Naturgarten statt versiegelte Fläche: Grundlagen im Überblick

Der Klimawandel macht auch vor unseren Gärten keinen Halt. In trockenen Sommern brauchen Pflanzen mehr Wasser, versiegelte Flächen werden bei Starkregen zum Problem. Wenn Sie Ihren Garten neu gestalten wollen, haben wir Ideen für Sie, die auf viel Grün setzen und gleichzeitig die Folgen des Klimawandels verringern.

Die wichtigsten Fakten im Überblick

  • Versiegelte Boden können kein Wasser speichern und begünstigen Überflutungen
  • Flächenversiegelung rund ums Haus in einigen Bundesländern verboten
  • Naturgärten ideal als zur Anpassung an den Klimawandel
Wilde Blumen auf einer Wiese.(c) www.unsplash.com / Erda Estremera

Was sind versiegelte Flächen?

In Deutschland sind nach Angaben des Umweltbundesamtes etwa 44 Prozent der Siedlungs- und Verkehrsflächen versiegelt. Das bedeutet, diese Flächen sind bebaut, betoniert, asphaltiert, gepflastert oder anderweitig befestigt. Versiegelte Flächen begünstigen Überflutungen und Staunässe. Da mehr Starkregen eine Folge des Klimawandels ist, kann das zum Problem werden. Aber es gibt noch weitere Nachteile:

  • Wenn der Boden kein Wasser mehr speichern kann, kommt auch die Kanalisation schnell an ihre Grenzen.
  • Zudem verändert sich das Mikroklima rund ums Haus, da sich versiegelte Flächen im Sommer schneller und stärker aufheizen.
  • Ein weiterer Nachteil: Jede versiegelte Fläche fehlt als Lebensraum für Tiere und Pflanzen.

Versiegeln verboten

Immer mehr Städte und Kommunen haben den versiegelten Flächen den Kampf angesagt. So müssen in Aachen oder Leverkusen auf Parkplätzen oder Lagerflächen grundsätzlich auch Bäume und Sträucher angepflanzt werden. Dies betrifft auch Eigenheimbesitzer*innen. Denn natürlich ist ein Gartenweg pflegeleicht, wenn er gepflastert ist, doch gern gesehen wird das nicht mehr. Einen Schottergarten anzulegen ist in vielen Städten und sogar in einigen Bundesländern gänzlich verboten. 

Vorreiter im Kampf gegen die „Gärten des Grauens“ sind Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt, Hamburg, Hessen und Schleswig-Holstein. Hier ist es nicht mehr erlaubt, große Gartenflächen mit Steinen, Kies, Geröll oder Splitt zu bedecken.

Flächen entsiegeln

Flächen, die versiegelt wurden, können auch wieder entsiegelt werden. Dabei können Hausbesitzer*innen bei Auffahrten, Terrassen, Schottergärten oder Kiesflächen selbst aktiv werden. Lediglich beim Entfernen von Beton- oder Asphaltdecken wird professionelles Abbruchwerkzeug benötigt. Hierfür sollte ein Fachbetrieb beauftragt werden.

Neugestaltung planen

Bei der Neugestaltung der entsiegelten Flächen ist es wichtig, sich vorher zu überlegen, wofür die jeweilige Fläche genutzt wird. Denn starkfrequentierte Flächen wie Auffahrten oder Gehwege müssen natürlich trotzdem befestigt werden. Schotterrasen kann zum Beispiel für Stellplätze und Auffahrten eine Alternative zu Pflastersteinen sein. Auch Rasengittersteine oder Pflaster mit offenen Zwangsfugen haben sich bewährt. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie sich für einen wasserdurchlässigen Bodenbelag entscheiden.

Vereinzelt erhalten Hausbesitzer*innen auch finanzielle Unterstützung beim Entsiegeln von Flächen. Fragen Sie hierzu am besten bei Ihrer Kommune nach.

Was ist ein Naturgarten?

Sie werden Naturgarten, Ökogarten oder wilder Garten genannt und sind die Antwort auf betonierte Auffahrten, versiegelte Stein- und Schottergärten oder ausufernde, gepflasterte Terrassen. Naturgärten werden immer beliebter. Sie bieten wichtigen Lebensraum für Tiere und Pflanzen und fördern die Artenvielfalt. Es gibt keine offiziell festgeschriebenen Kriterien für Naturgärten, aber einige Hauptmerkmale:

  • Naturgärten bestehen ganz oder zu großen Teilen aus heimischen Wildpflanzen.
  • In Naturgärten sind die Grenzen zwischen verschiedenen Pflanzbereichen nicht getrennt (Rasen, Blumenbeet, gepflasterter Weg), sondern fließend.
  • Naturgärten bieten eine große Vielfalt, Veränderungen sind erwünscht und werden durch entsprechende Pflege gefördert.
  • Elemente wie Wege, Mauern oder Bänke sollten so wenig Fläche wie möglich versiegeln und bieten Abwechslung im Lebensraum für Tiere und Pflanzen.
  • Naturgärten sind nachhaltig und weitestgehend selbst erneuernd.

Auch im Hinblick auf die Anpassung an die Folgen des Klimawandels ist ein Naturgarten wichtig. So nimmt der Boden bei Starkregen mehr Wasser auf und vermindert das Risiko von überschwemmten Kellern. Zudem kühlt die Flora die Umgebung des Hauses und verhindert so Hitzestress für ein Gebäude, während versiegelte Flächen diesen durch reflektierende Sonneneinstrahlung begünstigen.

Wie lege ich einen Naturgarten an?

Wenn Sie einen neuen Garten anlegen oder Ihren bestehenden Garten in einen Naturgarten verwandeln wollen, empfiehlt sich zunächst ein Gesamtkonzept. Weisen Sie Pflanzen und Elementen in Ihrem Garten einen Raum zu. Das bedeutet nicht, dass Sie mit festen Linien und strengen Grenzen arbeiten, sondern grobe Sichtachsen und Blickfänge planen, um zu großen Wildwuchs zu unterbinden. Wollen Sie beispielsweise einen kleinen romantischen Garten gestalten und darin eine Sitzbank aufstellen, sollte diese nicht von hochwachsenden Pflanzen umgeben sein, wenn Sie die Aussicht auf Ihren Garten genießen wollen.

Was gehört in einen Naturgarten?

Haben Sie fürs Gartengestalten Ideen im Kopf? Neben den Pflanzen gibt es viele weitere Elemente, mit denen Sie Ihren Naturgarten nach Ihren Vorstellungen verschönern können. Zugleich tun Sie damit der Tierwelt viel Gutes. Viele Gartenbewohner freuen sich über diese Elemente, wenn Sie einen Naturgarten anlegen:

  • Nisthilfen und Überwinterungsplätze für Insekten
  • Igelhäuser (in vielen Baumärkten erhältlich)
  • Steinhaufen für Eidechsen
  • Totholzhaufen als Versteck für kleine Tiere
  • Wasserstelle für Vögel und Insekten im Sommer

Der große Klassiker der deutschen Vorgärten, der gepflegte grüne Rasen, ist aus ökologischer Sicht nicht empfehlenswert. Eine bunte, artenreiche Wiese mit verschiedenen Gräsern und Blumen ist hier eine schöne Alternative. Die darf auch mal länger nicht gemäht werden.

Tipps für die klimaneutrale Gartenpflege

Egal, ob Sie einen kleinen Garten gestalten, bei der Gartenpflege oder als Gemüsegärtner*in: Passen Sie nicht nur Ihren Garten an die Folgen des Klimawandels an, arbeiten Sie auch möglichst umweltschonend in Ihrem Grün.

  • Düngemittel: Gehen Sie sparsam mit Düngemitteln um und verzichten Sie auf den Einsatz von synthetischen Düngern. Ihre Herstellung ist sehr energieaufwendig und mit der Emission⁠ von Treibhausgasen verbunden.
  • Gartengeräte: Den Garten gestalten mit wenig Geld – das ist auch möglich, wenn Sie bei den Gartengeräten sparen und zugleich der Umwelt etwas Gutes tun. Rasenmäher können richtig laut sein, Laubbläser auch. Und wenn sie mit Verbrennungsmotoren betrieben werden, stoßen sie auch noch klimaschädliche Gase aus. Achten Sie beim Kauf Ihrer Gartengeräte auf gute, langlebige Qualität und effiziente, akkubetriebene Geräte. Oder probieren Sie es mal mit einer Sense. Und Laub lässt sich auch mit einem Rechen zusammenkehren – das ist zwar nicht so bequem wie mit maschineller Hilfe, hält aber fit und belastet die Umwelt nicht.
  • Gartenreste: Viele Gartenfreund*innen verbrennen immer noch Laub oder Holzreste. Beim Verbrennen wird Kohlendioxid freigesetzt, das in die Atmosphäre gelangt. Besser ist es, Gartenüberreste einfach verrotten zu lassen. Dadurch werden sie zugleich Lebensraum für Insekten und andere Tiere.
  • Torf: Verzichten Sie auf Gartenerde mit Torf. Denn Torf wird aus Mooren gewonnen, die wichtige CO2-Speicher sind. Mit torffreier Erde helfen Sie, Kohlendioxyd zu binden und die Lebensräume bedrohter Arten zu erhalten.
  • Wasser sparen: Im Garten gibt es viele Möglichkeiten, wertvolles Wasser einzusparen. Besonders effizient ist es, einen Tropf- oder Perlschlauch zu verwenden. Diese verbrauchen im Vergleich zum Rasensprenger bis zu 50 Prozent weniger Wasser. Für einen durchschnittlichen Garten spart das 40.000 Liter Wasser pro Jahr.
Bewachsenes Schrägdach(c) AdopeStock / Elke Hötzel

Bäume und Begrünung von Dächern und Fassaden

Sie können nicht nur Flächen rund ums Haus entsiegeln, sondern auch neue schaffen! Eine Fassadenbegrünung und ein grünes Dach sehen gut aus, schaffen neuen Lebensraum für Insekten und Vögel und schützen die Gebäudehülle vor großer Hitze. Genauso eignet sich ein Carport-Dach für die Begrünung. Und wer langfristig plant, pflanzt Bäume in den Garten. Diese können in ein paar Jahren Schatten spenden und so das Haus im Sommer kühlen.

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Autor: Clemens Boekholt

Ansprechpartner für PraxisCheck und Heizen mit Holz

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