Kommt Gift aus der Klimaanlage?

„Stimmt es, dass Kältemittel in PKW-Klimaanlagen extrem klimaschädlich sind und wenn ja: Was wird dagegen unternommen?“ (Melanie Schwarz, Dietfurt)

Regelung der Klimaanlage eines PKW(c) marron_3 / Fotolia.com

Dr. Hans-Jochen Luhmann (Wuppertal Institut): „PKW-Klimaanlagen emittieren in zweifacher Hinsicht Treibhausgase: Erstens, weil ihr Betrieb etwa 2 bis 4,5 Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verbraucht und zweitens, weil sie Kältemittel verlieren.

Kältemittel, das vom Kompressor der Klimaanlage benötigt wird, ist Gift fürs Klima. Seit 1994 wird vor allem das Kältemittel R134a verwendet, das 1.430-mal so klimaschädlich ist wie CO2. Man sagt, es hat ein Global Warming Potenzial (GWP) von 1.430. Im Durchschnitt verliert ein PKW während seines Lebens 0,85 Kilogramm Kältemittel. Bei Füllung mit R134a bedeutet das: Ein 6-Liter-PKW hat aufgrund der Klimaanlage in Wahrheit die Klimalast eines 8-Liter-Autos. Global hochgerechnet, haben die Kältemittelverluste dieselbe Klimawirkung wie 100 Millionen Tonnen CO2.

Dem wollte die EU ein Ende setzen und entschied, ab 2017 nur noch Neuwagen zuzulassen, deren Kältemittel ein GWP von maximal 150 aufweist. Daraufhin zauberten US-amerikanische Chemie-Unternehmen, die mit R134a Geld verdienen, ein neues Kältemittel aus dem Hut. Es hat nur noch ein GWP von 4 und heißt R1234yf. Der Name verrät schon, dass es sich hierbei nur um eine Modifikation, nicht um einen Technologiesprung handelt.

Besser wäre gewesen, die Autobauer hätten Klimaanlagen mit neuen Technologien eingebaut, die CO2 als Kältemittel verwenden. So hatten es die Deutschen zunächst vor. Denn die Klimabelastung durch CO2 ist nur ein Viertel so hoch wie bei R1234yf. Aber es ist wohl einfacher, bei den alten Klimaanlagen zu bleiben und nur das Kältemittel zu wechseln.

Was bei dieser einfachen Lösung nicht beachtet wurde, sind Schwarzbefüllungen: Da die Klimaanlagen noch immer dieselben sind, funktionieren sie auch weiterhin mit dem alten, extrem klimaschädlichen R134a. Gerade in ärmeren Ländern kann das vermehrt zu Schwarzbefüllungen mit dem alten Kältemittel führen. Denn die Chemie-Unternehmen verlangen für das neue Kältemittel sehr hohe Einführungspreise.

Fazit: Rechtlich alles sauber; aber faktisch könnte man durch die fortgeschrittene CO2-Technologie Millionen von Tonnen Treibhausgasemissionen vermeiden.“

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