Das Energielabel für Heizungen

Etwa 80 Prozent der verbrauchten Energie in Privathaushalten gehen auf das Konto von Heizung und Warmwasserbereitung. Die meisten Heizkessel sind hierzulande aber veraltet. Das Durchschnittsalter beträgt 17,6 Jahre. Über ein Drittel ist sogar älter als 20 Jahre. Durch das Label soll die Energieeffizienz von Heiztechnik stärker in das Bewusstsein von Verbraucher*innen gebracht werden. Seit 2016 bekommen alle Heizkessel, die älter als 15 Jahre alt sind, schrittweise ein solches Label. Seit 2017 sind Bezirksschornsteinfeger*innen sogar verpflichtet, das Energielabel anzubringen. 

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Die wichtigsten Fakten auf einen Blick

  • Das Energielabel für Heizungen kennzeichnet die Energieeffizienz von Heizungen
  • Energielabel für viele neue Heizkessel sowie Heizungen älter als 15 Jahre verpflichtend
  • Ziel: Verbraucher sollen bevorzugt energieeffiziente Heizsysteme wählen, Industrie soll Effizienzstandards anziehen
  • Kritik: Label sagt wenig über tatsächlich zu erwartende Heizkosten aus – Heizenergieträger, Dimensionierung und Einstellung der Heizung werden nicht berücksichtigt

1. Was ist das Europäische Energielabel für Heizungen?

Das Energielabel für Heizungen – oder auch Heizungslabel – ist ein seit September 2015 von der Europäischen Kommission vorgeschriebenes Etikett zur Kennzeichnung der Energieeffizienz von Heizanlagen und Warmwasserbereitern. Geregelt wird die Vorschrift innerhalb der EU-Effizienzrichtlinie für Raumheizgeräte.

2. Was ist das Ziel des Heizungslabels?

110 Megatonnen

… so viel CO2 soll durch das Energieeffizienzlabel für Heizungen jedes Jahr gespart werden.

110

Wie zuvor auch schon bei anderen „energieverbrauchsrelevanten“ Geräten, wie Kühl- und Gefriergeräten, Waschmaschinen oder Wäschetrocknern, soll das Energielabel für Heizungen größere Transparenz über die Umweltbelastung durch die entsprechenden Geräte schaffen. Das soll Verbraucher*innen die Kaufentscheidung für energieeffiziente Heiztechnik erleichtern. Die bevorzugte Wahl effizienter Heizungen soll wiederum die Hersteller motivieren, immer energiesparendere Technik zu entwickeln und auf den Markt zu bringen. Mithilfe der Maßnahme will die Europäische Kommission jährlich 110 Megatonnen CO2 in Europa einsparen. Das ist mehr CO2, als alle Einwohner*innen Hamburgs zusammen über fünf Jahre hinweg verursachen.

3. Welche Informationen liefert das Label?

Das Energieeffizienzlabel für Heizungen und Warmwasserbereiter ähnelt den bekannten Energielabeln auf elektrischen Haushaltsgeräten wie Leuchtmitteln, Kühlschränken etc. An oberster Stelle des Etiketts sind Modell- und Herstellername vermerkt. Darunter befindet sich auf der linken Seite eine in Ampelfarben gestaltete Treppe zur Darstellung der Energieeffizienz des Gerätes: Grün steht für sehr sparsam, rot für sehr verschwenderisch.

Rechts neben der Farbskala gibt die alphabetisch eingeordnete Effizienzklasse von A+++ bis D Aufschluss über den Energieverbrauch der entsprechenden Heizung und/oder des Wassererwärmers. A+++ ist seit September 2019 die beste Effizienzklasse und bedeutet, dass der Heizkessel (oder Wassererwärmer) besonders energieeffizient und schadstoffarm arbeitet und wird vor allem für Heizungen auf Basis erneuerbarer Energien vergeben. Geräte mit schlechterer Energieeffizienz als D dürfen nicht mehr verkauft werden.

Außerdem erhalten Verbraucher*innen durch die im unteren Bereich des Labels aufgeführten Symbole Informationen über die Heizleistung, den Wirkungsgrad und den Schallleistungspegel, also die Geräuschbelastung, der Heizung.

Energieeffizienzklasse der Heizung berechnen

Sie interessiert, in welche Energieeffizienzklasse Ihr Heizkessel eingestuft würde? Mit dem Effizienzklassen-Rechner vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz können Sie das mit wenigen Angaben schnell überprüfen.

Zum Effizienzklassen-Rechner

4. Welche Heizungen müssen mit dem Energielabel ausgezeichnet werden?

Für folgende Wärmeerzeuger müssen die Hersteller ein Energielabel erstellen, um sie auf dem europäischen Markt verkaufen zu können:

  • (Kombi)-Heizgeräte und Warmwasserbereiter bis 70 kW
  • Warmwasserspeicher bis einschließlich 500 l Speichervolumen
  • Kombinationen dieser Produkte mit Regelungstechnik und Solarunterstützung als Verbundanlage (bis 70 kW und 2000 l)
  • Festbrennstoffkessel bis 70 kW und deren Kombination mit Regelungstechnik und Solarunterstützung als Verbundanlage.
  • Pelletkaminöfen

Das Label muss gut sichtbar an allen Geräten angebracht und auch bereits bei der Bewerbung der Produkte durch den Händler angegeben werden. Neben dem Label müssen Fachkräfte ihren Kund*innen ein detailliertes Datenblatt zu Energieeffizienz, Heizleistung, Wirkungsgrad und Schallleistungspegel der gekauften Heizung mitliefern.

Energielabel für Altanlagen im Bestand

Die Kennzeichnungspflicht gilt außerdem für Heizkessel, die älter als 15 Jahre sind. Das betrifft in Deutschland rund zwei Drittel aller Heizanlagen.

Um das Labeling kümmern sich die Bezirksschornsteinfeger*innen. Diese sind ohnehin regelmäßig im Haus und erledigen die Auszeichnung bei der turnusmäßigen Überprüfung der Heizungsanlage. Um die Verbraucher*innen weiter zu informieren, geben sie außerdem geeignete Broschüren sowie eine Beratung zu den Ergebnissen des Labels aus. Durch die Einordnung der Energieeffizienz der Heizung sollen Eigentümer*innen animiert werden, die Heizanlage zu optimieren. Das kommt dem Klimaschutz zugute, da effiziente Heizungen für die gleiche Heizleistung weniger Energie verbrauchen.

Für Sie als Verbraucher*in fallen übrigens keine Kosten für das Energielabel an: Bezahlt wird das Energielabel für alte Heizungen durch die Bundesregierung.

5. Welche Besonderheiten gelten beim Heizungslabel für Verbundanlagen?

Da viele Heizungsanlagen nicht nur aus einem Heizkessel bestehen, sondern aus mehreren Elementen, wird die Energieeffizienz dieser sogenannten Verbundanlagen in einem kombinierten Etikett beziehungsweise „Paketlabel“ abgebildet. In diesem Fall muss für jede Kombination ein eigenes Label erstellt werden, das den verwendeten Komponenten Rechnung trägt. Das Label gibt in diesem Falle auch Auskunft darüber, welche Komponenten in die Heizanlage integriert sind. Wie bei Heizanlagen müssen Fachkräfte ihren Kund*innen auch hier die Informationen für jedes der Einzelteile der Heizanlage als Datenblatt aushändigen.

Welche Heizungstypen gelten als Verbundanlage?

Die einfachste Verbundanlage besteht aus einer Kombitherme, bei der Raumwärme und Warmwasser in einem Gerät erzeugt wird. Alternativ wird einem Heizkessel ein separater Warmwasserspeicher beigestellt. Auch die Nutzung erneuerbarer Energien durch Solarthermie-Anlagen oder wasserführende Kaminöfen in Kombination mit Heizkesseln und Warmwasserspeichern fällt darunter. 

Im diesem Video werden verschiedene Paketlabel anschaulich erläutert. Das Video gibt außerdem einen Überblick über Vor- und Nachteile des Heizungslabels.

6. Welche Geräte müssen nicht gekennzeichnet werden?

Heizanlagen auf Basis von flüssiger oder gasförmiger Biomasse (also beispielsweise Rapsöl oder Biogas) sind vorerst noch nicht von der Pflicht betroffen. Hier möchte die EU noch weitere Untersuchungen anstellen und speziell zugeschnittene Richtlinien festlegen. Heizkessel, die auf festen Brennstoffen basieren oder ausschließlich für die warme Trink- und Sanitärwasserbereitung zuständig sind, müssen ebenfalls nicht mit einem Label versehen werden.

7. Welche Heizungen entsprechen welcher Energieeffizienzklasse?

Für die Kennzeichnung konventioneller Heizkessel ohne Kombination mit Kraft-Wärme-Kopplung oder erneuerbaren Energiequellen werden für gewöhnlich die Energieeffizienzklassen A bis G angewendet. Für eine Kennzeichnung ab A+ muss der Heizkessel Wärmeenergie auf Basis von Kraft-Wärme-Kopplung oder erneuerbaren Energiequellen produzieren.

In dieser Tabelle finden Sie einen groben Überblick, welcher Heizungstyp welcher Energieeffizienzklasse entspricht – von sehr ineffizient und veraltet bis modern und sehr effizient.

EnergieeffizienzklasseEinordnungHeizungstyp
A+++extrem effizient/mit erneuerbaren Energien betrieben
  • Holzheizungen
  • sehr effiziente Wärmepumpen in Verbindung mit erneuerbaren Energien
  • sehr effiziente Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen
  • Solarthermie als Ergänzung zu herkömmlichen Wärmeerzeugern
A++besonders effizient/mit erneuerbaren Energien betrieben
  • Wärmepumpe in Verbindung mit Erdwärme
  • mit Solarwärme betriebene Luft-Wärmepumpe
  • kleines Blockheizkraftwerk für Holz (bis 50 kW Leistung)
  • Niedertemperaturkessel für Holz in Verbindung mit Solarwärme-Anlage
A+sehr effizient/mit erneuerbaren Energien betrieben
  • Brennwertkessel für Öl oder Gas in Verbindung mit Solarwärme-Anlage
  • Luft-Wärmepumpe
  • kleines Blockheizkraftwerk (bis 50 kW Leistung)
  • Niedertemperaturkessel für Holz
A, Beffizient/Stand der Technik
  • Brennwertkessel für Gas und Öl
C, Dineffizient/veraltet
  • Niedertemperaturkessel für Gas und Öl
  • Standardkessel für Gas und Öl

8. Die Rolle der Händler und Fachkräfte bei der neuen Verordnung

Im Gegensatz zu Kühlschränken oder Glühlampen ist Heiztechnik für Verbraucher*innen in der Regel nicht im Einzelhandel zugänglich. Wenn Sie einen neuen Heizkessel brauchen, erhalten Sie diesen direkt von der Fachkraft Ihres Vertrauens. Auf sie und die Händler fällt im Rahmen der Kennzeichnungspflicht eine besondere Verantwortung, ihre Kund*innen über die Bedeutung der Energieeffizienz-Kennzeichnung zu informieren und sicherzustellen, dass alle Heizgeräte korrekt gekennzeichnet sind.

Falls eine Kombination mehrerer Komponenten verbaut wird (z. B. Kessel, Speicher) muss die Fachkraft die Daten aller Elemente der geplanten Heizanlage zusammentragen, nach festgelegten Kriterien die Energieeffizienz der Gesamtanlage berechnen und in ein Paketlabel überführen.

9. Welche Kritik am Heizungslabel gibt es?

Mit dem Energielabel für Heizungen soll die Erfolgsgeschichte, die das EU-Label für andere elektronische Haushaltsgeräte geschrieben hat, auf die Heizungsbranche ausgeweitet werden. Durch die stärkere Präsenz der Tatsache, dass sich Heizungen bezüglich ihrer Energieeffizienz stark unterscheiden, sollen sich Verbraucher*innen vermehrt für effiziente Modelle entscheiden – mit entsprechender Zugwirkung auf die Produzenten.

Doch ob das Energielabel für Heizungen tatsächlich mit dem Label für Haushaltsgeräte zu vergleichen ist, wird kritisch gesehen. Denn während ein A+++-Kühlschrank faktisch weniger Energie verbraucht als ein ineffizienteres Modell und so auch weniger Kosten verursacht, ist die Effizienz einer Heizanlage sehr viel komplexer zu beurteilen.

Hans Weinreuter, Energie-Referent von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, äußert sich bei co2online zum Heizungslabel.

Hans Weinreuter, Energie-Referent bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz, dazu:

„Mit dem Energielabel wird beispielsweise nicht bewertet, ob ein Heizkessel zum Gebäude passt und ob die Leistung des Kessels sinnvoll gewählt ist. Ein Brennwertkessel mit einer ergänzenden Solaranlage kann auf dem Energielabel mit A+ bewertet werden, ohne dass die Dachfläche des Hauses dafür geeignet ist.“

Kurz: Ob eine Heizung energieeffizient arbeitet, hängt immer auch davon ab, ob die Anlage entsprechend der individuellen Bedürfnisse und der Wohngegebenheiten geplant wurde.

Das Label lässt zudem kaum Rückschlüsse über die tatsächlichen Heizkosten zu. „Aufgrund der unterschiedlichen Preise für Öl, Gas, Holz oder Strom bietet das Energielabel keine Information über die zu erwartenden Betriebskosten der Heizung“, erklärt Weinreuter. So ist es durchaus möglich, dass eine Heizanlage mit sehr guter Bewertung auf der Energieeffizienzskala durch die Nutzung eines teureren Energieträgers mehr Kosten verursacht als eine weniger energieeffizient arbeitende Heizung. „Teure elektrische Direktheizungen oder Nachtspeicherheizungen erhalten zudem leider gar kein Energielabel“, so Weinreuter weiter

Heizungsoptimierung wichtige Stellschraube für energieeffizientes Heizen

Auch Faktoren wie die energetische Dämmung von Haus und Heizanlage, die Einstellung der Heizung im Bezug zum Verbrauch und ob die Heizanlage beispielsweise durch einen hydraulischen Abgleich regelmäßig optimiert wird, haben einen großen Einfluss auf den tatsächlichen Wirkungsgrad Ihrer Heizung und damit auf die laufenden Energiekosten. Wie Sie Energiekosten durch die Optimierung Ihrer Heizung sparen können und worauf Sie dabei achten müssen, haben wir in unserem Dossier Heizenergie sparen zusammengetragen.

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Autorin: Laura Wagener

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