Produzieren Arbeitslose weniger CO2?

„Was vermeidet ein Arbeitsloser an CO2, weil er weniger produziert? Und ändert das seine Klimabilanz?“ (Michael Huber, Berlin)

Einkaufen mit Einkaufswagen(c) DOC RABE Media - Fotolia.com

Prof. Reimund Schwarze (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung): „‚Der alleinige Zweck der Produktion ist der Konsum’, schrieb schon Adam Smith. Was ein Arbeitsloser also an CO2 verursacht, hängt nicht von dem, was er produziert ab, sondern von seinem Konsumverhalten. Wenn er weniger konsumiert, weil sein Einkommen gesunken ist, wird dies natürlich seine Klimabilanz verbessern. Das gilt nur unter der sehr streitbaren Annahme, dass sich nichts weiter durch die Arbeitslosigkeit ändert als sein Einkommen.

Durch die Arbeitslosigkeit ändert sich aber vieles andere, beispielsweise die Konsumgewohnheiten. Hier zeigt die Konsumforschung: Gespart wird in der Arbeitslosigkeit besonders bei Lebensmitteln, nicht bei den Freizeitausgaben und wenig bei den Gesundheitsausgaben. ‚Discounter’ statt ‚Bioläden’ heißt für viele die erzwungene Antwort auf die Arbeitslosigkeit, die sich natürlich negativ auf die Klimabilanz auswirkt. Ob diese klimaseitig ‚negative’ Änderung in der Konsumstruktur den klimaseitig ‚positiven’ Effekt der Verringerung des Konsumniveaus durch Einkommensausfall kompensieren kann, so dass die Klimabilanz eines Arbeitslosen möglicherweise sogar schlechter wird als vor der Arbeitslosigkeit, ist meines Wissens noch nicht untersucht worden.

Die Frage nach dem Zusammenhang von Arbeitslosigkeit und CO2-Ausstoß stellt sich nicht nur im Kontext individueller Arbeitslosigkeit, sondern auch gesamtwirtschaftlich oder sogar global. Hierzu gibt es bereits theoretische und empirische Befunde. Im globalen Zusammenhang gibt es beispielsweise die so genannte Kaya-Indentität, benannt nach dem japanischen Ökonomen Yoiche Kaya. Demnach gilt: Nur wenn die globale Produktion den Wert Null annimmt, wäre der globale CO2-Ausstoß auch Null. Aber dazu müsste die warenförmige Produktion weltweit völlig eingestellt werden. Das erscheint als ein unwirkliches Gedankenspiel.

Ein weniger drastisches, wenn auch großes Experiment haben wir aber gerade hinter uns – die Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009. Hier ist das Ergebnis eindeutig: Mit der Wirtschaftskrise ging der weltweite Kohlendioxidausstoß kaum zurück. Der Trend der Zunahme der globalen CO2-Emissionen ist ungebremst. Insofern führt die Arbeitslosigkeit auch in einer Makro-Betrachtung nicht zu einer eindeutigen, vor allem aber zu keiner nachhaltigen Verbesserung der Klimabilanz.“

 

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