Dr. Manuel Frondel im Kurzinterview

Dr. Manuel Frondel vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschafstforschung (RWI) setzt nicht auf weltweite Klimaschutz- bzw. Emissionsreduktionsziele, sondern auf den stetigen Ausbau der Ausgaben für die Forschung und Entwicklung von Energietechnologien.

Dr. Manuel Frondel ist Diplom-Physiker und Diplom-Wirtschaftsingenieur und seit Oktober 2003 Forschungskoordinator und Leiter des Kompetenzbereiches Umwelt und Ressourcen am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschafstforschung (RWI), Essen. Zuvor war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsbereich Umwelt- und Ressourcenökonomik und Umweltmanagement des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim. Manuel Frondel verfügt über vielfältige Erfahrung bei methodischen und empirischen Fragestellungen zur Evaluation von Umweltmaßahmen und -instrumenten, etwa freiwilligen Selbstverpflichtungen zu Klimaschutz und Emissionsminderung.

1. Welcher Aspekt des Klimawandels wird bei der öffentlichen Diskussion in Deutschland bisher vernachlässigt?
    
Die zum Teil exorbitant hohen Kosten der Klimaschutzbemühungen in Deutschland werden bislang viel zu wenig thematisiert. So liegen die Vermeidungskosten bei der Erzeugung von Solarstrom in der Größenordnung von 600 bis 1.000 Euro je Tonne Kohlendioxid, während die Preise für CO2-Zertifikate im Emissionshandel 30 Euro je Tonne noch nie überschritten haben. Die EEG-Förderung konterkariert also einen der Hauptvorteile des Emissionshandels: Mit diesem Klimaschutzinstrument können die Emissionen mit denjenigen Technologien reduziert werden, mit denen dies am kostengünstigsten möglich ist. Zudem wird kaum hervorgehoben, dass die Förderung der Erneuerbaren Energien durch das EEG bei einer Koexistenz mit dem Emissionshandel derzeit keine Emissionsminderungen bringt, die über das Maß hinausgeht, das durch den Emissionshandel allein erzielt wird.

2. Was wäre aus Ihrer Sicht die wirkungsvollste Klimaschutzmaßnahme auf internationaler Ebene?

Die wirkungsvollste und zugleich effizienteste Maßnahme wäre ein weltweites Emissionshandelssystem, das möglichst alle bedeutenden Emittentenländer einbezieht, inklusive großer Schwellenländer wie China und Indien. Bis dahin ist es ein weiter Verhandlungsweg. Unterdessen gilt, Klimaschutz so effizient wie irgend möglich zu betreiben und mit den eingesetzten Mitteln so viel wie möglich Emissionen zu reduzieren. Insbesondere Aufforstungsprojekte in aller Welt scheinen in dieser Hinsicht eine viel versprechende Option zu sein, die in meinen Augen eine genauere Prüfung wert wäre.

3. Ich glaube nicht an wirkungsvolle Ergebnisse des Gipfels, weil...

... sich zunehmend die Erkenntnis durchsetzen wird, dass wir keine weltweiten Klimaschutz- bzw. Emissionsreduktionsziele benötigen, sondern stattdessen Ziele für einen stetigen Ausbau der Ausgaben für die Forschung und Entwicklung von Energietechnologien. Bei verbindlichen Zusagen über jährlich steigende Ausgabenanteile am Bruttoinlandsprodukt werden die daraus resultierenden Erfolge das Klimaproblem im Vorbeigehen lösen.

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