch weniger erfolgreiche Klimaschutzgipfel. Das zeigen unsere Übersicht der wichtigsten Klimagipfel und einige Beispiele:

  • 1997 haben sich die Industrienationen in Kyoto erstmals verpflichtet, ihre CO2-Emissionen zu senken. Danach ging es vor allem darum, konkrete Schritte zu vereinbaren und das Kyoto-Protokoll zu verlängern.
  • 2015 wurde in Paris ein neuer Vertrag geschlossen – verbindlich für alle 195 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, also nicht mehr nur die Industrienationen. Das Ziel: Die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen.
  • 2020 fiel der seit 1995 jährliche Klimaschutzgipfel zum ersten Mal aus. Wegen der Corona-Pandemie wurde er auf dieses Jahr verschoben. Vier Punkte sind nun zu klären: schärfere Klimaziele, Klimafolgenanpassung, Zusammenarbeit und Finanzierung.

Für die Finanzierung gelten die Klimaschutzgipfel als einziges internationales Forum. Nirgendwo sonst wird so konkret über Geld für Klimaschutz und Anpassung verhandelt. Beim Gipfel 2019 in Kopenhagen haben sich die Industrienationen verpflichtet, ärmeren Ländern bei der Finanzierung zu helfen.

Auch der Kohleausstieg in Deutschland geht auf einen Gipfel zurück: 2017 in Bonn gingen Großbritannien und Kanada voran, Deutschland zog bald darauf mit der Kohlekommission nach.

John F. Kerry, US-Sonderbeauftragter für Klima, mit Bundesumweltministerin Svenja Schulze vor den Fahnen der USA und Deutschlands in Berlin (Mai 2021)(c) BMU/Toni Kretschmer

Gespräche zur COP26: US-Vertreter John Kerry mit Umweltministerin Svenja Schulze im Mai 2021

2. „Die vielen Staaten können sich doch nie auf etwas einigen!“

Dieser Eindruck kam im Laufe von 30 Jahren internationaler Klimapolitik immer mal wieder auf. Dabei war von Anfang an das Gegenteil der Fall:

  • Schon beim ersten Klimaschutzgipfel 1992 in Rio konnten sich 178 Staaten auf Rahmenbedingungen für die gemeinsame Klimapolitik einigen.
  • Auf den Paris-Vertrag verständigten sich 2015 sogar alle 195 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen.
  • Beim Gipfel 2019 in Kopenhagen verpflichteten sich die Industrieländer, für Klimaschutz und Anpassung in ärmeren Ländern zu zahlen.

Wichtig ist auch zu wissen, dass es bei den Klimaschutzgipfeln vor allem um gemeinsame Ziele und Regeln geht. Die Umsetzung ist Sache der einzelnen Staaten, also keine Aufgabe der Gipfel.

Rückschläge gab und gibt es bei den Klimaschutzgipfeln aber auch. So traten die USA unter Präsident Trump aus dem Pariser Abkommen aus – und unter Präsident Biden kurze Zeit später wieder ein. Die Präsidenten von Russland und China sind in diesem Jahr nicht beim Gipfel dabei. Aber auch das kann im nächsten Jahr schon wieder anders sein oder sich sogar kurzfristig ändern.

Luftaufnahme des COP23-Geländes in Bonn: temporäre weiße Gebäude im Rheinauenpark(c) BMUB/Dominik Ketz

Temporäres COP23-Gelände in Bonn in den Rheinauen

3. „Ein Gipfel allein verursacht viel mehr CO2 als manche Länder!“

Für den Klimaschutzgipfel 2017 in Bonn gab es eine erste, sehr ausführliche Klimabilanz (PDF). Darin sind auch sämtliche CO2-Emissionen aufgelistet: vom Aufbau über Catering und Papier bis hin zu Abreise und Abbau. Insgesamt waren es rund 50.000 Tonnen CO2 (2,26 je Teilnehmer*in).

Den größten Anteil hatten die Fernreisen (An- und Abreise) mit rund 43.000 Tonnen CO2 (1,95 je Teilnehmer*in). Zur Kompensation wurden vier Projekte für weniger CO2 in Sambia, China, Ruanda und Nepal finanziert.

Zum Vergleich der Emissionen:

  • 50.000 Tonnen entsprechen CO2-Emissionen von rund 4.500 durchschnittlichen Bewohner*innen Deutschlands pro Jahr
  • 60.000 Tonnen CO2 pro Jahr: Gesamtemissionen der Inselrepublik Kiribati 2020
  • 18.000.000 Tonnen CO2 pro Jahr: Braunkohlekraftwerk Neurath 2020
  • 636.880.000 Tonnen CO2 pro Jahr: Gesamtemissionen Deutschlands 2020

4. „Aber China…!“

Bei Diskussionen über Klimaschutz(gipfel) kommt häufig China ins Spiel. China stoße am meisten CO2 aus. Der Anteil Deutschlands dagegen sei verschwindend gering – und deswegen müsse Klimaschutz vor allem in China stattfinden; nicht in Deutschland und nicht auf Klimaschutzgipfeln.

Richtig ist, dass China aktuell für die meisten CO2-Emissionen sorgt: 11,68 Milliarden Tonnen. Das entspricht einem weltweiten Anteil von rund 32,48 Prozent. Bei Deutschland dagegen sind es insgesamt „nur“ rund 0,64 Milliarden Tonnen oder 1,77 Prozent (EDGAR 2020).

Pro Kopf dagegen sehen die Zahlen schon recht ähnlich aus:

  • China: 8,2 Tonnen CO2 pro Person und Jahr
  • Deutschland: 7,7 Tonnen CO2 pro Person und Jahr

Noch nicht berücksichtigt sind dabei die CO2-Exporte und -Importe. Was in Deutschland verkauft wird, kommt oft aus China. Die CO2-Emissionen für diese Produkte werden jedoch China zugeordnet. Landen sie dagegen bei Deutschland, kommen wir laut Umweltbundesamt auf mehr als 11 Tonnen CO2 pro Kopf – deutlich mehr also als China.

Die historischen CO2-Emissionen sind ein weiterer wichtiger Aspekt für die internationale Klimapolitik. Dort liegt China zwar auf Platz zwei, aber deutlich hinter den USA – und das viel kleinere Deutschland auf Rang sechs:

5. „Die Wissenschaftler sind sich nicht einig.“

Zweifel gibt es auch an den wissenschaftlichen Grundlagen der Klimaschutzgipfel. Zum Beispiel ganz allgemein am wissenschaftlichen Konsens, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Oder am IPCC-Report („Intergovernmental Panel on Climate Change“). Für den werten Wissenschaftler*innen im Auftrag der Vereinten Nationen regelmäßig neue Klimastudien aus. Die Ergebnisse fließen auch in die Klimaschutzgipfel ein.

Porträt von Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der IPCC-Arbeitsgruppe II (WG II)(c) Alfred-Wegener-Institut

Wissenschaftler aus Deutschland beim IPCC: Prof. Dr. Hans-Otto Pörtner, Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II

Gegen Zweifel spricht jedoch einiges:

  • Zwischen 90 und 100 Prozent der Klimaforscher*innen sind überzeugt, dass der Mensch den gegenwärtigen Klimawandel verursacht. Sie können sich auf etliche Untersuchungen stützen, die klimafakten.de auflistet.
  • Der IPCC-Report wird allein von unabhängigen Wissenschaftler*innen verantwortet. Transparenz wird dabei groß geschrieben. Auch über Einwände und Fehler wird ausführlich berichtet.

Die Wissenschaftler*innen sind sich also sehr einig – und liefern immer wieder neue und noch bessere Daten für die internationale Klimapolitik und die Klimaschutzgipfel.

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Autor: Jens Hakenes

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