Den Klimawandel hautnah erleben

Vom 3. bis zum 11. Juni findet im Rahmen der Humboldt-Exkursionen eine Reise durch Norwegen statt. Der Skandinavistik-Experte Professor Bernd Henningsen hat als Schwerpunkt der Reise die Themen Klima und Energie auserkoren. Im Interview erklärt er, warum.

Prof. Bernd Hennigsen, Humboldt-Universität zu Berlin

Vom 2. bis zum 10. Juni 2011 findet im Rahmen der Humboldt-Exkursionen eine Reise durch Norwegen statt. Der Skandinavistik-Experte Professor Bernd Henningsen von der Humboldt-Universität zu Berlin, der die maximal 16köpfige Reisegruppe durch das Land im Norden führen wird, hat als Schwerpunkt der Reise die Themen Klima und Energie auserkoren. Im Interview erklärt er, warum.


Herr Professor Henningsen, Norwegen will bis 2030 CO2-neutral sein. Wie ist das möglich? 
 
Die Voraussetzungen sind günstig: Der Anteil fossiler Brennstoffe bei der Energiegewinnung in Norwegen liegt heute bei unter einem halben Prozent, Norwegen hat kein Kern- und kein Kohlekraftwerk; Energie wird fast ausschließlich aus Wasserkraftwerken gewonnen. Auch das gewonnene Erdöl und -gas werden nicht in Norwegen "verbraucht". 

Unter anderem besuchen Sie die europäische Gasverflüssigungsanlage – was passiert in der Anlage genau?
 
In einem technisch aufwendigen Verfahren wird dort Erdgas verflüssigt und damit auf 1/600stel seines Volumens reduziert. Ein Transport auf Tankschiffen ist somit möglich und lohnend, insbesondere über längere Distanzen. Die Anlage ist mit Schwierigkeiten angelaufen, gleichwohl ist sie ein Meilenstein für die Energietechnologie.

Was werden die Teilnehmer sonst noch Neues über Klimafragen lernen?
 
In Svalbard/Spitzbergen können die Teilnehmer den Klimawandel, seine Auswirkungen in der Arktis und die Möglichkeiten und Risiken neuer, eisfreier Schifffahrtswege hautnah erleben. Nordnorwegen und die arktische Region sind in den letzten Jahren verstärkt in das öffentliche, aber auch in das politische Interesse gerückt, weil sich in dieser Region politische, wirtschaftliche und nicht zuletzt sicherheitspolitische Perspektiven auftun, die bei uns noch viel zu wenig wahrgenommen werden - dies alles vor dem Hintergrund des Klimawandels.

Teil der Norwegenreise sind drei Inlandsflüge – nicht gerade klimasensibel. Wieso sollten Klimaschützer dennoch mitkommen?
 
Sie haben recht! Aber: Norwegen ist kein Eisenbahnland, die großen innernorwegischen Distanzen sind nur mit dem Flieger zu überwinden, wenn man ein begrenztes Zeitreservoir zur Verfügung hat - sonst würde ich auch zu Fuß gehen. Das Generieren von Bewusstsein für ein Thema und der damit einhergehende Lerneffekt funktionieren dennoch am besten über den Erfahrungsaustausch vor Ort. Zudem hoffen wir auf den Multiplikatoreneffekt der Reise.

Deutschland ist in Klimafragen vielen europäischen Ländern voraus. Was können wir dennoch von den Norwegern lernen?
 
Ich bezweifle Ihr Postulat. Wenn man den skandinavischen Freunden zuhört, dann gibt es gerade in Klima- und Umweltfragen viel Kritik an der deutschen Politik – sie ist vor dem Hintergrund der Rhetorik zu wenig engagiert, und sie ist zu wenig sichtbar. Und das selbst in den angrenzenden Regionen, wie beispielsweise der Ostsee.

Mehr Informationen finden Sie unter www.humboldt-exkursionen.de

Anmeldeschluss für eine Reiseteilnahme ist der 1. März 2011.

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