Photovoltaik Eigenverbrauch: Definition & Berechnung
Solaranlagen auf Wohnhäusern lohnen sich umso stärker, je mehr Solarstrom Sie selbst verbrauchen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie den Eigenverbrauch berechnen und optimieren. Außerdem das Wichtigste zur EEG-Umlage auf Eigenverbrauch sowie zur Autarkie mit Photovoltaik.
SolardachCheck: Photovoltaik prüfen
Würde sich Photovoltaik auf Ihrem Dach lohnen? Was bringt ein Speicher in Ihrem Fall? Finden Sie heraus, mit welchen Erträgen Sie rechnen können:
Die wichtigsten Fakten im Überblick
- Eigenverbrauch lohnt sich stärker als die Einspeisevergütung
- mit einem Speicher sind bis zu 80 Prozent Eigenverbrauch möglich
- vollständige Autarkie mit Photovoltaik ist nicht sinnvoll
- Photovoltaik auf Einfamilienhäusern ist meist von der EEG-Umlage befreit
Solarstrom: Einspeisung oder Eigenverbrauch?
Für Photovoltaik auf Wohnhäusern gilt generell: Je höher der Eigenverbrauch eines Haushalts mit Solaranlage ist, desto stärker lohnt sie sich. Ein durchschnittlicher Haushalt nutzt 25 bis 35 Prozent des Solarstroms selbst – für Haushaltsgeräte vom WLAN-Router bis zur Waschmaschine. Der Rest wird automatisch ins Stromnetz eingespeist. Dafür erhalten Sie eine Einspeisevergütung.
Erhöhen lässt sich die Eigenverbrauchsquote zum Beispiel, indem Sie die Spülmaschine tagsüber statt spätabends laufen lassen oder indem Sie mit einer Wärmepumpe heizen oder ein Elektroauto laden, solange es hell ist.
Photovoltaikanlage & Eigenverbrauch: Warum lohnt sich das?
Eigenverbrauch lohnt sich stärker als das Einspeisen ins Netz, weil eigener Solarstrom billiger ist als Strom vom Energieversorger. Das liegt daran, dass auf Eigenverbrauch weniger Steuern und Umlagen fällig werden als bei üblichen Stromverträgen. Der Vorteil durch Eigenverbrauch ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Ein wichtiger Grund sind die immer weiter sinkenden Kosten für Photovoltaik-Module, eigener Solarstrom wird deshalb immer günstiger.

Photovoltaik rentiert sich vor allem durch den Eigenverbrauch des Solarstroms. Foto: Grammer Solar / R. Ettl
Wer den Sonnenstrom selbst nutzt (Eigenverbrauch), kann richtig Geld sparen: zwischen 9 und 23 Cent je Kilowattstunde. Diese Einsparungen könnten in einigen Fällen noch durch Einkommenssteuer und/oder Umsatzsteuer vermindert werden. Grundsätzlich gilt aber auch dann: Eigenverbrauch von Solarstrom lohnt sich! Zum Vergleich: Für ins Netz eingespeisten Solarstrom gibt es weniger als 8 Cent pro Kilowattstunde – und auch auf diese Einspeisevergütung können Steuern fällig werden.
So viel kostet selbstproduzierter Solarstrom
Die Kilowattstunde Sonnenstrom lässt sich derzeit für 10 bis 13 Cent erzeugen. Dieser Wert ergibt sich aus
- der Investition von 1.400 Euro je Kilowatt,
- den prognostizierten Erträgen und
- der Laufzeit von 20 Jahren.
- Hinzu kommen noch Wartungskosten von 200 bis 400 Euro pro Jahr.
Dagegen stehen hohe Bezugskosten für Netzstrom von durchschnittlich 32 Cent je Kilowattstunde. Selbst Sondertarife für Wärmepumpen kosten noch um die 22 Cent pro Kilowattstunde.
Kosten für Netzstrom: | 22 bis 32 Cent je kWh |
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Kosten für Sonnenstrom: | 10 bis 13 Cent je kWh |
Einsparung durch Eigenverbrauch (vor Steuern): | 9 bis 22 Cent je kWh |
Zum Vergleich: Einspeisevergütung seit März 2021 | < 8 Cent je kWh |
Ist Eigenverbrauch steuerpflichtig?
Selbst verbrauchter Solarstrom unterliegt grundsätzlich der Pflicht zur Zahlung der Einkommenssteuer. Eigenverbrauch wird dabei ähnlich behandelt wie die Einspeisevergütung, die ein Haushalt für den Solarstrom bekommt, den er ins Stromnetz einspeist. Bei der Einkommenssteuer gelten jedoch Freibeträge.
Außerdem kann auf Eigenverbrauch noch Umsatzsteuer fällig werden – für die Einspeisevergütung gilt das aber auch. Nähere Informationen finden Sie in unserem Artikel Photovoltaik – Kosten & Finanzierung.
Wie hoch ist die EEG-Umlage bei Eigenverbrauch?
Hausbesitzer*innen müssen auf den Eigenverbrauch aus ihrer Photovoltaikanlage in der Regel keine EEG-Umlage zahlen. Für 2021 bedeutet das vermiedene Kosten von 6,5 Cent pro Kilowattstunde. Eine verminderte EEG-Umlage wird seit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2021 erst bei Anlagen fällig, die mehr als 30 Kilowatt-Peak haben und mehr als 30.000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Vorher lag die Freigrenze bei 10 Kilowatt-Peak und 10.000 Kilowattstunden.
Seit 2021 lohnt es sich für Hausbesitzer*innen mit ausreichend großen Dachflächen also wieder, Photovoltaik mit mehr als 10 Kilowatt-Peak anzuschaffen. Auch für den Klimaschutz gilt bei Solarenergie die Faustregel: Dachflächen ausnutzen! Für PV-Anlagen über 10 Kilowatt-Peak sind aber etwa 60 Quadratmeter freie Dachfläche oder mehr nötig.
Wird die Freigrenze überschritten, wird für jede darüber hinausgehende Kilowattstunde ein Satz von 40 Prozent der EEG-Umlage fällig. Im Jahr 2021 liegt die volle EEG-Umlage bei 6,5 Cent pro Kilowattstunde.
Wie wird der Eigenverbrauch bei Photovoltaik berechnet?
Den Eigenverbrauch zeigt die Software zur Überwachung der PV-Anlagen häufig schon automatisch an. Ansonsten lässt sich der Eigenverbrauch in wenigen Schritten berechnen:
- Erzeugte Menge an Solarstrom am PV-Zähler ablesen.
- Ins Netz eingespeiste Strommenge am Zweirichtungszähler ablesen, über den viele Solaranlagen bereits verfügen.
- Der Eigenverbrauch ergibt sich aus der gesamten erzeugten Strommenge abzüglich der ins Netz eingespeisten.
- Die Eigenverbrauchsquote ist der Anteil des Eigenverbrauchs an der gesamten erzeugten Menge von Solarstrom.
Wenn Sie noch keine Photovoltaikanlage haben, können Sie den Eigenverbrauch auch mit einem Rechner abschätzen. Ganz einfach geht das mit dem Photovoltaik-Rechner. Basierend auf Ihrem Stromverbrauch und dem geschätzten Solarertrag finden Sie in der Auswertung auch den Eigenverbrauchsanteil am Solarertrag. Bei den meisten Haushalten liegt dieser zwischen 25 und 35 Prozent.
Eigenverbrauchsquote & Autarkiegrad: Was ist der Unterschied?
Eigenverbrauchsquote und Autarkiegrad bedeuten unterschiedliche Dinge:
- Eine Eigenverbrauchsquote von 100 Prozent bedeutet: Sie verbrauchen den gesamten Strom aus Ihrer Photovoltaikanlage selbst und speisen nichts ins Netz ein.
- Ein Autarkiegrad von 100 Prozent bedeutet: Sie decken Ihren gesamten Strombedarf mit eigenem Solarstrom und beziehen keinerlei Strom aus dem Netz.
Wie viel Prozent Eigenverbrauch ist bei Photovoltaik möglich?
Theoretisch sind mit einer Solaranlage über 90 Prozent Eigenverbrauch machbar. Doch ist solch ein hoher Eigenverbrauchsanteil auch sinnvoll? Eher nicht, denn selbst mit einem Batteriespeicher liegt die Eigenverbrauchsquote selten über 70 Prozent. Ein noch höherer Eigenverbrauch lässt sich meistens nur durch kleine Photovoltaikanlagen mit weniger als 4 Kilowatt-Peak erzielen: Je weniger Solarstrom eine PV-Anlage erzeugt, desto leichter ist es schließlich, ihn selbst zu verbrauchen.
Für den Klimaschutz ist es aber sinnvoller, möglichst das ganze Dach für Photovoltaik-Module zu nutzen. Überschüsse können Besitzer*innen ins Stromnetz einspeisen. So erhalten auch andere Menschen klimafreundlichen Solarstrom. Mieter*innen haben die Möglichkeit, einen kleinen Teil ihres Stromverbrauchs durch eine Balkon-Solaranlage zu decken.
Mit dem SolardachCheck können Sie vorab testen, welches Verhältnis von Modulfläche und Eigenverbrauch bei Ihrem persönlichen Stromverbrauch finanziell am sinnvollsten ist. Im Folgenden erklären wir Ihnen außerdem, wie Sie den Eigenverbrauch bei Photovoltaik optimieren.
Wie viel Prozent Autarkie ist bei Photovoltaik möglich?
Je nach Ausgangssituation sind unterschiedliche Grade an Unabhängigkeit vom Energieversorger möglich:
- Die Kombination aus Solaranlage und Speicher kann den Autarkiegrad auf bis zu 80 Prozent steigern. Abends können Sie dabei einen Großteil Ihres Stromverbrauchs aus dem Batteriespeicher beziehen.
- Eine hohe Autarkiequote lässt sich auch durch eine möglichst große Photovoltaikanlage ohne Speicher erzielen. Mit 30 Kilowatt-Peak können rund 30.000 Kilowattstunden Solarstrom pro Jahr erzeugt werden. Eine solche Anlage stellt auch bei wenig Sonnenschein im Winter ausreichend Leistung zur Verfügung, um den Bedarf eines Haushalts mit etwa 5.000 kWh pro Jahr bei Tageslicht zu decken. Um PV-Strom bei Dunkelheit nutzen zu können, ist dagegen immer ein Speicher notwendig.
- Ein dritter Weg zu einer hohen Autarkiequote ist die Kombination von Photovoltaik und einem Blockheizkraftwerk (BHKW) oder einer Brennstoffzellen-Heizung. Diese Anlagen erzeugen gleichzeitig Strom und Wärme – und das rund um die Uhr. Für den Klimaschutz ist das aber nicht die optimale Lösung: BHKW und Brennstoffzellen sind zwar hocheffizient, werden in der Regel aber mit Erdgas betrieben.
Wer eine möglichst hohe Autarkie bei der Energieversorgung anstrebt, sollte also auf beides achten: Strom und Wärme. Solch eine integrierte Lösung ist zum Beispiel Photovoltaik mit einer Wärmepumpe. In unserem Überblick finden Sie noch weitere Möglichkeiten zum Heizen mit erneuerbaren Energien.

Wie lässt sich bei Photovoltaik der Eigenverbrauch optimieren?
- Photovoltaik-Speicher nutzen, um Strom später zu verbrauchen
- Elektroauto als zusätzlichen Speicher und Verbraucher verwenden
- mit einem Heizstab Warmwasser bereiten
- mit einer Wärmepumpe heizen und Warmwasser bereiten
- elektrische Geräte mit hohem Verbrauch bei Sonnenschein verwenden (wie z. B. Waschmaschine oder Spülmaschine)
Photovoltaik für Warmwasser
Eine preiswerte Möglichkeit, den Eigenverbrauch von Solarstrom zu erhöhen, ist die Warmwasserbereitung. Dafür genügt ein Elektroheizstab im Warmwasserspeicher. Ein Energiemanagementsystem nutzt Überschüsse aus der Photovoltaikanlage automatisch, um Warmwasser zu bereiten.
Oft ist die Warmwasserbereitung mit Solarstrom inzwischen auch günstiger als über die Gastherme. Im Sommer können Sie eine vorhandene Gastherme sogar ganz ausschalten. Der Heizstab läuft tagsüber und der Warmwasserspeicher hält genug warmes Wasser für den Abend oder Morgen vor. Noch mehr Möglichkeiten gibt es mit Photovoltaik und einer Wärmepumpe: Mit ihr können Sie Warmwasser bereiten und auch noch heizen.

Der Eigenverbrauch von Solarstrom lässt sich mit einem Elektroauto steigern. Foto: IBC SOLAR
Photovoltaik fürs Elektroauto
Steht ein Elektroauto tagsüber vor dem eigenen Haus, lässt es sich mit Strom aus der Photovoltaikanlage laden. Wichtig sind dabei folgende Punkte:
- Ladestation auswählen, die passende Schnittstellen für die Photovoltaikanlage hat. Auskunft gibt zum Beispiel der PV-Hersteller.
- Solaranlage mit mindestens 5 Kilowatt-Peak installieren. Sie muss auch abends noch genug überschüssigen Solarstrom für das Elektroauto erzeugen.
- Energiemanagementsystem anschaffen: Die Software lädt das Elektroauto abhängig von der Solarerzeugung und den eigenen Fahrwünschen.
Möchten Sie sich eine Solaranlage zulegen, sollten Sie diese also so weit wie möglich auf Ihren Eigenverbrauch auslegen. Überschüssiger Strom sollte aber auf jeden Fall ins Netz eingespeist werden, um keine wertvolle Energie zu verschwenden und klimafreundlichen Ökostrom auch anderen Stromnutzer*innen zur Verfügung zu stellen.
Photovoltaik ohne Einspeisung ans Hausnetz anschließen?
Eine Photovoltaikanlage ohne Einspeisung ins Stromnetz heißt auch Inselanlage. Überschüssiger Strom ließe sich in diesem Fall zum Beispiel dafür verwenden, über einen Heizstab Warmwasser zu erzeugen. Für den Klimaschutz ist das aber eine schlechte Lösung. Über 65 Prozent des eigenen Solarstroms würden so für eine ineffiziente Form der Warmwasserbereitung verschwendet.
Wird überschüssiger Strom dagegen ins Netz eingespeist, hat das deutlich mehr Vorteile:
- Für überschüssigen Strom gibt es eine Einspeisevergütung.
- Der Solarstrom fließt über das Stromnetz an andere Haushalte und wird so effizient genutzt.
Möchten Sie sich eine Solaranlage zulegen, sollten Sie diese also so weit wie möglich auf den Eigenverbrauch auslegen. Denn damit kommen Sie finanziell am besten weg. Überschüssiger Strom sollte aber auf jeden Fall ins Netz eingespeist werden, um keine wertvolle Energie zu verschwenden und auch anderen Verbraucher*innen klimafreundlichen Strom zur Verfügung zu stellen.
Autor: Manuel Berkel