Dämmung, Pellets und Energiesparlampen sind kein Unsinn

In ihren "zehn größten Öko-Lügen" bezeichnete die Berliner Boulevardzeitung BZ in der gestrigen Ausgabe Wärmedämmung, Energiesparlampen und Pelletheizungen als unrentabel oder unwirksam für das Klima. Für den Hingucker am Kiosk lässt manche Redaktion wichtige Gesichtspunkte unter den Tisch fallen.

Auch wenn es für die BZ gut klingt, zehn Ökomärchen als solche zu enttarnen, ist deren Zusammenstellung misslungen. Im Kontext mit den hinsichtlich des Umweltnutzens umstrittenen Abwrackprämien und Biokraftstoffen stellt der BZ-Artikel auch Wärmedämmung, Energiesparlampen und Pelletheizungen als unrentabel oder unwirksam für das Klima dar. Das ist inhaltlich an mehreren Stellen falsch und täuscht die Verbraucher statt aufzuklären.

"Märchen 2: Erdwärme rechnet sich beim Neubau"
Die BZ erweckt den Eindruck, dass sich eine Wärmepumpe im Neubau grundsätzlich nicht lohnt, weil die wesentlich höheren Investitionskosten für eine Wärmepumpe mit Tiefensonde von der Heizkostenersparnis von jährlich 1.000 Euro erst nach 15 Jahren ausgeglichen würden und nach dieser Zeit die Heizung meist nicht mehr funktionstüchtig wäre. Kreditzinsen wären dabei noch nicht eingerechnet.
Was der Artikel der BZ verschwiegen hat: Üblicherweise geht man von einer Lebensdauer von 20 Jahren bei Heizungen aus. Eine jährliche Einsparung von 1.000 Euro ergibt sich auch, wenn man die Kreditzinsen berücksichtigt, weil es für Wärmepumpen üblicherweise eine Förderung gibt. Arbeitet die Wärmepumpe effizienter, d. h. liegt die Jahresarbeitszahl mit 4,0 etwas höher, rechnet sich die Wärmepumpe bereits nach 13 Jahren. Dennoch gilt: Ob und nach welcher Zeit sich eine Wärmepumpe lohnt, lässt sich nicht pauschal sagen, sondern muss im konkreten Fall berechnet werden. Pauschal zu behaupten, sie lohne sich nicht, ist unredlich.

"Märchen 4: Energiesparlampen sparen Energie"
Die BZ erweckt den Eindruck, dass Energiesparlampen statt der oft angegebenen 80 Prozent Energieeinsparung nur 50 Prozent Strom sparen. Zudem gingen sie bei häufigem Einschalten nach nur einem Jahr kaputt. Sie berufen sich dabei auf die Zeitschrift Ökotest.
Was der Artikel der BZ verschwiegen hat: Selbst Öko-Test kam im Test 10/2008 auf Einsparungen zwischen 50 bis 77 Prozent, zudem waren das Messverfahren und die Auswahl der getesteten Lampen umstritten. Stiftung Warentest kam auf Einsparungen bis über 80 Prozent. Die Schaltfestigkeit, also die Häufigkeit mit der eine Lampe an- und ausgeschaltet werden kann, variiert je nach Lampe deutlich. Vielen Lampen schadet es nicht. Manche Lampen können über 200.000 Mal geschaltet werden. Von 16 Energiesparlampen waren im bei Öko-Test immerhin 15 in der Schaltfestigkeit "befriedigend", "gut" oder "sehr gut". Hinsichtlich ihrer Gesamtenergiebilanz benötigen gute Energiesparlampen nur ein Fünftel der Energie von Glühbirnen trotz der aufwändigeren Herstellung und Entsorgung. Wer also gute Energiesparlampen kauft, kann auf jeden Fall einiges an Geld und Energie sparen. Inzwischen gibt es auch Energiesparlampen, die statt flüssigem Quecksilber das ungefährlichere Amalgam enthalten.

"Märchen 5: Wärmedämmung am Haus lohnt sich"
Die BZ erweckt den Eindruck, dass sich die Kosten für eine komplette Wärmedämmung für ein Einfamilienhaus erst nach 27 Jahren bezahlt machen würden, weil man von 1.800 Euro Heizkostenersparnis ausgehen müsste.
Was der Artikel der BZ verschwiegen hat: Die angenommene Heizkostenersparnis von nur 1.800 Euro pro Jahr ergibt sich nur für den aktuellen Heizöl- bzw. Gaspreis von acht Cent je Kilowattstunde. Legt man die Energiepreissteigerung der vergangenen zehn Jahre von jährlich sieben Prozent auch für die Zukunft zugrunde, rechnen sich die Maßnahmen bereits nach der Hälfte der Zeit.
Die angenommenen Kosten von 50.000 Euro für Dämmung und Iso-Fenster enthalten zudem auch Instandhaltungskosten, die ohnehin anfallen.

"Märchen 10: Heizen mit Pellets spart CO2"
Die BZ erweckt den Eindruck, dass für Holzpellets Bäume gefällt werden und Pellets wenig Energie liefern im Vergleich zum Herstellungsaufwand. Zudem seien für die Anlieferung dreimal mehr Lkw nötig als für Heizöl.
Was der Artikel der BZ verschwiegen hat: Pellets werden überwiegend aus Sägemehl, Hobelspänen und Waldrestholz gewonnen. Der Energieaufwand der Pelletherstellung liegt bei etwa drei Prozent des Energieinhalts der Pellets und nicht bei 17 Prozent, wie von der BZ allein für die Trocknung des Holzes behauptet. Auch wenn für die Anlieferung der Pellets doppelt so viele Lkw-Ladungen nötig sind wie für Heizöl, wird nicht berücksichtigt, dass das Öl erst um halbe Welt geschifft wird, Pellets üblicherweise aber aus der Region stammen. Die Klimabilanz der Holzpelletheizungen bleibt in jedem Fall positiv zu bewerten und ist weitaus besser als die von Ölheizungen. Sie liegt für die Holzpelletheizung bei 34 g CO2/kWh bereitgestellter Endenergie, bei der Öl-Niedertemperaturheizung bei 380 g CO2/kWh und selbst bei der effizienten Öl-Brennwertheizung noch bei 346 g CO2/kWh.

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