Öl-Hybridheizung – noch eine sinnvolle Lösung?

09.07.2025 Lesedauer: min Minh Duc Nguyen

Lange Stahlrohre in der Rohölfabrik sind für den Betrieb einer Öl-Hybridheizung unabdingbar

Gasheizung, Gasheizung, Gasheizung: Seit Jahren wird gefühlt immer nur über diese eine Art gesprochen. Dabei wird hierzulande knapp ein Viertel aller Wohngebäude mit Öl beheizt. Mal als reine Ölheizung, mal als Hybridlösung. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Funktionsweise, die Kosten sowie die Kombinierbarkeit einer Öl-Hybridheizung und wagen eine Aussage zur Zukunftssicherheit.

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Öl-Hybridheizung verbindet zwei Wärmeerzeuger
  • Kommt als Übergangslösung infrage
  • Kosten hängen stark vom Zusatzsystem ab
  • Umweltfreundlicher Teil ist förderfähig

Was ist eine Öl-Hybridheizung und wie funktioniert sie?

Eine Öl-Hybridheizung kombiniert in einen vorhandenen Ölkessel mit einem weiteren Wärmeerzeuger, beispielsweise einer Wärmepumpe oder einer Pelletheizung. In der Praxis ist auch die Kombination mit einer Solarthermieanlage sehr populär. Weniger bekannt – und wahrscheinlich auch weniger beliebt – ist die Hybridheizung, die aus einer Öl- und einer Gasheizung besteht. Ein Grund dafür sind die hohen Anschaffungskosten für beide Systeme: Öltank und Heizraum für den Ölkessel sowie Gasanschluss oder Gastank für den Gaskessel.

Ölheizung dient meist als Reserve

Ob mit einer Wärmepumpe oder einer Pelletheizung: Bei einer Öl-Hybridheizung dient der vorhandene Ölkessel in der Regel als Backup-Heizung, beispielsweise wenn kurzfristig mehr Wärme benötigt wird. Bei einer Kombination aus Ölheizung und Solarthermieanlage übernimmt Letztere in den Übergangsmonaten teilweise die komplette Warmwassererzeugung. In den übrigen Monaten muss die Ölheizung wieder regelmäßig einspringen.

Pufferspeicher steigert die Anlageneffizienz

Der Pufferspeicher ist ein fester Bestandteil von Heizanlagen. Er bevorratet die Heizwärme und gibt sie zeitversetzt ab. Dadurch muss der Heizkessel weniger häufig an- und ausgehen (takten) und verschleißt somit langsamer.

Steuereinheit ist das Herz einer Öl-Hybridheizung

Die Steuereinheit sorgt dafür, dass der neue Wärmeerzeuger optimal mit dem bestehenden Ölkessel harmoniert. Sie wählt das Heizsystem aus, das zu dem jeweiligen Zeitpunkt den größten Nutzen für die Hausbewohner*innen bietet. Das kann beispielsweise der Öko-Modus sein, bei dem das Heizsystem mit der niedrigsten CO2-Emission pro Kilowattstunde erzeugter Wärmeenergie ausgewählt wird.

Was sind Vor- und Nachteile einer Öl-Hybridheizung?

Die Vorteile einer Öl-Hybridheizung sind vor allem ihre Flexibilität und eine hohe Versorgungssicherheit. Aber es gibt auch Nachteile: Sie ist abhängig vom fossilen Energieträger Öl und die Anschaffungskosten sind hoch. In der nachfolgenden Tabelle finden Sie eine Übersicht über alle wichtigen Vor- und Nachteile dieser Heiztechnik.

Übersicht: Die Vor- und Nachteile einer Öl-Hybridheizung

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Vorteile
Nachteile
Reduzierter Ölverbrauch: Verbrauch und Kosten für Heizöl sinken – insbesondere in der Übergangszeit oder im Sommer.
Hohe Investitionskosten: Die Kombination zweier Systeme ist teurer als ein einzelnes System. Zusätzliche Kosten entstehen für Regeltechnik, Pufferspeicher und ggf. Umbauten im Heizsystem.
Geringere CO₂-Emissionen: Durch den höheren Anteil erneuerbarer Energie verbessert sich die Klimabilanz im Vergleich zur reinen Ölheizung.
Komplexität der Technik: Es besteht ein höherer Planungs- und Wartungsaufwand. Nutzer*innen müssen sich mit zwei Systemen vertraut machen.
Förderfähigkeit (teilweise): Für den erneuerbaren Teil der Öl-Hybridheizung gibt es Geld vom Staat.
Zukunftssicherheit begrenzt: Öl als Energieträger wird langfristig politisch und gesellschaftlich immer weiter zurückgedrängt. Ab spätestens 2045 darf keine Ölheizung mehr betrieben werden.
Höhere Versorgungssicherheit: Zwei unterschiedliche Wärmequellen bieten mehr Sicherheit bei Ausfall oder Wartung einer Komponente.
Platzbedarf: Zwei Systeme brauchen mehr Raum (z. B. für Solarspeicher, Pufferspeicher, ggf. Außeneinheit bei Wärmepumpe).
Eine Übersicht von Vor- und Nachteilen einer Öl-Hybridheizung

Die Öl-Hybridheizung und das Gebäudeenergiegesetz

Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt eine schrittweise Umstellung auf erneuerbare Energien seit Januar 2024 vor. So ist bis Mitte 2028 der Einbau reiner Öl- und Gasheizungen verboten – auch in Bestandsgebäuden. Bis 2045 sollen sämtliche Heizsysteme, die fossile Brennstoffe nutzen, abgeschafft werden. Im Folgenden finden Sie alle Details zur Umstellung:

  • GEG-Novelle tritt in Kraft
  • Bestand: Bestehende Heizungen können auch bei Reparaturen weiterhin genutzt werden.
  • Bestand: Mehr als 30 Jahre alte Heizungen mit veralteter Technik müssen ausgetauscht werden, wie bereits seit vielen Jahren vorgeschrieben.
  • Neubau: Neue Heizungen in Neubaugebieten müssen mindestens 65 % erneuerbare Energie nutzen.
  • Neubau: Neubauten außerhalb von Neubaugebieten müssen denselben Anforderungen wie Bestandsgebäude entsprechen.
  • Städte mit mehr als 100.000 Einwohner*innen müssen bis Mitte 2026 einen Wärmeplan erstellen.
  • Bestand: 65-%-Regel beim Heizungstausch gilt für Großstädte.
  • Neubau: Außerhalb von Neubaugebieten gelten auch für Neubauten die Regelungen für Bestandsgebäude.
  • Bis Mitte 2028 müssen alle weiteren Kommunen einen eigenen Wärmeplan vorlegen.
  • Bestand: 65-%-Regel beim Heizungstausch gilt nun auch für alle übrigen Kommunen.
  • Neubau: Außerhalb von Neubaugebieten gelten auch für Neubauten die Regelungen für Bestandsgebäude.
  • Das heißt: Ab Mitte 2028 sind reine Öl- und Gasheizungen in Deutschland verboten, außer in Hybridheizungen oder in Ausnahmefällen bis maximal Ende 2044.
  • Bestand und Neubau: Ab dem 1.1.2029 müssen neu eingebaute Öl- und Gasheizungen stufenweise ansteigende Anteile von grünen Gasen oder Ölen verwenden: 15 % ab 1.1.2029, 30 % ab 1.1.2035 und 60 % ab 1.1.2040.
  • Bestand und Neubau: Es dürfen keine Heizungen mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Das Verbot für Öl- und Gasheizungen tritt in Kraft.

Wie zukunftssicher sind Öl-Hybridheizungen?

Das Haus ist energetisch in einem schlechten Zustand, ein Gasanschluss ist nicht vorhanden, der Geldbeutel ist leer oder die Hausbank bemängelt die Bonität. Kurzum: Es gibt viele Gründe, die in der Praxis gegen eine neue, moderne Heizung und für den Betrieb einer Öl-Hybridheizung sprechen können. Kurz- und mittelfristig mag diese Lösung sinnvoll erscheinen. Zukunftssicher ist sie jedoch nicht, da es gesetzliche Vorgaben gibt (siehe vorheriger Abschnitt).

Energieabhängigkeit und steigende CO2-Bepreisung

Hinzu kommt, dass der Ölpreis globalen Schwankungen unterliegt. Kommt es in einer anderen Region der Welt zu einem Militärkonflikt, kann sich das schnell negativ auf die hiesigen Preise auswirken. Im schlimmsten Fall droht die nächste Ölkrise. Nicht zuletzt belastet der CO2-Preis die Haushaltskasse Jahr für Jahr stärker.

Welche Kombinationsmöglichkeiten für Ölheizungen gibt es?

Eine bestehende Ölheizung lässt sich mit vielen anderen Wärmeerzeugern kombinieren. Die wohl häuifigste Anwendung ist Ölheizung + Solarthermie, knapp dahinter Ölheizung + Wärmepumpe.

Ölheizung + Solarthermieanlage

In dieser Konstellation übernimmt die solarthermische Anlage in den Sommer- und Übergangsmonaten die Warmwasserbereitung. Ist sie sehr groß und leistungsstark, kann sie auch einen Teil des Heizbedarfs decken. In den übrigen kalten Monaten ist die Ölheizung der Hauptwärmeerzeuger. Die Solaranlage unterstützt sie.

Ölheizung + Wärmepumpe

Ist das Haus energetisch auf einem soliden Niveau und sind weitere Modernisierungsmaßnahmen geplant, kann die Kombination Ölheizung + Wärmepumpe eine gute Lösung sein. In den meisten Fällen sorgt die zunächst klein dimensionierte Wärmepumpe für Heizwärme und Warmwasser. Wird an sehr kalten Tagen mehr Wärme benötigt, kann die Ölheizung schnell einspringen und nachsteuern. Nach einer energetischen Sanierung sinkt der Heizbedarf. Die ehemals klein dimensionierte Wärmepumpe ist nun genau richtig für das Gebäude. Die Ölheizung kann nach und nach entsorgt und der frei gewordene Heizölraum umfunktioniert werden.

Ehepaar Breit steht neben der Wärmepumpe im Heizungskeller
Familie Breit im Heizungskeller

Erfahrungen mit der Umrüstung von Ölheizung auf Wärmepumpe

Im Jahr 2019 erwarb Familie Breit ein Einfamilienhaus und begann mit diversen Modernisierungsarbeiten. Zwei Jahre später fiel ihre 27 Jahre alte Ölheizung aus. Eine Umstellung auf Gasheizung war wegen des fehlenden Gasanschlusses und aus Umweltschutzgründen keine Option. Auch eine Pelletheizung kam aufgrund von Platzmangel nicht infrage. Nach umfassenden Recherchen entschied sich die Familie für eine Wärmepumpe zur Beheizung und für die Warmwasserversorgung.

Dank der staatlichen Förderung erhielt Familie Breit 45 Prozent der Kosten für die Wärmepumpe, für die Erdbohrungen und die Dämmmaßnahmen in der Garage erstattet. Im ausführlichen Erfahrungsbericht erfahren Sie mehr über den Heizungstausch von Familie Breit.

Den vollständigen Bericht lesen

Ölheizung + Pelletheizung

Vor allem in Gegenden mit viel Forstwirtschaft kann die Kombination aus Ölheizung und Pelletkessel eine sinnvolle Zwischenlösung sein. Beispielsweise dann, wenn in den folgenden Jahren mit viel und günstigem Holz gerechnet werden kann. Diese Konstellation ist jedoch eher selten. Denn sowohl die Ölheizung als auch der Pelletkessel benötigen viel Platz für Heizöltanks, Pellets und Förderbänder.

Wie viel kostet eine Öl-Hybridheizung?

Je nach Umfang kostet eine Öl-Hybridheizung zwischen 8.000 und 20.000 Euro, wobei nach oben hin alles möglich ist. Für die finalen Kosten sind die Ausgangslage und das gewünschte System entscheidend. Wenn bereits ein funktionierender Ölkessel samt Pufferspeicher vorhanden ist, müssen nur noch die Kosten für das andere Heizsystem und die Umfeldmaßnahmen ermittelt werden. Soll hingegen ein neues Kombipaket zum Einsatz kommen, können die Kosten je nach Hersteller und Leistung unterschiedlich ausfallen.

Kosten für Hybridheizung mit vorhandenem Ölkessel + Solarthermieanlage

Wenn ein bestehender Ölkessel um eine solarthermische Anlage erweitert werden soll, müssen nur die Kosten für die Anlage und einen Pufferspeicher ermittelt werden. In der Praxis liegt die Preisspanne für Flachkollektoren bei 300 bis 500 Euro pro Quadratmeter. Effizientere Vakuumröhrenkollektoren kosten etwa 600 bis 800 Euro pro Quadratmeter.

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12 m2 Flachkollektoren
8 m2 Röhrenkollektoren
Preis (inklusive Installation)
10.200 €
10.100 €
Kosten für den Betrieb (Jahr)
100 €
100 €
Übersicht der Kosten für Hybridheizung mit vorhandenem Ölkessel + Solarthermieanlage

Kosten für Hybridheizung mit vorhandenem Ölkessel + Wärmepumpe

Soll der bestehende Ölkessel um eine Luft-Wärmepumpe erweitert werden, steigt der Preis auf knapp 20.000 Euro. Werden weitere Umfeldmaßnahmen erforderlich, können die Kosten weiter ansteigen. Im Vergleich zu einer solarthermischen Anlage deckt die Wärmepumpe den Großteil des Heiz- und Warmwasserbedarfs ab. Eine solche Hybridlösung lohnt sich rein rechnerisch über einen Zeitraum von 20 Jahren immer.

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Faktoren
Luftwärmepumpe
Anschaffungskosten
8.000 bis 17.000 €
Hydraulischer Abgleich (Einfamilienhaus)
925 €
Gesamtkosten (ohne Förderungen)
8.925 bis 17.925 €
Übersicht der Kosten für Hybridheizung mit vorhandenem Ölkessel + Wärmepumpe

Kosten für Hybridheizung mit neuem Kombipaket

In einigen Onlineshops sind komplette Kombipakete, bestehend aus einem Ölkessel, einer Luft-Wärmepumpe, einem Pufferspeicher, einem Warmwasserspeicher sowie diversen Kleinteilen, erhältlich. Der reine Verkaufspreis beginnt bei knapp 17.000 Euro. Je nach Region und Anbieter können noch Montagekosten von mehreren Tausend Euro dazukommen. In einigen Fällen weigern sich Handwerksbetriebe jedoch, online gekaufte Heizungen einzubauen. Das sollten Interessierte vorher wissen.

Gibt es eine staatliche Förderung für eine Öl-Hybridheizung?

Ein Ölkessel ist nicht förderfähig. Für das zusätzliche Heizsystem gibt es vom Bund jedoch Zuschüsse in Höhe von bis zu 70 Prozent.

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BEG EM Heizungstausch
Zuschuss zu förderfähigen Kosten
Bedingungen
Grundförderung
30 %
förderfähige Anlage
Einkommensbonus
30 %
• für Wohnungen, die Eigentümer*in selbst bewohnt 
• zu versteuerndes Haushaltseinkommen bei maximal 40.000 € im Jahr
Klima-Geschwindigkeitsbonus
2024-2028: 20 % 
2029/30: 17 % 
2031/32: 14 % 
2033/34: 11 %
2035/36: 8 % 
• für Wohnungen, die Eigentümer*in selbst bewohnt  • Austausch einer funktionstüchtigen, nicht von einer Austauschpflicht betroffenen Öl-, Kohle-, Gasetagen- oder Nachtspeicherheizung oder Austausch einer mindestens 20 Jahre alten funktionstüchtigen Gas- oder Biomasseheizung  • bei Einbau einer neuen Biomasseheizung ist diese mit einer solarthermischen Anlage oder eine Wärmepumpe zu kombinieren
Effizienzbonus Wärmepumpe
5 %
• bei natürlichem Kältemittel oder Wärmeentzug aus Wasser, Erdreich oder Abwasser 
Emissionsminderungs-Zuschlag für Holzheizungen
2.500 €
Grenzwert für Staubemissionen von maximal 2,5 mg/m3 wird eingehalten
Übersicht der staatlichen Fördermöglichkeiten für eine Öl-Hybridheizung

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Minh Duc Nguyen

Über den Autor

Minh Duc Nguyen

Minh Duc Nguyen ist seit 2020 Teil der co2online-Redaktion. Er ist besonders vertraut mit dem Thema Heizung im Allgemeinen, sowie Brennwertkessel und Wärmepumpe im Besonderen. Darüber hinaus gehört der Bereich staatliche Fördermittel für Wohngebäude zu seiner Expertise.

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