Carsten Wachholz im Kurzinterview

Carsten Wachholz vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) mahnt eine viel stärkere Förderung von naturverträglichen Formen der Landnutzung an, um hohe Treibhausgas-Emissionen aus der Landnutzung deutlich zu verringern.

Seit Ende 2006 arbeitet der Diplom-Umweltwissenschaftler Carsten Wachholz als Referent für Energiepolitik und Klimaschutz beim NABU-Bundesverband. Seit Oktober 2009 ist er zudem stellvertretender Leiter des Fachbereichs Umweltpolitik und Naturschutz in der NABU-Bundesgeschäftsstelle. Carsten Wachholz ist Mitglied der Global Task Force on Climate Change im Netzwerk von BirdLife International, dem Dachverband des NABU. In dieser Funktion begleitet er seit der Weltklimakonferenz auf Bali Ende 2007 auch die UN-Klimaverhandlungen.

1. Welcher Aspekt des Klimawandels wird bei der öffentlichen Diskussion in Deutschland bisher vernachlässigt?
   
Um eine ausreichende Reduktion unserer Treibhausemissionen insgesamt gewährleisten zu können, müssen wir viel stärker als bisher naturverträgliche Formen der Landnutzung fördern. Denn gerade feuchte Böden und Grünland speichern erhebliche Mengen Kohlenstoff. Schon mehr als 90 Prozent der Moore in Deutschland sind mehr oder weniger stark entwässert. Durch die Trockenlegung kommt der gespeicherte Kohlenstoff in Kontakt mit Sauerstoff und erhebliche Mengen an klimaschädlichen Treibhausgasen werden freigesetzt. Insgesamt tragen sie etwa 30 Prozent zu den Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft bei. Größte Verursacher sind dabei der Torfabbau und die Gewinnung von zusätzlichem Ackerland, was auch zum verstärkten Umbruch von Grünland in Deutschland führt, in dem ebenfalls große Mengen Kohlenstoff gespeichert sind. Grünlandumbruchverbote und Moor-Renaturierungsprogramme können daher helfen, die hohen Treibhausgas-Emissionen aus der Landnutzung deutlich zu verringern.


2. Was wäre aus Ihrer Sicht die wirkungsvollste Klimaschutzmaßnahme auf internationaler Ebene?

Wir müssen weg von dem jahrelangen Gefeilsche um unterschiedliche Prozentzahlen und Basisjahre für Reduktionsverpflichtungen sowie der gegenseitigen Blockade zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern bei den UN-Klimaverhandlungen. Deshalb sollte mittelfristig ein globales Budget für die insgesamt noch zulässigen Treibhaus-Emissionen vereinbart und entsprechend der Bevölkerungsstärke und Wirtschaftsleistung auf die Vertragsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention aufgeteilt werden. Ziel eines globalen Budgetansatzes muss es sein, dass sich die energiebedingten Emissionen bis 2050 weltweit einem einheitlichen Wert von einer Tonne Kohlendioxid pro Kopf und Jahr annähern. Die Verpflichtungen müssen regelmäßig und verbindlich alle fünf Jahre überprüft und den wissenschaftlichen Erkenntnissen des Weltklimarates IPCC angepasst werden.

3. Ich glaube an wirkungsvolle Ergebnisse des Gipfels, weil...

... sich viele Regierungen mittlerweile bewusst sind, dass die Weltöffentlichkeit keine Ausreden mehr beim Klimaschutz akzeptiert. Gleichzeitig nehmen die Auswirkungen und Kosten für die Bewältigung von Klimafolgen und Schäden durch Naturkatastrophen in vielen Regionen der Erde bereits jetzt so dramatisch zu, dass einzelne Länder und vor allem die betroffenen Menschen damit völlig überfordert sind. Damit steigt der politische Druck auf die Staats- und Regierungschefs, endlich zu handeln: Absichtserklärungen gab es schon vor zwei Jahren bei der Klimakonferenz auf Bali und auf zahlreichen Vorbereitungstreffen. Kopenhagen muss jetzt endlich den Durchbruch für ein völkerrechtlich verbindliches und einklagbares Abkommen für die Zeit nach 2012 bringen. Zu Recht steht dabei die politische Auseinandersetzung um den notwendigen Strukturwandel in der Energiewirtschaft, beim Verkehr und in der Industrie im Mittelpunkt. Denn hier sind schon in den nächsten Jahren umfangreiche Investitionen in Klimaschutztechnologien erforderlich, für die nur ein starkes globales Abkommen die mittel- und langfristig notwendigen Rahmenbedingungen absichern kann. Zukunftsorientierte Unternehmen fordern daher inzwischen gemeinsam mit den Umweltorganisationen von den Gipfelteilnehmern in Kopenhagen klare und verlässliche Beschlüsse ein.

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