Brennstoffzellenheizung: Strom & Wärme aus einer Anlage

„Neben Wärme auch Strom zu erzeugen und selbst zu nutzen ist doch das intelligenteste Prinzip!“

Als die alte Ölheizung dringend erneuert werden muss, denkt Björn Kybranz aus Neckarsulm sofort ans Heizen mit Brennstoffzellen. Denn der Elektrotechniker kennt sich mit der Technologie aus und möchte nicht einfach nur den alten Heizkessel austauschen. Gemeinsam mit seiner Familie setzt er die Idee in die Tat um – und ist sehr zufrieden damit.

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Die wichtigsten Erfahrungen auf einen Blick

  • Trotz hoher Förderung ist die Brennstoffzellen-Technik noch vergleichsweise teuer.
  • Fördermittel beantragen ist aufwändig, aber lohnend.
  • Der Einbau der Brennstoffzellen-Anlage verlief schnell und ohne Probleme.

Neckarsulm, Februar 2018. Rund 23 Jahre war die Ölheizung alt – und kurz davor, den Geist aufzugeben. Naja, zumindest hätte der Heizkessel erneuert werden müssen, erinnert sich Björn Kybranz. Für seine dreiköpfige Familie nicht nur ein guter Zeitpunkt, um über eine neue Heizung nachzudenken – sondern auch über andere Heizmethoden. Eine Alternative zum Heizöl sollte her. Und umweltschonend sollte die neue Heizung auch sein. Die Entscheidung fiel dann ganz schnell: „Wir wollten eine Brennstoffzellen-Heizung!“ Denn dass man damit gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen kann, überzeugte die ganze Familie.

(c) www.co2online.de | Marc Beckmann

Nicht nur Wärme, sondern auch Strom

„Ich arbeite im Automotive-Bereich und kenne daher generell die Brennstoffzellen-Technologie.", so Björn Kybranz. „Ein gutes Argument für mich war zudem: Wenn jetzt die Elektromobilität kommt, dann ist es auch positiv, wenn ich meinen eigenen Strom herstellen kann. Wenn wir uns ein Elektroauto zulegen, könnte das der Puffer sein, also praktisch ein Stromspeicher. Und den Strom für die Fahrten zur Arbeit könnte ich dann komplett selbst produzieren.“

Das Objekt

  • Reihenendhaus, 2 Erwachsene, 1 Kind
  • Baujahr: 1977; Ölheizung von 1994
  • Wohnfläche: 120 m2
  • Heizenergieverbrauch: 174 kWh/(m2a)

Bei der Planung hilft ein engagierter Handwerker

(c) www.co2online.de | Marc Beckmann

„Ich habe mich im Internet informiert, habe mir vom Hersteller Informationsmaterial zuschicken lassen – und die haben dann auch direkt Kontakt zu einem Heizungsinstallateur aufgebaut. Der Installateur hat sich die alte Anlage und den bisherigen Verbrauch angeschaut, ausgerechnet was wir sparen könnten und mir alle Details erklärt. Er ist sehr engagiert und wir konnten gut zusammenarbeiten. Mir war das wichtig. Außerdem ist er ein Spezialist, der sich auch selbst gerade eine Brennstoffzellen-Anlage eingebaut hat. Er hat schon viel Erfahrung. Und die Umsetzung ging dann ziemlich schnell!“

Vorbereitung: Gasanschluss legen lassen

„Wir mussten einen Gasanschluss von der Straße aus legen lassen. Im Juli haben wir bei den Stadtwerken angefragt, Ende Oktober war der Anschluss dann gelegt. Die Kosten waren eher gering, weil es in der Straße ja schon eine Leitung gab. In den meisten Gemeinden gibt es einen Pauschalpreis, bei uns waren es rund 2.800 Euro .“

Stichwort „Was sind Brennstoffzellen?“

In einer Brennstoffzelle reagiert ein zugeführter Brennstoff (zum Beispiel Wasserstoff aus Erdgas) mit einem Oxidationsmittel (wie Sauerstoff aus Luft). Dabei entstehen Wasser, Strom und Wärme. Diese elektrochemische Reaktion wird auch als „kalte Verbrennung“ bezeichnet und ist besonders effizient.

Erfahrung zahlt sich aus bei Einbau & Inbetriebnahme

Der Einbau der Brennstoffzellen-Heizung bei Familie Kybranz verlief reibungslos in nur zwei Tagen. Großen Anteil an der reibungslosen Installation hatte der erfahrene, engagierte Heizungsinstallateur, über den sich Björn Kybranz besonders freut: „Er hat mich von Anfang an gut beraten und alle Fragen geklärt. Ein Enthusiast, der von der Technologie genauso begeistert ist wie ich!“

Inbetriebnahme der Brennstoffzellen-Heizung(c) www.co2online.de / Daniel Schmidt/Kangu Design

Zur Inbetriebenahme der Brennstoffzellen-Heizung ist nicht nur Björn Kybranz' Handwerker Ralf Jarosch (rechts) vor Ort. Auch der Inbetriebnehmer Nico Fritz (links) vom Heizungshersteller ist mit dabei.

Einbau auch im Dezember kein Problem

„Im Dezember 2017 haben wir dann die Brennstoffzellen-Anlage einbauen lassen. Da waren am ersten Tag vier Handwerker im Haus, am zweiten Tag drei und dann haben wir sie schon in Betrieb genommen. Alles lief planmäßig und wir hatten nur einen Tag mal keine Heizung. Das Gerät passt genau in den Keller. Früher hatte der Hersteller mal eine etwas höhere Anlage, die nicht in normale Keller passte. Aber das haben sie bei der ‚Neuauflage‘ gelöst.“

Zählertausch nicht vergessen

„Aber dann gab’s ein Problem, das keiner vorausgesehen hatte: Wir hatten zwar schon einen intelligenten Stromzähler von unserem Stromversorger. Für die neue Anlage brauchten wir aber einen Zweirichtungszähler – daran hatte ich nicht gedacht. Wir konnten also zunächst keinen Strom ins Netz einspeisen. Und der Zählertausch hat sich erstmal hingezogen, weil Messstellenbetreiber und Netzbetreiber unterschiedliche Gesellschaften sind. Wir mussten Fristen für die Vertragsänderung einhalten, obwohl wir ja eigentlich beim gleichen Anbieter geblieben sind. Den Termin für den Zähleraustausch haben wir erst nach einem Monat bekommen, obwohl das eine Sache von einer viertel Stunde war.“

Erster Eindruck: geräuschlos und geregelt

(c) www.co2online.de | Marc Beckmann

„Insgesamt sind wir sehr zufrieden. Die Anlage summt nur ein bisschen, da ist selbst der Gaszähler lauter, wenn er Gas zieht. Die Heizungsanschlüsse waren bei uns eh im Keller, da macht es sowieso nichts. Aber selbst im Wohnraum könnte man eine solche Anlage installieren – und es wäre in Ordnung.“

Tabelle: Die Brennstoffzellen-Anlage der Kybranz im Überblick

Brennstoffzellen-Technik

PEFC-Brennstoffzelle mit integriertem Gas-Brennwertgerät zur Spitzenlastabdeckung

GerätVitovalor 300-P von Viessmann
Baujahr2017
Elektrische Leistung

750 Wel

Nenn-Wärmeleistung1 bis 25,2 kWth

So viel hat Familie Kybranz für ihre Brennstoffzellen-Anlage bezahlt

Praxistester mit Brennstoffzellen-Heizung(c) www.co2online.de / Daniel Schmidt/Kangu Design

„Die neue Brennstoffzellen-Heizung hat rund 37.000 Euro gekostet. Da ist der Abbau des alten Kessels und der alten Öltanks dabei. Und natürlich der Einbau der neuen Anlage. Was noch dazu kommt, ist der Gasanschluss – für den haben wir 2.800 Euro bezahlt. Bei der KfW haben wir den ‚Zuschuss Brennstoffzelle 433‘ beantragt und 9.300 Euro bekommen. Zudem erhalten wir über die Stromförderung aus dem Kraft-Wärme-Kopplungs-Gesetz eine einmalige Einspeisevergütung von 1.800 Euro.“

Ein hydraulischer Abgleich war auch nötig

„Einen hydraulischen Abgleich mussten wir auch machen lassen. Das hat auch unser Installateur übernommen – es kostet aber extra. Wir haben 5.600 Euro dafür bezahlt und dafür zusätzlich eine Förderung von 1.400 Euro vom BAFA erhalten. Einsparen werden wir nach bisherigen Berechnungen über 700 Euro Stromkosten pro Jahr.“

Fördermittelanträge: kompliziert, aber machbar

„Die Fördermittel zu beantragen war komplizierter, als wir dachten. Man muss sich mit Postident bei der Post oder mit dem Onlinedienst IDnow über eine Smartphone- oder Rechner-Kamera identifizieren. Dann musste ein Spezialist die Effizienz unserer Anlage bewerten und bescheinigen, dass sie umweltschonend ist. Ein Energieberater hat dann beim Ausfüllen der Formulare einen Fehler gemacht, den wir erstmal finden mussten. Das alles war schon nervenaufreibend, aber jetzt sind die Anträge gestellt und wir denken, dass wir die Förderung bekommen.“

Brennstoffzelle rechnet sich dank Fördermitteln

„Mit der Förderung wird sich die neue Anlage innerhalb von 10 Jahren rechnen . Ich denke, dass wir außerdem den CO2-Ausstoß durch den Heizungswechsel um die Hälfte gesenkt haben. Einsparen werden wir nach bisherigen Berechnungen über 700 Euro Stromkosten pro Jahr.“ Geringere Heizkosten werden die Bilanz zusätzlich verbessern.

Tabelle: Kosten und Förderung für die Brennstoffzellen-Anlage der Kybranz im Überblick

Kosten
in €
Förderung
in €
Brennstoffzelle 23.800,00 9.300,00 (KfW)
Gasanschluss 2.796,50
Hydraulischer Abgleich5.635,75 1.381,73 (BAFA)
Arbeitsstunden (inkl. Abbau Altanlage, Entsorgung Heizöltank etc.) 13.090,00
Einmalige Einspeisevergütung 1.800,00
gesamt 45.322,25 12.481,73
Gesamtausgaben 32.840,52

Erfahrungsbericht Brennstoffzelle: Nutzung & Alltagsfragen

Entsprechend ist die erste Bilanz von Björn Kybranz rundum positiv. „Jetzt haben wir im Winter nicht nur eine gute Heizung, sondern können fast den gesamten Strom selbst herstellen, den wir brauchen“. Der 50-jährige Elektrotechniker denkt nun sogar über ein Gesamtkonzept nach, um das 1977 gebaute Haus noch klimafreundlicher zu machen – mit mehr Energieeffizienz und weiteren erneuerbaren Energien. Zum Beispiel Photovoltaik.

Tipp: Stromfresser nicht parallel laufen lassen

Stromerzeugung und Stromverbrauch(c) www.co2online.de / Daniel Schmidt/Kangu Design

„Im Moment, also im Winter, produzieren wir den gesamten Strom, den wir verbrauchen selbst. Nur wenn ein echter Stromfresser wie die Waschmaschine läuft, reicht die Eigenproduktion nicht aus. Wir achten deshalb drauf, zum Beispiel die Spülmaschine und die Waschmaschine nicht gleichzeitig laufen zu lassen, sondern zeitversetzt.“

Energiemanager: Heizanlage lernt Verbrauchsmuster

„Wir haben eine elektrische Fußbodenheizung mit Zeitschaltuhr. Besonders viel Energie verbraucht sie, wenn sie sich morgens anschaltet. Am Anfang hat sich die Brennstoffzelle zwischen 6 und 8 Uhr morgens regeneriert – und genau in dieser Zeit keinen Strom geliefert. Deshalb habe ich jetzt in Absprache mit unserem Installateur den Energiemanager der Brennstoffzellen-Anlage eingeschaltet. Jetzt lernt die Heizanlage automatisch unser Verbrauchsmuster und regeneriert sich dann hoffentlich bald zu einer anderen Zeit.“

Energieverbrauch online beobachten

(c) www.co2online.de | Marc Beckmann

„Man kann online sehen, wie das Energiemanagement funktioniert. Das hilft, verschiedene Stromfresser über den Tag zu verteilen. Ich verstehe zwar die technische Funktionsweise nicht genau, aber was die Bedienung und Instandhaltung angeht, fühle ich mich zu 100 Prozent aufgeklärt. Da haben mir die Spezialisten fast schon zu viele Details gegeben.“

Sein Rat für andere Hausbesitzer

„Man braucht den richtigen Handwerker. Den sollte man sich gut aussuchen, weil es wichtig ist, dass man gut zusammenarbeiten kann. Die Anlage wird auch einmal im Jahr gewartet, man bindet sich also langfristig. Wir haben uns auf die Empfehlung des Herstellers verlassen und waren mehr als zufrieden. Der empfohlene Heizungsbetrieb hat Knowhow und Erfahrung.“ Björn Kybranz

Autor*innen: Marcus Weber (Freier Redakteur), Anne Weißbach

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