Zement und Methanol aus CO2 herstellen?

„Stimmt es, dass man aus CO2 Zement und Methanol herstellen kann?“ (Irina Klaric, Hannover)

Gestalteter Beton - angemalt mit einem Wiesenmotiv(c) iStock/simonox

Dietmar Schüwer (Wuppertal Institut für Klima): „In der Tat gibt es eine Diskussion in der Chemieindustrie und in der Forschung darüber, CO2 zu recyceln, indem man es in Zement bindet oder Methanol damit herstellt. Generell klingt die Verwendung von CO2 als Rohstoff zwar verlockend, es tun sich aber mehrere schwerwiegende Probleme auf:

Die globalen Emissionen durch fossile Brennstoffe übersteigen das derzeit genutzte Potenzial  im Bereich des so genannten CO2-‚Recyclings’ etwa um den Faktor 500 bis 1.000. Selbst unter optimistischen Annahmen könnte die Wiederverwendung von CO2 nur einen Bruchteil (etwa ein bis fünf Prozent) der derzeitigen CO2-Emissionen binden.

Außerdem besteht große Unsicherheit darüber, wie lange dieser Prozess das CO2 in dem jeweiligen Material binden kann. Schätzungen reichen je nach Verwendung von einigen Tagen bis hin zu einigen Jahrzehnten.

Und auch eine andere Rechnung muss aufgemacht werden: Wie viel Energie wird zum Recycling von CO2 benötigt? Wie viele sonstige Schadstoffe werden freigesetzt?

Dass diese Fragen relevant sind, zeigt das Beispiel der Methanolerzeugung aus dem CO2 aus Kohlekraftwerken. Methanol kann als Kraftstoff oder Kraftstoffzusatz eingesetzt werden. Für die Herstellung des dafür benötigten Wasserstoffs wird gut das Fünffache des Energiegehalts des hergestellten Methanols an Strom benötigt. Deshalb macht der Prozess nur dann Sinn und reduziert tatsächlich CO2-Emissionen, wenn der benötigte Strom aus CO2-freien Energieträgern erzeugt wird. In diesem Falle würde sich also die Frage stellen, ob man nicht direkt CO2-freien Strom anstelle von Strom aus Kohle erzeugen sollte.

Aus dieser einfachen überschlägigen Energiebilanz lässt sich ableiten, dass die Verwendung von CO2 zur Methanolerzeugung kein Argument für ein ‚Weiter-so-mit-Kohlekraftwerken’ sein kann. Insgesamt wird die stoffliche Nutzung des ausgestoßenen CO2 unserer Einschätzung nach auf absehbare Zeit keinen bedeutenden Beitrag zur CO2-Emissionsminderung leisten können. Es sei denn, man baut die Erneuerbaren Energien sehr intensiv aus – aber eben genau dann könnte man auf die fossilen Energiequellen ohnehin verzichten.“

 

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